Übersicht alle
bisherigen Ausstellungen |
KIK Fotos und Berichte
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Samstag,
4. September 2021Markus Schmidel
& Bernard Ante
Kulturstadtrat Stephan Schimanowa zeigte
sich freudig, dass es ihm gelungen ist, die Veranstaltungsreihe wieder in
sein Referat zu bringen: „Kunst kann Brücken schlagen, wo die Religion das
nicht mehr vermag. Daher darf diese Veranstaltungsreihe nicht aufhören.“
Neo-Stadtpfarrer Adolf Valenta begrüßte ebenso die Ausstellung: „Es ist
sehr schön für eine Pfarre tätig zu sein, die Platz für Verschiedenes
bietet.“
Bürgermeister Hans Stefan Hintner, der mit den Künstlern schon seit Jahren
bekannt ist, hatte nur lobende Worte für deren Arbeit: „Den Wiener
Neudorfer Bernard Antl kenne ich bereits seit meiner Schulzeit. Es war
schon in frühen Jahren klar, dass die Werke der beiden Künstler einen
hohen Marktwert im Kunsthandel erreichen werden.“
Bekannt wurden die Künstler im Jahr 2013 durch das Bühnenbild des
Peter-Turrini-Stücks „Aus Liebe“, was nun im Leopold-Museum zu sehen ist.
Das Thema Schichtarbeit ist in mehrere Richtungen zu deuten. Einerseits
bedient es die Arbeitszeit der Künstler – tagsüber für das Theater, in der
Freizeit an den eigenen Bildern. Andererseits bezeichnet es die Entstehung
der Bilder. So wird auf Leinwand schichtweise dünnes mit Knochenleim,
Wasser und Farbe vermischtes Japanpapier aufgelegt. Die Natur dient den
beiden abstrakten Malern als Inspirationsquelle dient und es entstehen
Landschaften, Berge, Horizonte und Himmels-gewölbe
(Martina Cejka / Bezirksblätter)
Dr. Susanna
Bichler-Rosenberger
Siehe
auch:
Führung im Dom Museum Wien, Fragile Schöpfung am 15. Sept. 2021
mit Susanne Bichler-Rosenberger |
Vernissage |
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Sona MacDonald
&
Herb Berger (mehr
über die Künstler
im Programm) |
Kurzvideo Sona MacDonald & Herb Berger
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Kurzvideo Sona MacDonald & Herb Berger
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Begrüßung Pfarrer Adolf Valenta
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Eröffnung Bürgermeister Hans Stefan Hintner
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Einführung in das Werk DIE SCHICHTARBEITER
Dr. Susanne Bichler-Rosenberger |
Der Name des 2011 von Bernard Antl und
Markus Schmidel gegründeten Künstlersduos „Die Schichtarbeiter“
bezieht sich auf die Schichten ihres künstlerischen Tuns.In der ersten
(Tages-) Schicht arbeiten sie als Bühnen(bild-)maler in den
Werkstätten des Wiener Theaters in der Josefstadt. Auf ihre berufliche
Verpflichtung folgt in der zweiten Schicht ihre freie malerische
Tätigkeit, in der sie gemeinsam ihre künstlerische Vision
verwirklichen.
Aber auch maltechnisch ist ihre Arbeit von Mehrschichtigkeit bestimmt:
Während Bernard Antl von der grafischen Kunst geprägt ist und sich in
seinen früheren Arbeiten vorwiegend mit den vielfältigen Möglichkeiten
des Arbeitens mit Papier auseinandergesetzt hat, kommt Markus Schmidel
von der klassischen Ölmalerei her. Die Bilder, die sie gemeinsam
erschaffen, sind eine Kombination aus beiden Welten. Sie entstehen,
indem auf die mit Farben getränkte Leinwand, die auf dem Boden liegt,
mehrere Schichten von dünnem Japanpapier aufgebracht werden, die
wiederum Farbe und Knochenleim aufnehmen und von beiden Malern
geschüttet und mit Pinseln, Tüchern und anderen Werkzeugen so verteilt
werden, dass ein flirrendes Oberflächenrelief entsteht, das sich je
nach Beleuchtung und Standort des Betrachters zu verändern scheint…
Trotz ihres abstrakten Charakters vermitteln die Bilder eine
Atmosphäre, die an einen Landschaftsraum erinnert. Auch wenn es nicht
Intention der Künstler ist, Natur abzubilden, so ist sie doch ihre
wichtigste Inspirationsquelle. Für den Mödlinger Karner haben sie eine
in ihrem Oeuvre (und für den Ausstellungsraum) neue Idee verwirklicht,
indem sie vier Panoramabilder geschaffen haben, die sich an die
zylindrische Form des Raumes anpassen, dem Betrachter ein umfassendes
Raumerlebnis ermöglichen und dazu einladen, sich intensiv in die
mystischen Tiefenschichten ihrer Bilderwelten zu versenken. |
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Mitschrift & Text: dr |
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Sonntag,
5. September 2021
Univ.-Prof. DDr. Rudolf Leeb
studierte evangelische Theologie und
Kunst-geschichte (Nebenfach: Judaistik), sowie
Byzantinistik in Wien und Tübingen. 1984 legte er das theologische Examen
ab. 1987 erwarb er den Magister in Kunstge-schichte.
Ab 1987 war er Assistent am Institut für Kirchengeschichte, Christliche
Archäologie und Kirchliche Kunst an der Evangelisch-Theo-logischen
Fakultät in Wien. Nach der Promotion 1989 zum Dr. theol. im Fach
Kirchengeschichte die Promotion am 4. Juli 1994 zum
Dr. phil. in Kunst-geschichte und der Habilitation
Oktober 1995 für die Fächer Kirchen-geschichte,
Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst.
(Quelle: Wikipedia)
Arbeitsschwerpunkte:
- Christianisierungs-prozesse in der Spätantike und im frühen Mittelalter.
- Christliche Ikonographie und Kunst im kirchlichen Raum (Kirchenbau und
bildende Kunst im Protestantismus).
- Geschichte des Protestantismus in Österreich.
- Kalender des Filocalus.
Projekte:
> Der Geheimprotestantis-mus in europäischer
kirchengeschichtlicher Perspektive.
> Der Protestantismus in Tirol im 19. Jahrhundert (gemeinsam mit Prof. Dr.
Stefan Schima).
> Die lutherische Theologie der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in den
habsburgischen Ländern.
Die evangelische Kirche Österreichs in der Zeit des Nationalsozialismus.
> Das Toleranzbethaus und seine Stellung in der Geschichte des
protestantischen Kirchenbaues.
> Regensburg und der österreichische Protestantismus.
> Der Kalender von 354 (Überlieferungsgeschichte und Kommentar).
Qielle: https://etfkg.univie.ac.at |
Rudolf Leeb:
Das Protestantenpatent und die Auswirkungen
auf die Mödlinger Gesellschaftsschichten |
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Univ. Prof. Rudolf Leeb begann seinen
Vortrag mit der Bemerkung, dass er sich nicht nur auf die
protestantischen Gesellschaftsschichten Mödlings beziehen kann und
möchte, da auch andere konfessionelle Gruppierungen relevante
Schichten in der Entwicklung Mödlings bildeten.
Abgesehen von der im Mittelalter katholischen
Bevölkerung Mödlings ist im 14. Jahrhundert erstmalig eine jüdische
Gemeinde nachweisbar, die in der damaligen Judengasse (heute
Elisabethstraße) ihr religiöses Zentrum hatte, aber bereits Mitte des
15. Jahrhunderts wieder völlig ausgelöscht wurde.
Heute lässt sich leider in der Elisabethstrasse 7, im linken neuen
Teil der Buchhandlung Kral, keine Synagoge mehr erahne. Bereits vor dem
ersten Osmanensturm 1529 wurde der Markt Mödling rasch protestantisch
und auch der Wiederaufbau des Ortes nach 1529 geschah durch die
mehrheitlich protestantische Bevölkerung. Gottesdienste fanden damals
in der Spitalskirche statt, da diese keine Pfarrkirche war, konnten
dort auch evangelische Geistliche predigen, obwohl Mödling ein
landesfürstlicher und daher vom Landesherrn her eigentlich
katholischer Markt war. Der Patronatsbrief von 1556 mit dem
Präsentationsrecht für die Pfarrer von St. Othmar bewirkte somit
anfangs genau das Gegenteil der erwünschten Rekatholisierung, sondern
unterstützte die Etablierung einer starken protestantischen Gemeinde
mit qualifiziertem evangelisch-lutherischen Unterricht und
selbstbewusst agierenden Ratsmitgliedern und Richtern.
Die
Gegenreformation griff aber auch ab etwa 1580 mit zunehmend
politischem Druck und Mitte des 17. Jahrhunderts war Mödling wieder
katholisch. Bemerkenswert daher der „Protestantenstein“ von 1581,
eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse des protestantischen
Bekenntnisses eines prominenten Mödlinger Bürgers. Auch die beiden
evangelischen Epitaphe in der Spitalskirche zeugen von Familien mit
hohem sozialen Status.
Erst ab dem Toleranzpatent 1781 gab es weitgehende Freiheiten zur
Religionsausübung, allerdings war die Errichtung von evangelischen
Kirchen noch beschränkt und bestimmten Regeln unterworfen. In der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelten sich wieder Evangelische
und Juden in der Stadt an und in der zweiten Jahrhunderthälfte kam es
zu einem starken Anwachsen sowohl der protestantischen als auch der
jüdischen Bevölkerung.
In dieser Zeit brachte das Protestantenpatent von 1861 eine
Gleichstellung mit der katholischen Bevölkerungsgruppe. Es kam zu
einem starken Zuzug aus evangelischen Gebieten der Monarchie und aus
Deutschland. U.a. siedelte sich Friedrich Schüler, Direktor der
Südbahngesellschaft, in Mödling an. Er finanzierte einen evangelischen
Kindergarten und 1875, dem Jahr der Stadterhebung Mödlings, wird die
evangelische Kirche auf einem vom ersten Kurator der Evangelischen
Gemeinde Mödling Heinrich Rupprecht zur Verfügung gestellten Baugrund
errichtet. Gleichzeitig kommt es zur Gemeindegründung. Auch der
Architekt der Kirche Eugen Sehnal war eng mit den anderen
städtebaulichen Erweiterungen Mödlings verbunden. Im Umfeld der
evangelischen Gemeinde kam es zu Vereinsgründungen mit vornehmlich
volksbildnerischer und sozialer Ausrichtung.
Die
Ansiedelung neuer Großbetriebe rund um Mödling geschah hauptsächlich
durch evangelische deutsche Industrielle wie Fleischmann, Bokmayer,
Stoll oder Kaiser (nachmals König und Bauer), die auch sehr aktiv im
Gemeindeleben Mödlings mitwirkten. Auch kulturell kam es zu Vereins-
und Schulgründungen u.a. durch die Familien Marx und Cajar
(Beethoven-Musikschule in den 30er Jahren). Ab 1900 gewann die
evangelische Konfession zunehmend an Zulauf durch die „Los von
Rom-Bewegung“ durch liberal und fortschrittlich gesinnte Katholiken
aber auch jüdische Intellektuelle, deren oftmals großdeutsche
Gesinnung später nahtlos in den Anschlussgedanken mündete und auch als
antiklerikal einzustufen ist. Sie waren gegenüber der
Habsburgermonarchie und später dem Ständestaat kritisch eingestellt.
Diese Aufbruchsbewegung führte zur Planung eines neuen
Gemeindezentrums samt größerer Kirche in der Badstraße neben der
Fischermühle. Der Anschluss 1938 brachte aber diese Pläne schnell zum
Erliegen. Der einzige Protestant in direktem Zusammenhang mit dem
Stauffenberg- Attentat war übrigens ein Absolvent der Mödlinger
Gewerbeschule, Robert Bernardis.
Das 2. Vatikanische Konzil brachte deutliche Erleichterungen im Umgang
der christlichen Konfessionen und bereits in der Nachkriegszeit und
dann vor allem in den 1970er Jahren kam es in Mödling sehr früh zu
intensiver ökumenischer Zusammenarbeit, dokumentiert durch das
gemeinsame Pfarrblatt „Kirche in Mödling“ ab 1972.
Abschließend macht Prof. Leeb an Hand eines persönlichen Erlebnisses
deutlich, wie nahe wir alle „an der Geschichte sind“: beim Tod der
96jährigen Frau Marx wird ihm klar, dass nur 15 Mal diese Lebensspanne
zurückgerechnet genügt, um in der Zeit der römischen Antike zu sein
und nur 5 solcher Lebensspannen in die Zeit der Reformation führen.
Geschichte wirkt also weit in unser eigenes Leben hinein und
beeinflusst unser Denken und Handeln. |
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Mitschrift & Text: dr |
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Freitag,
10. September 2021Univ.-Prof. Dr.
Michael Götzinger
Einschlüsse in der westlichen Wand des
Karners:
Geologische Karte
Gesteine des Dolomit-Kalks
Jura-Kalk als
Bausteine
Gesteine der Ober-Trias
Dolomit & Plattenkalk
Prof. Michael Götzinger
beim Vortrag im Karner
Michael Götzinger
engagiert sich ehrenamt-lich seit vielen Jahren im
WIENERWALDMUSEUM
in Eichgraben. Bei einem Besuch dort erfahren sie sehr viel
über die Themen-bereiche: Wienerwald, die Flyschzone des Tullner Beckens,
Ur- & Frühge-schichte und über das lokale Handwerk. |
Geologische Schichten Mödling,
Karner, St. Othmar ......
Dr.
Michael Götzinger |
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Prof.
Götzinger begann seinen Vortrag mit einem Überblick der
unterschiedlichen Gesteinsschichten und deren Alter: die jüngsten
Schichten sind nacheiszeitliche Ablagerungen z.B. des Mödlingbaches,
darunter bzw. in der Ebene kommen die Meeressedimente des Miozäns (ca.
16 -7 Mio. Jahre) vor, gefolgt von den Gesteinen des Dolomitbereichs
südwestlich und westlich von Mödling (im Wesentlichen der Bereich
Kalenderberg, Jennyberg , Anninger, aus der Ober-Trias, 230 – 200 Mio.
Jahre alt) und den ältesten Schichten aus dem Permoskyth (mit Gips,
255 Mio Jahre z.B. im Bereich der Seegrotte) bis Mitteltrias (ca. 230
Mio Jahre) mit Jura-Einschaltungen.
Speziell die ältesten Schichten mit Gipsvorkommen wurden bergbaulich
genutzt (Seegrotte, Preinsfeld bei Heiligenkreuz) und führten in der
Folge zu Einbrüchen der unterirdischen Hohlräume, die auch heute immer
wieder zu Bodeneinbrüchen oder Absenkungen führen und nun mühsam
wieder aufgefüllt werden müssen. Der an sich farblose Gips ist
mitunter durch Eisenoxide rötlich gefärbt und stammt aus
Meeresablagerungen, die sich tektonisch gehoben haben.
Zu
diesen ältesten Schichten gehört auch ein sehr beliebter polierbarer
Kalkstein, der schwarze, weiß geäderte Gutensteiner Kalk, auch
fälschlich als Marmor bezeichnet, der z.B. Beim Weihwasserbecken in
Heiligenkreuz verwendet wurde und ein beliebter Altarstein war. Auch
der Bergrücken mit der Burg Liechtenstein gehört dazu, die lichte,
helle Farbe entsteht durch Verwitterungsschichten an der Oberfläche
und gab der Burg ihren Namen.
Gesteine
des Jura zeichnen sich durch zahlreiche Fossilien-Einschlüsse aus und
können in unterschiedlicher Färbung auftreten, sie sind beliebte
Dekorsteine und fanden z.B. bei alten Grabsteinen in St. Othmar oder
auch dem neuen Boden im Altarbereich Verwendung. Alte Steinbrüche sind
heute oft nur noch schwer auffindbar, da sie meist komplett
überwachsen bzw. verbaut sind. Im Bereich der Tirolerhofsiedlung wird
aber heute noch Crinoidenkalk aus dem Jura abgebaut, diese Steine
finden sich auch in der Mauer am Kirchenplatz.
Der
Dolomitbereich wiederum zeichnet sich durch schroffe Formen im Bereich
der Klausen aus, es gibt kaum eine Verwitterungsschicht und auf der
dünnen Humusschicht gedeihen nur Flachwurzler wie die Schirmföhren.
Steinbrüche z.B. in Gaaden produzieren z.B. Streusplitt in großem
Ausmaß. Die Burg Mödling wurde nach deren Devastierung durch einen
Brand 1776 verkauft und als Steinbruch großteils zur
Mödlingbach-Verbauung verwendet. Steinbrüche im Rehgraben zeigen heute
noch Hauptdolomit und Plattenkalk, beide sind wichtig zur
Zementherstellung und wurden auch in einem Zementwerk in der heutigen
Fabriksgasse verwendet.
Die Sedimentgesteine in der Uferzone der Paratethys (das heutige
Wiener Becken und weite Teile Pannoniens waren im Miozän von einem
tropischen Meer bedeckt) zeigen verschiedene tonige Ablagerungen und
wurden schon zu Römerzeiten zur Ziegelherstellung verwendet, es gibt
aber auch Kalksandsteine und Konglomerate aus dem Badenium und
Sarmatium, die u.a. auch zum Bau von St. Othmar verwendet wurden.
Einen Steinbruch dazu vermutet Prof. Götzinger in Nussdorf und im
Westen von Maria Enzersdorf, da sich dort eine größere Bodenvertiefung
ausmachen lässt.
(zum
Erraten, wo das ist, geht es hier zur unbeschrifteten Karte aus dem
NöAtlas)
Sowohl am Karner auch an St. Othmar lässt sich der Unterschied des
Altbestandes und der restaurierten und ergänzten Teile aus Leithakalk
(wahrscheinlich aus St. Margarethen)
zeigen.
Der Abbau des „Inzersdorfer Tegels“ begann in großem
Stil im 19. Jhdt. (Alois Miesbach, Heinrich Drasche) und wird bis
heute von der Fa. Wienerberger fortgesetzt.
Zum Ende seines sehr informativen aber auch kurzweiligen Vortrags
verwies Prof. Götzinger noch auf die mittelalterlichen Fresken im
Karner und die damals verwendeten mineralischen Pigmente, die auch ein
besonderes Interessensgebiet für ihn darstellen. |
Wie Prof. Michael
Götzinger dem Fotografen dieser Bilder nach dem Vortrag erzählte,
lässt ihn die Frage "Wo sind die vielen Steine von St. Othmar her?"
nicht in Ruhe und er nützt persönliche Kontakte, zuletzt in Brunn, um
diese Fundorte zu finden. Immer wahrscheinlicher wird ein Steinbruch,
der sich in der Nähe des Felsenkellers befand, lange bevor dort die
Straßenbahnlinie 360 eine Station hatte und ein Wirtshaus mit diesem
Namen dort war. Erstaunlich, wie "spannende" Geologie sein kann!
(Nachtrag: gm) |
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Mitschrift & Text: dr |
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Samstag,
11. September 2021
Alexander Kaimbacher
(Tenor)
&
Anna Sushon
(Klavier)
Doris Reiser begrüßt:
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Franz Schubert,
Alle Lieder der Winterreise
op. 89,D9 11
Manch einer versinkt in dunkler
Jahreszeit leicht mal in schwere, melancholische Gedanken. Auch in Franz Schuberts Liedzyklus
"Winterreise" trifft beides aufeinander: die winterliche Natur und die
innere Niedergeschlagenheit des Wanderers. Ein Jahr vor seinem Tod, im
Herbst 1827, vollendete Schubert diesen Liederzyklus nach Texten von
Wilhelm Müller. |
Der
Tenor Alexander Kaimbacher hat zusammen mit seiner Partnerin und
genialen Begleiterin Anna Sushon im Karner eine Winterreise der
anderen Art lebendig werden lassen. Die dichte Atmosphäre aus Musik
und Worten zusammen mit den Bildern der Schichtarbeiter hat allen
Besuchern ein besonderes Gesamterlebnis beschert: durch die Nähe zu
den Künstlern und die extreme Akustik des Raumes konnte jede kleinste
Nuance von Sprache und Tönen von den Zuhörern in besonderer Intensität
wahrgenommen werden. Die feinen harmonischen Abstufungen, die den Text
bis ins kleinste Detail begleiten und tragen, die Leidenschaft und
Verzweiflung der beschriebenen, oft ausweglosen Situationen konnten so
in besonderer Weise nachvollzogen werden. Der Schmerz wurde fast
körperlich fühlbar, speziell wenn der Sänger an die akustischen
Grenzen ging, die der trotz guten Besuchs sehr
hallige Raum spürbar machte. Der hochromantische Text von
Wilhelm Müller wurde durch die sehr akzentuierte
Aussprache Alexander Kaimbachers
extrem
deutlich wiedergegeben und die plastische Klavierbegleitung von Anna
Sushonmachte auch kleine musikalische Figuren hörbar. Nach dem
abschließenden Akkord des „Leiermanns“ hielt jeder sekundenlang den
Atem an, bevor der Applaus losbrach.
Alexander Kaimbacher verabschiedete sich im
Karner mit Schuberts „Ave Maria“ in italienischer Sprache im Gedenken
an die Ereignisse des 11.Septembers 2001. |
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Mitschrift & Text: dr |
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Sonntag,
12. September 2021
Wolfgang Kommer
ehrenamtlicher Diakon im Pfarrverband "Am Mödlingbach"
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Schichten in der Spiritualität / Ebenen in der
Gottesbeziehung
mit
Diakon Mag. Wolfgang Kommer |
Ausgehend
von einer Textstelle der deutschen Schriftstellerin Sibylle
Lewitscharoff zeigte Diakon Kommer, wie der religiös erzogene Mensch
in der Pubertät einen Bruch in seiner bis dahin kindlichen
Gottesbeziehung hat und neue Wege zur Gottesbegegnung suchen muss.
Dabei kommt es aber nicht auf die Einhaltung besonderer Regeln oder
Regelmäßigkeiten an, sondern vielmehr auf die Achtsamkeit in der
jeweiligen Lebenssituation und daran angepasst ergeben sich
unterschiedliche Möglichkeiten, die leicht in den Alltag einzubauen
sind.
Beginnend
mit eingelernten Gebeten wie dem „Vater unser“, „Gegrüßet seist du
Maria“ oder einfachen Abend- oder Tischgebeten wird die unterste
Schicht des Gebetszugangs eröffnet. Diese sollte nicht gering
geschätzt werden, da sie in jeder Situation abrufbar ist und keine
besondere Gebetserfahrung benötigt. Die nächste Schicht ist das
betrachtende Gebet, das sind persönliche Worte, ausgehend von
Sinneseindrücken, die zu Dank und Lobpreis in eigenen Worten führen.
Durch besondere Achtsamkeit auf bestimmte Schlüsselwörter kann das
vertieft und geübt werden, sodass es leichter im Alltag zu solchen
Gottesbegegnungen kommen kann. Die dritte
Schicht ist dann das kontemplative Gebet, das durch meditative Haltung
erreicht werden kann. Der ungarische Jesuit Franz Jalics SJ hat dazu
eineAnleitung, den sogenannten „Grieser Weg“ verfasst (benannt nach
dem
Exerzitienhaus
Gries im Frankenwald bei Bamberg).
Die Ausrichtung auf ein Du ist dabei ganz wesentlich und das
Hinter-sich-lassen von Groll gegen andere, das echte Verzeihen, denn
sonst ist keine Öffnung im Gebet möglich. Wahrnehmen statt handeln,
Vertrauen statt Verändern sind einige der kurzen, prägnanten Ansätze
dazu.
Eine letzte Schicht ist das liturgische Gebet, das gemeinsame Feiern
und das gemeinsame Beten.
Anschließend an den Vortrag kam es zu einigen Wortmeldungen und
Fragen, aber auch Anregungen, wie wiederholende Gebete (Litaneien,
Rosenkranz), aber auch das tägliche Lesen und Durcharbeiten der
Psalmen, was ein hohes Maß an Durchhaltevermögen verlangt. Die Frage
nach anderen spirituellen Zugängen außerhalb von konfessionellen
Grenzen blieb dabei offen. |
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Mitschrift & Text: dr |
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Mittwoch,
15. September 2021
Dr. Johanna
Schwanberg
Das Dom Museum Wien ist
Österreichs wichtigstes Museum für historische Sakralkunst und zeigt
darüber hinaus Schlüs-selwerke der Moderne, der Nachkriegsavantgarde und
der zeitgenössischen Kunst. Im Herzen Wiens direkt neben dem
Stephansdom gelegen, bietet das Museum auch wechselnde Ausstellungen zu
sozialen, interkul-turellen und interreli-giösen Fragestellungen, die
gleichzeitig auch elementare Themen des christlichen Glaubens sind. Das
Dom Museum Wien ist eine Einrichtung der Erzdiözese Wien. 2020 erhielt
das Dom Museum Wien den Österreichi-schen Museumspreis, die höchste
staatliche Auszeichnung für Museen in Österreich.
Mehr Infos:
https://www.dommuseum.at
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Führung im Dom Museum Wien,
Fragile Schöpfung
mit
Direktorin Dr. Johanna
Schwanberg
Idee & Organisation:
Dr.
Susanna Bichler |
Dr. Johanna Schwanberg
ist seit 2013 Direktorin des Dom Museum am Wiener Stephansplatz. Unter
ihrer Direktion wurden der Umbau des ehemaligen Erzbischöflichen Dom-
und Diözesanmuseums durch Architekt Boris Podrecca und die
Neukonzeption des Museums realisiert. Dass das Projekt erfolgreich
umgesetzt werden konnte, beweist die Verleihung des Österreichischen
Museumspreises 2020 an das Dommuseum.
Frau
Dr. Schwanberg hat das Museum entstaubt und modernisiert, es sind
helle, freundliche Räume mit Blick auf den Stephansdom, der durch
variable Stellwände im 1. Stock immer wieder neu erlebt werden kann.
Der offene Ausstellungsraum im 1. Stock ist der Persönlichkeit und
Sammlung des legendären Monsignore Otto Mauer gewidmet, der übrigens
in Brunn am Gebirge geboren und begraben wurde. Er baute durch seine
Kontakte mit zeitgenössischen Künstlern, als Leiter der Galerie St.
Stephan, eine bemerkenswerte Sammlung auf. Ausgestellt sind derzeit
Arbeiten u. a. von Alfred Kubin, Hans Fronius, Arnulf Rainer, Josef
Mikl, Maria Lassnig, Kiki Kogelnik und anderen mehr, die in
„Petersburger Hängung“ präsentiert werden. Die Sammlung ist dynamisch,
d. h. sie wird unter dem Titel „Otto Mauer Contemporary“ mit lebenden
Künstlern fortgesetzt, die teils auch in Themenausstellungen vertreten
sind. Das Dommuseum unterscheidet sich von anderen Institutionen,
indem es Arbeiten zeitgenössischer Künstler nicht ausschließlich
leiht, sondern auch Ankäufe für die Sammlung tätigt.
Die
aktuelle Ausstellung „Fragile Schöpfung“ vereint alte und
zeitgenössische Kunst unter verschiedenen Themenaspekten und war durch
die Erklärungen der Direktorin, die zugleich als Kuratorin fungierte,
besonders gut nachvollziehbar. Es geht um Natur in ihren verschiedenen
Bedeutungsebenen aus der Sicht von Künstlern verschiedener
Jahrhunderte, von der Harmonie mit der Natur bis hin ihrer Bedrohung
in unserer Gegenwart. Zu sehen sind, neben Zeitgenossen wie Lois
Weinberger, auch etwa Klosterarbeiten wie neu entdeckte botanischen
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung des Stiftes
Klosterneuburg. Einige zeitgenössische Arbeiten waren besonders
eindrücklich, etwa ein Totenkopf in einem Wasserbecken, der im Lauf
der Monate von Wasserpflanzen überwuchert wurde.
Weiter
ging es zu einem Raum mit den kostbarsten Meisterwerken der Sammlung,
allen voran das berühmte Portrait Rudolf des Stifters aus ca. 1360.
Besonders spektakulär und kostbar ist der Gold-Seidenstoff der
Grabhülle Rudolfs des Vierten, mit der sein einbalsamierter Leichnam
nach seinem plötzlichen Tod im Alter von 26 Jahren von Mailand nach
Wien transferiert wurde.
Sehr berührend war dann auch die Präsentation mittelalterlicher bis
barocker (Heiligen-) Skulpturen in einem, im Vorgängermuseum nicht der
Öffentlichkeit zugänglichen, Raum im Stil des Historismus. Hier
fungierten die Skulpturen auf der linken Seite des Raumes – von der
Maria Lactansbis zur Geburt Christi – gleichsam als Symbole für die
vielfältigen freudvollen Stationen des Lebens, während auf der anderen
Seite die gleichfalls nicht wegzudenkenden leidvollen Stationen –
Marter, Kreuzigung, Grablegung - anhand von Christusskulpturen sehr
gut nachvollziehbar dargestellt wurden. Es entspricht dem Konzept der
Direktorin, aktuelle Themen mit den Augen von Künstlern aus der
Vergangenheit bis in die Gegenwart erfahrbar zu machen. Die nächste
Ausstellung wird sich dem Thema „Arm und Reich“ widmen.
Fazit der ebenso kundigen wie enthusiastischen Direktorinnen-Führung
durch das Dommuseum: Es ist ein lebendiger Ort der Kunst und des
Glaubens, der sich um den Bezug zum heutigen Leben bemüht und der es,
dank abwechslungsreicher Präsentationen, unbedingt wert ist, besucht
zu werden. |
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Idee, Organisation,
Text: sb |
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Samstag,
18. September 2021
lngmar
Bergman
Jeder Zuschauer, der sich auf Persona einlässt, wird
unausweichlich zu einer eigenen Lesart dieses mehrdeutigen Films kommen.
Filmhistoriker und Autor Peter Cowie nannte der Film einst den „Mount
Everest der Filmanalyse“, der viele Deutungen zulässt, wobei man direkt
Belege und Bilder im Film findet, welche einen gegensätzlichen Ansatz
unterstützen. Im Gegensatz zu manch anderen seiner Geschichten
reduziert Bergman noch weiter, auf räumlicher wie personeller Ebene,
sodass die Geschichte in einer Konfrontation der beiden Frauen enden
muss, in einem Kampf des Willens, der immer auch ein Kampf mit dem
eigenen Ich ist. |
Filmvorführung:
Persona (1966)
von lngmar Bergman,
Der
Schwarz-Weiß-Film mit wenigen handelnden Personen erzeugte durch viele
Nahaufnahmen, welche die Gesichter der beiden Hauptdarstellerinnen Liv
Ulmann und Bibi Anderson in extremer Größe in den Raum stellten, eine
beklemmende Atmosphäre. Der Widerspruch zwischen den wunderschönen
Gesichtern der jungen Schauspielerinnen und dem sich immer mehr
zuspitzenden Filminhalt erzeugte eine sich ständig steigernde Spannung
und gipfelte in der Verschmelzung der beiden Gesichter. Die Zuseher
blieben mit einigen offenen Fragen bezüglich des Inhalts zurück, waren
aber sehr beeindruckt durch die Intensität der Bilder und des
Bildschnitts, der in vielen Fällen den Dialog ersetzen musste. |
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Link zur Arte-Doku über den Film |
nach oben |
Text: dr |
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Sonntag,
19. September 2021
bernhard locker
hari
ganglberger
Das war
Kunst-im-Karner 2021
Berichte aller bisherigen Veranstaltungen von
Kunst-im-Karner
hier |
Finissage, Musikalische Schichten,
mit
Bernhard Locker an der Gitarre
und
Hari Ganglberger hinter
den Drums |
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Zur Finissage: Die beiden Musiker Bernhard Locker (E-Gitarre) und Hari
Ganglberger bilden ein eingespieltes musikalisches Team, wie man schon
nach wenigen Takten feststellen konnte. Gekonnt spielten sie einander
die musikalischen Bälle zu, einerseits im Dialog, andererseits durch
gegenseitige Verstärkung der musikalischen Ideen. In drei großen
Teilen gestalteten sie mehr als 60 Minuten mit ihren beeindruckenden
und abwechslungsreichen Improvisationen. Beim Schlagwerk kamen dabei
auch ungewohnte „Instrumente“ zum Einsatz, um die Tonqualität noch
mehr zu variieren. Bernhard Locker wieder überzeugte durch große
melodische Bögen und zeigte den beeindruckenden Ton- und Klangumfang
einer E-Gitarre mit entsprechenden modulierenden Elementen auf. Die
beiden Musiker spielten mit dem Raumklang, der durch die Materialien
sehr hallig ist und ließen teilweise ein riesiges Orchester vermuten,
auch wenn nur 2 Musiker mit knappem Equipment in der Apsis des Karners
saßen.
Der Beifall war verdientermaßen groß! Bei einem kleinen Buffet klang
die Ausstellung der Schichtarbeiter aus, die auch gleichzeitig die
letzte des Teams von Kunst im Karner war. |
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nach oben |
Text: dr |
Mitteilungen per Email bitte an
kunst-im-karner@othmar.at |
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PFARRER RICHARD POSCH, Förderer von Kunst-im-Karner verlässt Mödling
Schon
wenige Tage nach der Amtseinführung im September 2003 trat Lore
Schanzer an den neuen Mödlinger Pfarrer Richard Posch heran, um mit
ihm das Konzept einer Ausstellung moderner Kunst im Karner zu
besprechen.
Das grüne Licht dafür war eine der ersten „Amtshandlungen“ von Richard
und er wurde nicht müde, in den nächsten 18 Jahren für diese
Ausstellungsreihe einzutreten und sie zu unterstützen. Selbst
kontrovers aufgenommene Themen oder Künstler wie Hermann Nietsch oder
Michael Kos konnten sein Vertrauen in die Sinnhaftigkeit dieser
Unternehmung nicht erschüttern und er hielt eisern an der Durchführung
fest, auch als sämtliche Rückendeckung seiner Vorgesetzten wegfiel und
heftiger Gegenwind aus den Reihen der eigenen Pfarrgemeinde wehte.
Für die rückhaltlose Unterstützung dieser Unternehmung „Kunst im
Karner“ möchte ich im Namen des gesamten Teams ein großes „Danke
schön“ aussprechen: Nur so war es möglich, auch unkonventionelle oder
unbequeme Künstler und Vortragende einzuladen und spannende Stunden
und heftige Diskussionen im Karner zu erleben, aber auch intensive
Momente visueller und musikalischer Eindrücke.
Es mag Zufall sein, dass die letzte Ausstellung im Rahmen von Kunst im
Karner mit Richards Abschied von der Pfarre St. Othmar zusammen fällt,
aber es ist sicher kein Zufall, dass auch diesmal ein Film aus seiner
Filmsammlung gezeigt werden wird: „Persona“ von Ingmar Bergmann ,
passend zum Ausstellungsthema „Schichten“.
Lieber Richard, danke für Dein Vertrauen und Deine Mitarbeit beim
gemeinsamen Unternehmen, Gegenwartskunst und Religion zusammen zu
führen oder zumindest Berührungspunkte aufzuzeigen. Wir haben viele
überraschende und berührende Begegnungen mit Künstlern und
Künstlerinnen erlebt und hoffentlich auch etwas bei den Besuchern und
Mitwirkenden bewegt!
Für Deine Zukunft in Kirchberg am Wechsel wünschen wir Dir viel Kraft
und weiterhin gute Zeiten auf den Bergen der Umgebung!
Doris Reiser und das klein gewordene Team von KUNST IM KARNER
Bild als PDF |
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