Kunst im Karner - 8.-23. September 2012
HEILIGE RÄUME? Moderne Sakralbauten

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  "Knotensäule", Logo von Kunst im Karner © Kunst im Karner - St. Othmar
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bisherigen Ausstellungen

KIK Fotos und Berichte

8. Sept. 2012 Vernissage
9. Sept. 2012 Kirchenneubau unserer Zeit,
                   
Arch. DI Harald Gnilsen

13. Sept. 2012 Zum Bau der Martin-Luther-
                      Kirche
in Hainburg

14. Sept. 2012 Exkursion zur Kirche in
                      
Oberrohrbach im Weinviertel

15. Sept. 2012 Gebaute Gebete - Kirchenbau in
                       unserer Zeit - Constantin Gegenhuber

16. Sept. 2012 Exkursion Friedhofskapelle Brunn a/G
16. Sept. 2012 Zum Bau der Friedhofskapelle Brunn a/G
                       Arch. Helmut Sauter & Prof. Herwig Zens

18. Sept. 2012 Musikalische Klangräume,
                       Prof. Peter Planyavsky

20. Sept. 2012 Zur Friedenskirche in Waidhofen/ Thaya
                       Prof. Makis Efthymios Warlamis

21. Sept. 2012 Moderne Sakralräume im liturgischen
                      Gebrauch. Pater Albert Gabriel SDS

22. Sept. 2012 Exkursion zur Donaucity-Kirche
                       mit Führung durch Arch. Heinz Tesar

HEILIGE RÄUME? Moderne Sakralbauten - Der künstlerische Anspruch und die liturgische Bestimmung moderner Sakralbauten

8. Sept. 2012
Vernissage

Begrüßung: Doris Reiser von Kunst im Karner © Kunst im Karner

Vernissage Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Einführung: Klaus Heine © Kunst im Karner

Vernissage Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Moderne Sakralbauten

Heilige Räume

Einführung: Klaus Heine bei Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Bilder vom Karner von St. Othmar:

Karner und Stadtpfarrkirche St. Othmar

Karner von St. Othmar

Karner, Innenansicht

Karner von St. Othmar, Apsis

Karner von St. Othmar, Fresko: die Stifter

Fresko: Maria

Fresko: Kreuzigung

 

 

Begrüßung durch Doris Reiser:
Ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung zur Eröffnung der 14. Ausstellung im Mödlinger Karner gefolgt sind!
Joe Hofbauer mit Bläserkollegen aus der Beethoven Musikschule  © Kunst im KarnerMit einer Intrada hat uns Joe Hofbauer mit seinen Kollegen von der Beethoven-Musikschule begrüßt. Diese typische Kirchenmusik des 17. Jhds hat uns auch schon mitten in das diesjährige Thema der KUNST im KARNER-Ausstellung geführt: Kirchen und Sakralbauten im weiteren Sinn sollen diesmal im Mittelpunkt stehen und da man Kirchen schlecht verpflanzen und ausstellen kann, ist das Ausstellungskonzept diesmal ein anderes: Modelle, Fotos und Pläne von 5 ausgesuchten Kirchen werden gezeigt, Vorträge zu allgemeinen und besonderen Fragestellungen werden wie gehabt im Karner stattfinden, die Sakralräume selbst können aber nur in Exkursionen und Führungen erkundet werden, die ebenfalls im umfangreichen Programm angeboten werden.
Bereits von Beginn an hat sich der Mensch für seine religiösen Handlungen eigene Räume gesucht oder geschaffen, die anders waren als sein normaler Lebensraum. Noch heute kann man das nachvollziehen, wenn man die steinzeitlichen Kultstätten in Höhlen oder Felsnischen aufsucht und fasziniert wird von der besonderen Atmosphäre, die einen dort umfängt. Später, als gebaute Kultstätten wie Tempel oder Kirchen der Religionsausübung dienten, wurden diese immer an besonderen und ausgesuchten Orten errichtet, die auch nach vielen Jahrhunderten nichts von ihrer Ausstrahlung verloren haben. Doch nicht nur der Ort war ausschlaggebend, auch das Bauwerk selbst war immer anders als die profanen Bauten der jeweiligen Zeit, wobei nicht nur die Größe als Besonderheit zu verzeichnen war. Diese Bauwerke waren ja früher meist nicht als Versammlungsraum einer Gemeinde gedacht, sondern nur für ausgesuchte Menschen, die als Vermittler zwischen Gott und den Menschen tätig waren.
Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner
Egal, ob für einen oder mehrere Personen konzipiert, mussten diese Räume, diese Architektur bei diesem Brückenschlag helfen, ihre Atmosphäre und ihr Raumgefühl musste die Kontaktaufnahme von Menschen mit ihrem Gott unterstützen, ihre liturgischen Handlungen begleiten und aufnehmen. Dazu waren immer besondere bauliche Voraussetzungen notwendig. Ob und wie weit diese Räume „Heilige Räume“ waren und vor allem sind, ist nun eine weitere Frage, die wir uns in diesem Zusammenhang stellen wollen.
Wie viele der anwesenden Besucher hier am Kirchenplatz von St. Othmar bereits wissen, beschäftigt sich die Ausstellungsreihe KUNST im KARNER immer mit dem Bezug von Kunst und Religion, und zwar im Speziellen von Moderner, also Zeitgenössischer Kunst und religiösen , christlichen Fragestellungen.

Vernissage Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerNun werden sich vielleicht manche wundern, ob denn das Thema Zeitgenössischer Sakralbau in Zeiten des ständig abnehmenden Gottesdienstbesuches und des Verkaufs und der Säkularisierung vieler Kirchen in Europa überhaupt ein Thema sein kann? Überraschenderweise ist es das besonders in den letzten 10 Jahren und speziell in Österreich. Eine Fülle an Kirchenneubauten unterschiedlicher christlicher Konfessionen ist entstanden und einige sind auch aus künstlerischer Sicht als herausragend zu bezeichnen. Trotz der immer mehr verbreiteten und um sich greifenden „Religionsfreiheit“ der Menschen in allen Schichten ist das Thema Kirchenbau noch immer ein Hauptanliegen von Architekten, wie eine Umfrage vor einigen Jahren herausgefunden hat. Museen, unsere modernen „Tempel und Anbetungsstätten“, und eben Sakralräume werden da als größte Herausforderungen für einen Architekten angegeben und Sie können gespannt sein auf die unterschiedlichen und überraschenden Lösungen der immer gleichen Fragestellung: was ist ein Heiliger Raum und gibt es überhaupt Heilige Räume und wie sieht er aus?

Vernissage Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerWie immer möchte ich mich bei allen, die die Umsetzung unserer Projekte treu und verlässlich unterstützen, auf das herzlichste bedanken: das ist einmal die Stadtgemeinde Mödling, allen voran Bürgermeister Hintner, der dann die Ausstellung eröffnen wird.
Das ist der Rotary-Club Mödling, vertreten durch den Pastpräsidenten Hubert Rinner, der uns auch von Anfang an mit einem namhaften Betrag eine gewisse Bewegungsfreiheit ermöglicht und das ist der Lionsclub Mödling mit seinem immer hilfsbereiten und spendenfreudigen Pastpastpastpräsidenten Otto Pferschy und das sind natürlich Sie, liebe Freunde von Kunst im Karner, die mit Ihren Spenden diese Veranstaltungsreihe ermöglichen.

Für die Ausstellungsrealisierung möchte ich mich wie jedes Jahr bei Andrea Schubert für ihre praktische und lösungsorientierte Mitarbeit bedanken, bei ihrer Schwester Martina Klein für den finanziellen Überblick und die Buchhaltung unseres Vereins, bei Heidi Wimmer für die Überprüfung unserer finanziellen Gebarung, bei Gerhard Metz für die mehr als vorbildliche Betreuung unseres Internetauftritts und die Berichterstattung, bei Pfarrer Richard Posch für die Gastgeberrolle der Pfarre St. Othmar, die Abdeckung des katholischen Bereichs unserer Fragestellungen und technisches Equippement und bei Pfarrer außer Dienst von der Mödlinger evangelischen Gemeinde Dr. Klaus Heine, der unsere Anliegen von Anfang an spannend und wichtig gefunden hat und sich in seiner bekannten und begeisternden Art bei Planung und Ausführung einbringt, er wird nun eine Einführung zur diesjährigen Ausstellung geben.

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner

Einführung in Ausstellung und Rahmenprogramm durch Klaus Heine:
Vernissage Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerWir nennen die Kirchen Gotteshäuser. Was wollen wir damit sagen? Dass Gott in ihnen wohnt, er, dem doch die ganze Welt gehört? Dass sie in besonderer Weise Orte seiner Anwesenheit sind für ihn, den doch die ganze Welt nicht fassen kann? In einer sich noch immer weiter säkularisierenden Gesellschaft schrumpft nicht nur die Christenheit zahlenmäßig, sondern werden auch die großen Kirchenbauten vergangener Jahrhunderte zu Relikten so wie Burgen und Schlösser, zu Museen des christlichen Glaubens oder gar zu Grabmälern Gottes, den die Menschen vergessen haben. In manchen Ländern Europas ist der Prozess so weit fortgeschritten, dass Kirchengebäude aufgegeben und verkauft werden, und man sich Gedanken über eine würdige Nachnutzung machen muss.
Dagegen steht eine überraschende Entdeckung, die gar nicht zu diesem Trend passt. Nicht nur dass Österreich noch weit von der Entwicklung in Holland oder Deutschland entfernt ist: Es werden immer noch Kirchen gebaut. Und zwar in erstaunlicher Anzahl. Constantin Gegenhuber beschreibt in seinem Buch “Gebaute Gebete. Christliche sakrale Architektur- Neubauten in Österreich 1990-2011” vierzig Kirchen. Dabei sind kleinere Kapellen und Andachtsräume nicht einmal berücksichtigt.

Vernissage Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerWir haben für unsere Ausstellung “Heilige Räume?” fünf Beispiele ausgewählt, vier aus Niederösterreich und eines aus Wien. Damit wollen wir nicht nur auf unterschiedliche bauliche und künstlerische Gestaltungen aufmerksam machen, sondern auch die Besuchsmöglichkeiten erleichtern. Denn das ist die Herausforderung dieser Ausstellung: Wir haben im Karner Modelle, Bilder und Baupläne und bieten Vorträge und Gespräche an. Aber die Bauwerke selbst stehen an ihrem besonderen Ort. Deshalb laden wir auch zu Exkursionen ein. Das Erleben der Räume gehört zur Information über sie dazu.

Ich nenne die fünf Bauwerke, ohne hier im Einzelnen auf ihre Besonderheiten eingehen zu können:
Donaucity Kirche1.”Christus, Hoffnung der Welt” ist der Name der röm.kath.Kirche, die Heinz Tesar 1999/2000 nach dem liturgischen Konzept von Prälat Rudolf Schwarzenberger in der Wiener Donaucity erbaute. In diesem multifunktionalen Stadtteil in der Nähe der UNO-City wirkt der Quaderbau zunächst wie ein Fremdkörper, erinnert aber so an die ganz andere Dimension des Glaubens.
[mehr über diese Kirche hier...]

Friedhofskapelle Brunn am Gebirge2. Ein wenig aus dem Rahmen fällt die Friedhofskapelle in Brunn a.G., die am 1.11.2000 eröffnet wurde. Helmut Sautner hat sie geplant, Herwig Zens mit einem innen umlaufenden Fries künstlerisch ausgestaltet. Christliche und andersreligiöse Motive vermischen sich und fordern angesichts von Sterben und Tod zu Antworten heraus. Die Marktgemeinde als Hausherrin versucht so der multireligiösen wie säkularisierten Bevölkerung bei Trauerfällen zu dienen.
[mehr über diese Kapelle hier...]
Waidhofen an der Thaya
3.Die “Evangelische Kirche der frohen Botschaft” wurde 2003/2004 von dem Architekten und bildenden Künstler Efthymios Warlamis in Waidhofen a.d.Thaya erbaut. Er bringt starke Elemente griechisch-orthodoxer Spiritualität ein. Der ökumenische Aspekt und die besondere Einladung an die Kinder liegen ihm am Herzen.
[mehr über diese Kirche hier...]

Oberrohrbach4. Die röm.kath.Filialkirche in Oberrohrbach “Kirche vom Erbarmen Gottes” wurde 2007/2008 von Konrad Schermann und Werner Stolfa errichtet. Sie ist zwischen zwei historischen Bauten eingebettet. Der Sakralraum selbst strahlt in besonderer Weise Feierlichkeit und Frieden aus.
[mehr über diese Kirche hier...]

5. Die evang. Martin Luther-Kirche in Hainburg wurde an der Stelle der früheren Martinskirche mitten in der Stadt neu gebaut. Der mit Hainburg sehr verbundene renommierte Architekt Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au hatte 2008 einen Entwurf vorgelegt und ihn der evangelischen Pfarrgemeinde geschenkt. Am 30.4.2011
Hainburgwurde die Kirche feierlich eröffnet. Das spektakuläre Stahldach mit seinen drei großen Öffnungen und die elegante Glockenskulptur als deutlich sichtbares Zeichen stehen in einer positiven Beziehung zum nahen mittelalterlichen Karner. Die architektonische Gestaltung hat in Fachkreisen weltweites Aufsehen erregt. Der Innenraum bezaubert durch eine wahre Lichtsymphonie.
[mehr über diese Kirche hier...]

Soweit die Vorstellung der fünf Objekte. Ich hoffe, dass sie durch die Veranstaltungen in den nächsten vierzehn Tagen vertieft wird und auch Sie zu eigenen Entdeckungen anregt.
Die Kirchen sind als Versammlungsort der christlichen Gemeinde zuerst und vor allem Räume, in denen wir auf die Verkündigung des Gottesworts hören, im Gebet und mit unseren Liedern darauf antworten, Räume, in denen uns Gott im Sakrament leibhaft nahe kommt und wir Ströme des Lebens empfangen. Das Gotteslob und die Anbetung wachsen aus dem Schweigen heraus, in das uns der Kirchenraum aus dem Lärm und dem Getümmel der Außenwelt führt.

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerSeit der Liturgiereform des Zweiten Vaticanums haben sich die Gegensätze zwischen röm.kath. und evangelischem Gottesdienstverständnis erfreulicherweise auf Akzentunterschiede verkleinert. Das ist aber auch nötig, damit wir auf die Herausforderungen der pluralistischen Welt in ökumenischer Eintracht antworten und das Gespräch mit allen Menschen suchen können.
Bei den beiden genannten evangelischen Kirchen ist es schon von der Baugeschichte her klar, aber es gilt auch insbesondere für die röm.kath.Kirche in der Donaucity: Sie sind nicht nur für die kleine Zahl der Evangelischen da, oder nur für die röm.kath. Pfarrangehörigen. Sie sind offene Kirchen für die Stadt und ihre Menschen. Vom Zufluchtsort für Asylanten über die Einforderung von Lebensgerechtigkeit in den Versammlungen angesichts der Herrschaft des Geldes: Allen Menschen steht das Gastrecht in den Kirchen zu.
Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerIch möchte heute den Akzent auf eine neue Begegnung zwischen Kunst und Kirche setzen, das Hauptziel unseres Vereins Kunst im Karner seit Beginn seiner Aktivitäten im Jahr 2004. Die vorgestellten Gebäude sind ja selbst schon ein Ergebnis dieser Begegnung. Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe. Sie ist ein Dienst aneinander. Und wir hoffen, dass in dieser Begegnung die Stimme des menschenfreundlichen Gottes gehört wird, wenn wir uns bei den großen Themen Liebe und Tod treffen.

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerFulbert Steffensky schreibt in seinem Buch “Schwarzbrot-Spiritualität”:
“Wo Kirche und Kunst sind, die sie sein sollen, lehren sie uns loben und sie lehren uns weinen. Darum ist es nicht fremd, dass Kirchen auch Herbergen dieser nahen Geschwister sind und dass gelegentlich in den Kirchen andere Lieder gesungen werden, als sie im Gesangbuch stehen. Im großen Gesangbuch des Lebens stehen die Lieder von Paul Gerhardt und die Schreie der Psalmen nahe neben John Cage, Heinrich Böll und Pablo Picasso. Sie haben eine gemeinsame Mutter: die Sehnsucht nach dem Leben. Darum kann ich in einem tiefen Sinn billigen, dass die Kirche Gäste beherbergt, die ihr nahe sind und die verschieden von ihr sind. Eine Kirche ist ein kenntlicher Ort, der herausgeschnitten ist aus der Gleichförmigkeit und der Gleichtönigkeit gewöhnlicher Orte. Seine Steine sprechen eine andere Sprache als die Sprache der Zwecke und Geschäfte. Auch wenn hier andere Stimmen singen als die einer christlichen Gemeinde, bleibt die Kirche ein Raum der Ruhe, der Stille und der Innerlichkeit. Was auch immer mit einer Kirche geschieht, so wünsche ich doch, dass dieser Raum kenntlich bleibt und seine Eigentümlichkeit behält. Zonen ohne Eigentümlichkeiten und ohne Sprachen haben wir genug in unseren monotonen Landschaften. So wünsche ich, dass diese Räume bleiben, was sie sind: die große Fremdsprache im Meer der Geläufigkeiten. Erst als solche machen sie aufmerksam, unterbrechen und erinnern.”

Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerWo das Gespräch zwischen Kunst und Kirche zustande kommt, gab es trotz aller Missverständnisse, Hindernisse, Lasten der Vergangenheit schöne Momente des Verstehens, erwachte ein sehnsüchtiges Fragen, haben wir voneinander gelernt.
Heilige Räume? Vergessen wir nicht den Karner selbst, der uns seit Jahren mit seiner Aura umhüllt. Sie ist keine materielle magische Qualität. Sie ist der Niederschlag der Seufzer und Lobgesänge, der frohen Botschaft und der Feier des Sakraments, die Geschichte der Leiden und Freuden der Menschen, die vor uns gewesen sind. Aus ihnen weht uns der göttliche Geist an, wann und wo er will.

Eröffnung der Ausstellung durch Vizebürgermeister Ferdinand Rubel
Vernissage Heilige Räume - Moderne Sakralbauten © Kunst im Karner
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(Text: dr, Fotos: js & gm)

9. September 2012

Kirchenneubau unserer Zeit

Arch. DI Harald Gnilsen, Baudirektor der
Erzdiözese Wien

Arch. DI Harald Gnilsen © Foto: Fotostudio Wilke

Arch. Gnilsen besuchte das Bundesrealgymnasium Mödling in der Franz Keim-Gasse, wo er 1976 maturierte. Nach dem Studium der Architektur an der TU-Wien und Praxisjahren in mehreren Architekturbüros gründete er 1990 sein eigenes Atelier in Wien. Sein persönliches Engagement in den Pfarren Mauer und Rodaun in seinen Jugendjahren und seine berufliche Spezialisierung in der Denkmalpflege bilden gute Voraussetzungen für die Bestellung zum Baudirektor der Erzdiözese Wien.
[Fortsetzung des Textes hier]

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karner
Doris Reiser begrüsst Arch. DI Harald Gnilsen

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karner

 

 

 

 

 

Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit
Vortrag und Diskussion von & mit Arch. DI Harald Gnilsen
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten © Kunst im KarnerBaudirektor Gnilsen begann seinen Vortrag zum Kirchenneubau mit einem höchst interessanten Rückblick über die Entwicklung des Kirchenbaus seit der Antike. Als erste Unterscheidung zu den antiken Tempeln stellte er die Aufhebung des „Fanum“ und des „Pro-fanum“, das das Wesen der Tempelstruktur ausgemacht hatte, zu einem allgemein „öffentlich zugänglichen Versammlungsraum“ dar (Basilikalform-„öffentliche Markthalle“). Sehr schön ablesen kann man dies an alten Stadtplänen, in denen Kirchen als einzige Gebäude im Grundriss dargestellt sind, während alle anderen Gebäude mit „geschlossenen Dächern“ als nicht zugänglich gezeigt werden. Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im KarnerSchon früh wurde allerdings der Altarbezirk mit den Presbytern durch Niveauunterschiede und später Chorschranken vom allgemeinen Versammlungsraum wieder abgetrennt und es bildeten sich „Funktionsorte heraus, die den Kirchen eine Orientierung und Richtung geben“. Diese Trennung in Altarraum und Kirchenschiff wurde schon in der Grundsteinlegung festgesetzt und die berühmten „Achsknicke“ in den mittelalterlichen Kirchen rühren vom unterschiedlichen Sonnenaufgangspunkt bei der Achsberechnung her (einige Wochen Zeitunterschied bei der Grundsteinlegung von Altarraum und Kirchenschiff). Die Bedeutung der Orientierung Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karnerwandelte sich im Mittelalter und die Kirchen wurden als wichtiger Teil des Stadtbildes , „Orientierungspunkte“, wahrgenommen. Vorher war die (u.a. radiästhetische) Besonderheit des Standortes das wichtigste Kriterium für die Platzwahl gewesen. Ab der Neuzeit kam es zu ersten städteplanerischen Anlagen und die Kirchen erhielten dabei immer einen zentralen und vorrangigen Platz. Im Zuge von Stadterweiterungen des 18. und 19. Jhdts suchte man zumindest Sichtachsen und Hinwendung zu großen öffentlichen Plätzen zu erreichen. Erst in der ersten Hälfte des 20. Jhdts. kam es zur allgemeinen Eingliederung in die Fassadenfluchten, allerdings unter Beibehaltung großer „einladender“ Portallösungen bis schließlich auch dieses Unterscheidungsmerkmal verschwand und manche (turmlose) Kirchenbauten der 50er Jahre nicht mehr als solche erkennbar waren. Interessanterweise sind es gerade diese Kirchen, die im Zuge der momentanen Auflösung von Kirchen als erste „preisgegeben werden“. Gleichzeitig zur „Profanisierung des Sakralraumes“ hat es immer herausragende Kirchenarchitektur gegeben, die aber oft als Einzelerscheinungen zu betrachten sind Wotrubakirche © Pfarre Mauer - Gemeinde am Georgenberg(z.B. Georgenberg in Mauer von Wotruba) und nicht stilbildend waren. Durch die bautechnischen Entwicklungen und vor allem die computergenerierte Planung kam es zu Beginn des 21. Jhdts zu völlig neuen Lösungsansätzen auch in der österreichischen Sakralarchitektur. Anhand der unterschiedlichen Wettbewerbsprojekte für die Kirche in der Donaucity zeigte Arch. Gnilsen die Kriterien für die Juryentscheidung auf: die Außenwirkung in einem dichten und „kirchenfeindlichen“ Bauumfeld ist entscheidend, hier muss die Aussage stimmig sein, denn kirchliche Gemeinden sind oft in einem neuerrichteten Stadtteil die einzigen Versammlungsräume der Menschen, nicht nur in religiöser Hinsicht sondern auch das Gemeinde- und Sozialleben betreffend.
Wotrubakirche © Pfarre Mauer - Gemeinde am GeorgenbergEin weiterer wichtiger Aspekt für Kirchenneubau war und ist die Entwicklung des Innenraumes in Bezug auf die feiernde Gemeinde. War über Jahrhunderte der tridentinische Ritus mit der Ausrichtung von Gemeinde und Priester auf das Allerheiligste am Hochaltar hin stilbildend, kam es ab den 30er Jahren des 20. Jhdts zu ersten noch vorkonziliären Neuansätzen (Pius Parsch in Klosterneuburg u.a.), die bestehende Kirchenräume veränderten. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurden allein in Wien 38 neue Kirchen erbaut, die versuchten den liturgischen Neuerungen Rechnung zu tragen, leider oft ohne Berücksichtigung der akustischen Kriterien, die allein mit technischen Hilfsmitteln nicht in den Griff zu bekommen sind. Radikale Umsetzungen der veränderten Schau auf die Messfeier gab es ab den 60er Jahren in Kapellen-Neuordnungen von Ottokar Uhl z.B. in der Kath. Hochschulgemeinde Wien, im der Konviktskapelle Melk oder im Wiener Priesterseminar. Diese unterliegen einer periodisch auftretenden Umstrukturierung, angepasst an die wechselnden Situationen.
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit / Kirche in Oberrohrbach © Kunst im KarnerAnhand rezenter Beispiele zeigte Arch. Gnilsen die Möglichkeiten aber auch Gefahren von radikalen Lösungen auf, vor allem, wenn einfache psychologische Schwellen nicht berücksichtigt werden (z.B. Bewegungsmuster zuspätkommender Gottesdienstbesucher, Abstand zu gegenübersitzenden Gottesdienstbesuchern, zur gemeinsamen Feier einladende Atmosphäre eines Kirchenraumes etc). Daraus kann man leicht ableiten, dass man nicht an vorgegebenen architektonischen Richtungsgebungen und Bewegungsabläufen Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit / Donaucity-Kirche © Kunst im Karnervorbeiagieren kann, sondern diese Ausgangspunkt für die Planung oder Neugestaltung alter Kirchen sein sollten. An den gelungenen Beispielen Donaucitykirche und Oberrohrbach demonstrierte Baudirektor Gnilsen diese Kriterien sehr anschaulich.
Im Anschluß an den heftig akklamierten Vortrag kam es zu einer langen und regen Diskussion mit großer Publikumsbeteiligung, die auch weitere spannende Sichtweisen der röm. kath . Kirchengestaltung im Vergleich zu evang. Kirchenneubauten aufzeigten.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karner  Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Grundsätzliches zum Kirchenneubau unserer Zeit © Kunst im Karner

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(Text: dr, Fotos: js & gm)

13. September 2012

Zum Bau der Martin Luther-Kirche in Hainburg

Dr. Klaus Heine,
in Vertretung von Sophie- Charlotte Grell

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Die Martin Luther-Kirche in Hainburg © Kunst im Karner
Doris Reiser begrüsst Klaus Heine, der für Sophie-Charlotte Grell einsprang

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Die Martin Luther-Kirche in Hainburg © Kunst im Karner
Klaus Heine

Folder Martin-Luther-Kirche in Hainburg © http://evang-hainburg-bruck.at
aus dem Folder der
Martin-Luther-Kirche
in Hainburg

Folder Martin-Luther-Kirche in Hainburg © http://evang-hainburg-bruck.at
aus dem Folder der
Martin-Luther-Kirche
in Hainburg

Die Martin Luther-Kirche in Hainburg
Martin Luther-Kirche in Hainburg / Coop Himmelb(l)au © Foto: Duccio MalagambaLeider musste die für den Abend vorgesehene Referentin Designarchitektin Mag. Sophie-Charlotte Grell vom Büro Coop Himmelb(l)au kurzfristig absagen.
Das war deshalb besonders bedauerlich, weil sie in enger Zusammenarbeit mit dem leitenden Architekten Wolf D. Prix den Bauentwurf der Martin Luther-Kirche in Hainburg entwickelt hatte. Sie hätte uns Auskunft über den inneren kreativen Prozess geben können.
So musste Klaus Heine einspringen, der von 2008 bis 2010 in Vertretung des an Krebs erkrankten Pfarrers Uwe Hielscher in der Pfarrgemeinde Bruck a.d.Leitha/Hainburg a.d.Donau tätig und in die Vorbereitung des Baus mit eingebunden war.
Bevor der Vortrag losgehen konnte, besichtigte noch eine deutsche Reisegruppe den Karner und seine Fresken aus dem 10. Jahrhundert.

 
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Die Martin Luther-Kirche in Hainburg © Kunst im KarnerDrei glückliche Umstände ermöglichten die rasche Realisierung des Vorhabens:
1. Die Evang. Pfarrgemeinde benötigte eine neue Gottesdienststätte, nachdem die Gründerzeitvilla, in der seit 1913 Gottesdienste gefeiert wurden, 2007 wegen Baufälligkeit gesperrt wurde. Die Pfarrgemeinde entschloss sich zu einem Neubau.
2. Der in Hainburg geborene renommierte Architekt Wolf D. Prix war mit einem Entwurf zum Bau des Verwaltungsgebäudes für den Nationalpark Donauauen am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Er ließ sich aber dazu bewegen, im Jahr 2008 einen Bauplan für die Evang. Kirche zu erstellen und schenkte ihn der Stadt Hainburg und der Evang. Pfarrgemeinde.
3. Die Niederösterreichische Landesausstellung 2011 sollte in Carnuntum und Hainburg stattfinden. Die Einweihung der Kirche war als besonderes Highlight am Beginn dieser Ausstellung vorgesehen. Das Land und die Sparkassenstiftung Hainburg übernahmen den Großteil der Finanzierung. Die relativ kleine Pfarrgemeinde wäre mit den 1,4 Mill.€ Baukosten völlig überfordert gewesen.
 
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Die Martin Luther-Kirche in Hainburg © Kunst im KarnerDas Einweihungsdatum 30.4.2011 nahm Bezug auf das 1700 Jahre zuvor in Nikomedia erlassene Toleranzedikt des Kaisers Galerius, mit dem den Christen im Römischen Reich erstmals Duldung gewährt wurde. Ob das Thema auch schon beim Dreikaisertreffen in Carnuntum im Jahr 308 besprochen wurde, bleibt ungewiss.
Aber es stellte doch einen schönen Bezug zur Landesausstellung her.
Der auf schwierigem trapezförmigem Grundstück errichtete vierteilige Bau- Kirche (für 50 Personen)- Gemeindesaal (für 60 Personen)- durch einen Gang verbunden ein längsgerichteter Gebäuderiegel mit Sakristei, Büro, Lagerraum, Küche- und die Glockenskulptur am Vorplatz- hat weltweite Resonanz und Anerkennung gefunden.
“Die räumlich komplexe Dachlandschaft über dem Gottesdienstraum mutet biomorph an und verleiht der gesamten Kirche eine organische Lebendigkeit. Der Kirchenneubau thematisiert die für den evangelischen Kirchenbau typische Haltung zur Transparenz und setzt hiermit entscheidende innovative Maßstäbe für die Zukunft.” (Constantin Gegenhuber)
 
Martin Luther-Kirche in Hainburg / Coop Himmelb(l)au © Foto: Duccio MalagambaDer beherrschende Eindruck beim Betreten der Kirche ist die Lichtsymphonie, in die man hineingenommen wird und in der man geradezu leibhaftig das Wort Christi erfährt: Ich bin das Licht der Welt! Die drei großen Öffnungen des Daches machen den trinitarischen Charakter des göttlichen Lichtes sinnenfällig.
Bei der ebenfalls von Prix entworfenen Kanzelaltarplastik werden die drei Öffnungen ebenfalls als Hinweis auf die Trinität und die große flache Öffnung unten als das leere Grab Christi gedeutet.
Im anschließenden lebhaften Gespräch ging es vor allem um die Frage, wie solche bemerkenswerten neuen Kirchbauten nicht nur der kirchlichen “Vereinpflege” sondern auch der neuen Begegnung des christlichen Glaubens mit der säkularisierten Welt dienen können.
 
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Die Martin Luther-Kirche in Hainburg © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Die Martin Luther-Kirche in Hainburg © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Die Martin Luther-Kirche in Hainburg © Kunst im Karner
Weblink: http://evang-hainburg-bruck.at
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(Text: kh, Fotos: gm)

  14. September 2012

Exkursion Kirche in Oberrohrbach im Weinviertel

Führung durch Pfarrer Franz Forsthuber

Pfarrer Franz Forsthuber © http://www.bg-phh.org/wien/Fotos/dw-11-forsthuber.JPG

Bilder der Kirche:

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion zur Kirche in Oberrohrbach im Weinviertel © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion zur Kirche in Oberrohrbach im Weinviertel © Kunst im Karner

 

 

 

Exkursion zur Kirche in Oberrohrbach im Weinviertel
Kirche Oberrohrbach © Foto: Bruno KlomfarEin kleines Grüppchen fand sich am 14.9. zur Abfahrt nach Oberrohrbach vor dem Mödlinger Karner ein. Nach einer knapp einstündigen Fahrt erreichten wir das zwischen Korneuburg und Stockerau gelegene Unterrohrbach und fuhren die 2 Kilometer nach Oberrohrbach leicht bergan. Gut ausgeschildert fanden wir die Kirche auf einer Anhöhe liegend mit einem wunderbaren Ausblick Richtung Tullnerfeld. An klaren Tagen wäre sogar der 70 km entfernte Ötscher sichtbar, erklärte uns Pfr. Franz Forsthuber gleich zu Beginn seiner Führung auf dem Kirchenplatz.

Kirche in Oberrohrbach im Weinviertel © Kunst im KarnerUnter der neu gepflanzten Dorflinde erzählte er uns, wie es überhaupt in der knapp 1000-Seelen-Gemeinde zu diesem Kirchenneubau kam: die Kapelle war schon nach dem Krieg zu klein geworden und Prälat Gorbach wich deswegen in eine naheliegende Scheune aus, die aufgemauert wurde und fast ein halbes Jahrhundert als Notkirche diente. Schließlich wurde diese Notlösung von der Pfarrgemeinde immer weniger akzeptiert und als der Leidensdruck groß genug war, stand plötzlich die Idee eines Neubaus im Raum. Bald herrschte im vorerst skeptischen Pfarrgemeinderat Konsens und auch die Anfrage an Erzbischof Schönborn fiel sofort positiv aus.

Plan zur Kirche in Oberrohrbach © www.zement.atEs kam zu einer Ausschreibung mit 6 geladenen Architekten, aus denen Schermann und Stolfa als Gewinner ermittelt wurden – einerseits schien der Bau mit 1,4 Mio € leistbar (Kostenaufteilung ca je 1/3 Erzdiözese, Land NÖ und Gemeinde) und zweitens nahm er am meisten auf die Umgebung Rücksicht. Das ist vom Kirchenplatz aus leicht nachvollziehbar, die ovale Außenform aus eingefärbtem Beton fügt sich sehr harmonisch in die vom Löss geprägte Landschaft und trotzt auch optisch den mitunter heftigen Stürmen, die über die Anhöhe wehen können. Der freistehende Glockenturm ist im Grundriss als Kreuzform zu erkennen, dies erklärt auch das Fehlen eines Kreuzes an der Außenfront der Kirche. Auffallend ist eine Art Schaufenster zum Kirchenplatz, das Einblick in das Kircheninnere ermöglicht und gleichzeitig als Bühne für jahreskreisbezogene Themen dient.

Kirche Oberrohrbach © Foto: Bruno KlomfarIn stetiger Rundung geht man in den Vorraum und hält vor einer riesigen Bronzeplastik inne: Oberrohrbach ist „dem Erbarmen Gottes“ geweiht und die Skulptur des Traunsteiner Bildhauers und Dechanten Josef Elter (+1997) zeigt eine weibliche Figur mit einem Kind, das sich vertrauensvoll in ihren Schoß schmiegt. Durch eine Glastür betritt man den Kirchenraum, begrüßt vom gläsernen Weihwasser-/Taufbecken von Silvia Kropfreiter, das auch durchaus untertauchende Kindestaufen ermöglichen würde. Der Blick wird aber sofort in den eiförmigen Altarraum gezogen, der harmonisch von 3 Bankreihen umgeben ist. Trotz der Richtungslosigkeit des Raumes (es gibt 14 verschiedene Radien) ist der Blick nicht orientierungslos: das von einem ostseitig gelegenen Fensterspalt beleuchtete Kreuz hinter dem Altar, das eigentlich eine kreuzförmige Aussparung in einem Aluminiumpanel ist, zieht den Blick in die Höhe, wo eine Öffnung in der Dachkonstruktion Licht auf die Kreuzform einströmen lässt.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion zur Kirche in Oberrohrbach im Weinviertel © Kunst im KarnerAn dieser Stelle ist das Oval der Wand aufgebrochen wie eine Eischale, die von innen durch den Schnabel des Kükens geöffnet wird. Weitere natürliche Lichtquellen sind das schon vorhin angesprochene Schaufenster zum Kirchenplatz mit einem herrlichen Blick auf die Burg Kreuzenstein und ein bodennahes Fenster Richtung alter Florianikapelle und in die Landschaft des Weinviertels. Decke und Wand sind mit Buchenholzpanelen verkleidet und Pfarrer Forsthuber demonstriert stolz die wunderbare Akustik des Raumes, der ohne Mikrofonanlage auskommt. Viele Details der Altarraumgestaltung und Liturgiefeier kommen zur Sprache und wir Besucher aus Mödling merken, mit welchem Elan und welcher Hingabe Pfr. Forsthuber sich der Planung und auch der Nutzung dieses „seines Gotteshauses“ widmet.

Zum Schluss erklärt er uns noch den Kreuzweg des Mikl-Schülers Tobias Kammerer, der in Glasätztechnik figural gestaltet ist und eine eigene schwache Lichtquelle im Raum darstellt. Als die Sonne nach fast 2 Stunden Führung untergegangen ist kann auch noch die innovative Beleuchtung des Raumes gezeigt werden und lässt uns ein erstauntes und erfreutes „Abheben“ empfinden: plötzlich scheint die Decke zu schweben! Nach dieser intensiven und unglaublich anregenden Führung fahren wir begeistert nach Mödling zurück und sehen die Fotos und Pläne von Oberrohrbach im Karner mit anderen Augen.
Weblink:
Beschreibung Projekt Kirche Oberrohrbach (www.zement.at)
Neue Filialkirche in Oberrohrbach - Erzdiözese Wien
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(Text: dr)

15. September 2012

Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit

Constantin Gegenhuber

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit mit Constantin Gegenhuber © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit mit Constantin Gegenhuber © Kunst im Karner

Buch
Gebaute Gebete
von
Constantin Gegenhuber:

Buch Cover, Gebaute Gebete © Foto: Pustet Verlag

Constantin Gegenhuber, Gebaute Gebete,
Christliche sakrale Architektur – Neubauten in Österreich 1990 bis 2011, Verlag Anton Pustet.

In vielen Ländern Europas werden Kirchen geschlossen oder profanen Zwecken gewidmet. Nicht so in Österreich: Constantin Gegenhuber, Arzt und Architekt aus Steyr, hat sich intensiv mit Kirchenbauten in Österreich beschäftigt und dabei festgestellt, dass im Zeitraum von 1990 bis 2011 die stattliche Zahl von 40 Kirchen errichtet wurde, darunter 26 römisch-katholische. Oberösterreich weist mit neun neugebauten Kirchen und Seelsorgezentren die höchste Zahl auf.
Seine Doktorarbeit hat der Autor nun unter dem Titel „Gebaute Gebete“ veröffentlicht. Es ist ein beeindruckender Band mit einer Fülle an Fotos von Altarräumen und Außenansichten sowie Plänen, nach Bundesländern geordnet. Es ist auch ein Nachschlagewerk mit umfassender Information zu jedem einzelnen Bau und zu den Architekt/innen.
Und es ist die „Diagnose eines Zustandes“, wie Prof. Manfred Wagner von der Universität Wien im Vorwort festhält. Constantin Gegenhuber komme in seiner Studie zu dem Schluss, dass spirituell etwas „in die falsche Richtung“ läuft. Denn Architekt/innen, kirchliche Entscheidungsträger und die Gläubigen selbst würden sich nicht sehr von der profanen Welt unterscheiden.

Quelle:
Wiener Kirchenzeitung
Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit © Kunst im KarnerMit einem Einblick in die Werkskapelle der VOESTalpine in Linz eröffnete Dipl.-Ing. Mag. DDr. Constantin Gegenhuber seinen Vortrag über rezente christliche Sakralbauten in Österreich. An Hand ausgewählter Beispiele zeigte er die Vielfalt der neu errichteten Gotteshäuser in den Jahren 1990 bis 2011 und erwähnte deren Besonderheiten, wobei seine Begeisterung jedes Mal vermuten ließ, dass es sich nun um seine Lieblingskirche handelt. Doch dies ließ sich Dr. Gegenhuber erst gegen Ende des fulminanten Vortrags entlocken und es soll auch in der Runde der Zuhörer im Karner verbleiben.
 
Der Absolvent der TU Wien (Architektur), der Universität für Angewandte Kunst (Produktgestaltung) und der Medizin-Uni Wien (FA für Orthopädie) hat auf Grund eigener Leidenserfahrung einen noch tieferen Zugang zum christlichen Glauben gefunden und daraus erwuchs der Wunsch, sich speziell moderner Sakralarchitektur, einem
Buch Cover, Gebaute Gebete © Foto: Pustet Verlagsehr vernachlässigten Gebiet in der Architekturdokumentation, zu widmen. 2003 bis 2008 besuchte er mehr als 40 neugebaute Gotteshäuser in ganz Österreich, bis zur Buchwerdung 2011 überarbeitete er den Text und fertigte sämtliche Fotos für die Publikation an. Nach einem genauen Bearbeitungsschema beschrieb er die Kirchen und fügte auch jeweils einen persönlichen Eindruck und Kommentar dazu. So entstand ein umfassender Überblick mit guten Vergleichsmöglichkeiten mit echter Nachschlagequalität.
 

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit © Kunst im KarnerBei seinem Vortrag im Karner sprach er zunächst die hier ausgestellten Beispiele in Wien Donaucity und Oberrohrbach sowie in Hainburg an. Diese drei Kirchenbauten gehören sicherlich zu den herausragenden Beispielen unserer Sakralarchitektur und Gegenhuber erklärte dies vor allem mit der einzigartigen und beispielgebenden Lichtführung in diesen Gebäuden. Licht ist bei Sakralbauten eines der wichtigsten Gestaltungselemente und bestimmt in besonderer Weise den sakralen Charakter eines Raumes.
 
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit © Kunst im KarnerImmer wieder zeigte Dr. Gegenhuber die wichtigsten Formen in der österreichischen nachkonziliären Sakralarchitektur auf: die Verbindung von Kreis (Göttliches) und Quadrat (Irdisches), was in den Grundrissen der gezeigten Kirchen gut nachvollziehbar ist. Die Ansichten der Innenräume erklärten auch seine manchmal wehmütig klingenden Äußerungen, dass es bei vielen Kirchenbauten durch zu viel Mitsprache zu vieler Menschen zu einer Verwässerung der ursprünglichen Architektenvision gekommen ist. Auch „Behübschungstendenzen“ für allzu nüchtern wirkende Gotteshäuser stellen eine Gefahr für die ursprüngliche Architektur-Sprache dar.
 
Eindrucksvoll die hierorts weniger bekannten Kirchen in Wels, Pfarrzentrum St. Franziskus, bei dem nach dem Pfarrpatron besonderes Augenmerk auf ökologisches Bauen gelegt wurde ohne die ästhetische Komponente zu vernachlässigen sowie die eingangs erwähnte Werkskirche der VOESTalpine in Linz, die durch die Verwendung typischen dunklen Schlackenmaterials für die Außenhaut die weiße Innenraumgestaltung besonders hervorhebt.
 
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit © Kunst im KarnerIm Vergleich dazu sehen orthodoxe Kirchenneubauten wesentlich konservativer aus, gelten hier doch wesentlich strengere Vorschriften für den Bau. Trotzdem gelingt es den Architekten, die traditionelle Bausprache in die Jetztzeit zu versetzen und somit Raum für ein lebendiges Pfarrzentrum zu schaffen, wie Dr. Gegenhuber aus eigenem Erleben berichten konnte.
 
Zusammenfassend erklärte Gegenhuber die konfessionellen Unterschiede so: die evangelische Kirche hat eine gewisse Vorreiterrolle in der Innovation sakraler Formensprache und strebt nach Transparenz, Reduktion, Jugendfreundlichkeit und Musikunterstützung für die Liturgie. Die röm. kath. Religionsgemeinschaft bringt sehr unterschiedliche Lösungen mit Schwerpunkt auf die Gestaltung der liturgischen Orte hervor, wobei aber eine Vernachlässigung der Musikeinrichtungen und der Jugendfreundlichkeit zu beobachten ist. Die orthodoxe Kirche führt ihre Bautraditionen und Bauphilosophien fort, während die neuapostolische Kirche nüchterne Versammlungsräume mit Schwerpunkt Jugendfreundlichkeit bauen lässt.
 
In der anschließenden intensiven Diskussion kamen Probleme der fehlenden künstlerischen Bildsprache in den rezenten Kirchenbauten zur Rede: außer der architektonischen Haut werden praktisch kaum künstlerische Gestaltungselemente wie Bilder oder Skulpturen von namhaften Künstlerpersönlichkeiten geschaffen. Auch in der liturgischen Musikszene herrscht derzeit ein ziemlicher Stillstand. Gegenhuber würde sich eine engere Zusammenarbeit zwischen Kunstuniversitäten und der Kirche wünschen, um dieses Manko auszugleichen und eine sehr notwendige Belebung dieser künstlerischen Aspekte zu erreichen.
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit © Kunst im Karner
Weblink:
http://www.dr-gegenhuber.at
http://www.pustet.at/Gebaute-Gebete_45_p6.html
www.erzdioezese-wien.at/content/news/articles/2011/09/22/a26598
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(Text & Fotos: dr)

  16. September 2012

Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge

Führung durch GR a.D. Julius Niederreiter

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner

Friedhofskapelle Brunn am Gebirge / Sensenmann © Herwig Zens

Die Thematik von Tod und Auferstehung steht im Zentrum der Friedhofskapelle, die Helmut Sautner als ebenerdigen Bau mit kegelförmigem Dach und konischem Turm umsetzte.
Die künstlerische Ausstattung im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs erfolgte durch Herwig Zens, der den kreisförmigen Innenraum mit Bildern zur Thematik Totenlieder und Trauermärsche ausstattete. In ausdrucksstarken „Traumgestalten des Todes“ wird der mythologische Aspekt des Übergangs in Malerei umgesetzt.

 

Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge
Friedhofskapelle Brunn am Gebirge © www.luxbau.atErfreulich viele Interessierte fanden sich am Sonntagnachmittag vor der Friedhofskapelle in Brunn ein, um den eindringlichen und bildreichen Erklärungen von GR a.D. Julius Niederreiter zur Baugeschichte dieser außergewöhnlichen Verabschiedungshalle zu folgen. Er schilderte die lange und im Nachhinein betrachtet nicht ganz unlustige Geschichte der Überzeugungsarbeit, die für einen letztendlich einstimmigen positiven Beschluss zum Bau der Friedhofskapelle im Brunner Gemeinderat notwendig war. Auch die Ausgestaltung mit dem rundum laufenden Gemäldezyklus von Prof. Zens war keineswegs bereits im ersten Anlauf möglich, sondern musste „in kleinen Portionen“ und sehr überlegt verabreicht werden. Sehr schön kam dabei Friedhofskapelle Brunn am Gebirge © www.luxbau.atheraus, dass persönliche Kontakte keineswegs immer nur zur sprichwörtlichen „Freunderlwirtschaft“ führen müssen, sondern ganz im Gegenteil eine sehr intensive und vertiefende Auseinandersetzung mit einem Projekt bringen können: der Architekt Helmut Sautner und der Gemeinderat Niederreiter sind langjährige Sangeskollegen in einem Brunner Chor und der Architekt und der Maler sind langjährige Weggefährten am Berg Athos und dieser Bau ist die Manifestation ihrer tiefen Überzeugung und langen Beschäftigung mit dem Thema Tod und Verabschiedung.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im KarnerSehr anschaulich konnte GR Niederreiter die aufregenden Momente der baulichen Umsetzung von Sautners Plänen berichten, dass erst nach langem Suchen ein Zimmermann gefunden werden konnte, der die Aufgabe übernehmen wollte und dass der vom Gemeinderat bestimmte Statiker ein richtiger Glücksgriff gewesen war. Auch die langen Diskussionen zum Thema „begrüntes Dach“ wurden überzeugend und nachvollziehbar berichtet.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im KarnerInteressant waren auch die Rückmeldungen vieler „Brunner Erstbesucher“, die meist nicht sehr positiv ausgefallen sind, mittlerweile scheinen sich aber die meisten Wogen geglättet zu haben, was wohl nicht nur auf den „internationalen Architekturtourismus“, ausgelöst durch die Friedhofskapelle, zurückzuführen ist.
Es erfüllte jedenfalls jeden Besucher mit einer gewissen Genugtuung, dass letztendlich dieses nicht alltägliche Projekt mehr oder minder eins zu eins umgesetzt werden konnte und dabei auch überzeugend ausgefallen ist!
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner

Weblink:
Die Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge
www.zensherwig.at/fhk_brunn.htm
http://www.luxbau.at/zimmerei/projekte/fertigeprojekte/
kapbrunn/brunn.html

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(Text: dr Fotos: am)

  16. September 2012

Zum Bau der Friedhofskapelle Brunn am Gebirge

Architekt Helmut Sautner:

Architekt Helmut Sautner  © Kunst im Karner

Prof. Herwig Zens:

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Prof. Herwig Zens © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Prof. Herwig Zens © Kunst im Karner

Plan:

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner

Bilder:

Friedhofskapelle Brunn am Gebirge / Auferstehung der Toten © Herwig Zens

Friedhofskapelle Brunn am Gebirge / Engel der Apokalypse © Herwig Zens

Friedhofskapelle Brunn am Gebirge / Der Tod mit Violine © Herwig Zens

 

 

Zum Bau der Friedhofskapelle Brunn am Gebirge
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im KarnerVoll gespannter Erwartung war der Karner zu Beginn des „Brunner Abends“: sind doch die Protagonisten als „Lokalmatadore“ zu bezeichnen. Als Einführung und Einstimmung wurde der Film zur Entstehung der Brunner Friedhofskapelle von Inge und Herbert Link gezeigt. Die stimmigen Schnitte und die großartige musikalische „Untermalung“ mit dem Totentanz von Hugo Distler, dargeboten vom Wiener Schönberg Chor unter der Leitung von Prof. Erwin Ortner als Eröffnungskonzert erklärten eigentlich schon (fast) alles. Sowohl der Mödlinger Architekt Helmut Sautner als auch der Künstler Prof. Herwig Zens beschreiben darin ihre Intentionen und das Werden des Raumes wird nachvollziehbar.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im KarnerTrotzdem konnten beide Künstler noch weitere Geschichten und Anekdoten zum Bau beisteuern und so wurde im Verein mit dem ebenfalls in den Karner gekommenen Brunner GR a.D. Julius Niederreiter ein informativer und gleichzeitig auch unterhaltsamer Abend über eine Friedhofskapelle daraus. Sautner erklärte, dass er primär einen Raum schaffen wollte, wo die Seele Zeit und Gelegenheit hat, sich vom Körper zu lösen und dabei auch von den Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im KarnerAngehörigen begleitet zu werden. Dieses schöne Bild ist durch die Lichtsäule des zentralen Turmes gut zum Ausdruck gebracht. Auch die Spiralnebelform des Grundrisses, die die Kapelle als Durchgangsraum bestimmt, wird in der ewigen Schleife der Malerei von Zens aufgegriffen und vertieft. Spannend die Erklärung der Malweise und die Erkenntnis, dass trotz des teilweise skizzenhaften Charakters der Malerei von vorneherein jedes Detail genau festgelegt war. Die Vorzeichnung mit Kohle lässt ein besonders schnelles und schwungvolles Arbeiten zu und unterstützt diesen skizzenhaften Eindruck. Auch Details zu technischen Fragen der Architektur und Malerei wurden beantwortet und zeugten von der gelungenen Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Professionisten.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im KarnerZum krönenden Abschluss berichtete Prof. Zens von einem besonderen Erlebnis: nach einer besonders langen und anstrengenden Arbeit an dem bereits in der Kapelle angebrachten Gemäldefries und einigen unterstützenden geistigen Getränken wollte der Künstler nicht mehr nach Hause fahren und bettete sich nach kurzer Überlegung auf der Totenbahre zur Ruhe, wo er sofort tief und fest einschlief. In den frühen Morgenstunden wurde er durch die Ankunft der Rettung, die einen Verunfallten in die Kühlhalle legten munter und hörte mit an, wie die Sanitäter noch schnell eine kleine Jause in der Friedhofskapelle einnehmen wollten. Plötzlich entdeckten sie die angebrochene Weinflasche des Künstlers und wollten sie leeren, als sie von einem vehementen Aufschrei von der Totenbahre davon abgehalten wurden. Prof. Zens wollte diesen Mundraub nicht durchgehen lassen und jagte den beiden Rettungsleuten einen gehörigen Schrecken ein….
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner

Weblink:
www.zensherwig.at/fhk_brunn.htm
Kunst im Karner, Fotos & Berichte - Juni 2005
Totentanz - Herwig Zens

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(Text: dr Fotos: am & gm)

  18. September 2012

Musikalische Klangräume

Prof. Peter Planyavsky

Peter Planyavsky © Bild & Foto: www.planyavsky.at

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag zum Bau der Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im Karner

Musikalische Klangräume
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im KarnerProf. Planyavsky begann seinen Vortrag mit der Erklärung, dass sich (Kirchen-)Musik und Sakralraum immer schon gegenseitig beeinflusst haben, als drittes Element kommt hier natürlich die Liturgie dazu. Diese Dreieck-Konstellation berücksichtigend erzählte Planyavsky die Geschichte der Kirchenmusik in groben Zügen: waren vom Beginn der ersten christlichen Hochblüte in nachkonstantinischer Zeit bis ins Mittelalter die Mitglieder des Klerus gleichzeitig die ausübenden Musiker (einstimmiger Gesang – Gregorianik), kam es ab der ersten Ausbildung polyphoner Musik zur Abspaltung der Musiker als eigene Teilnehmer an der Liturgie.
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im KarnerPlötzlich war Kirchenmusik „zu bezahlen“, folglich gab es auch nur in den großen Domen oder Klöstern des hohen Mittelalters Kirchenmusik nach unserem heutigen Verständnis. Der Platz der eigentlichen Feier der Liturgie war auf den Chorraum dieser großen Kirchen beschränkt, abgeschirmt von der Gemeinde durch einen Lettner oder screen. Auch die Musik war dort angesiedelt, denn sie war integraler Bestandteil der Liturgie. Auf eine Wirkung im gesamten Kirchenraum wurde kaum Wert gelegt. Als der Umfang der Instrumentalisten und Sänger wuchs, musste auch der zugewiesene Platz im Kirchenraum verändert werden und die Orgeln und Musikeremporen „wucherten“ aus dem Chorraum heraus und eroberten langsam die Querschiffe und dortige Emporen.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im KarnerAb der Renaissance (16. Jhdt) wurde plötzlich die Größe des gesamten Kirchenraumes als wichtiges Element der liturgischen Feier entdeckt, Chorschranken und Lettner wurden aufgegeben und alles konzentrierte sich auf die Vierung. Schön nachzuvollziehen ist dies im Salzburger Dom, wo auch heute wieder die 4 Vierungsemporen für die Kirchenmusik genutzt werden, wie schon/noch zu Mozarts Zeiten. Je nach Größe und Wichtigkeit der Feier wurde nur ein kleine Orgelpositiv oder eben ein bis vier Musikeremporen für Chor und Instrumentalisten genutzt. Diese räumliche Nähe zur Liturgie erlaubte sehr kleinteilige Melismen und Verzierungen in der Musik. Dies gilt auch noch für die Klassik, daher ist die heute allgemein übliche Praxis der Aufführung einer Mozartmesse von der Orgelempore (sprich: Westempore) musikalisch unzulänglich und bedenklich. Erst ab der Romantik waren Liturgie und Kirchenbau auf größere Orchester und umfangreichere Orgeln ausgerichtet und der gleichmäßige Einsatz von Streichern und Bläsern auch in leisen Passagen rechtfertigt die Platzierung auf der Westempore großer Kirchen.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im KarnerDiese Entfernung der Musik vom eigentlichen liturgischen Geschehen war schon in der ersten Hälfte des 20. Jhdts. Thema für den bekannten österreichischen Liturgie-Reform-Vorkämpfer Pius Parsch in Klosterneuburg, der auch „neue“ Plätze für die Musik auslotete. Kirchenneubauten aus dieser Zeit räumen der Musik wieder einen Platz direkt hinter und seitlich vom Altar ein, womit sich der Kreis wieder schließt.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im KarnerDer allgemeine Stellenwert der Musik in der liturgischen Feier hat aber nach dem II. Vatikanischen Konzil zumindest in der Praxis stark abgenommen und eine gewisse Rat- und auch Stillosigkeit ist nicht zu übersehen. Prof. Planyavsky meinte, dass 50 Jahre ein zu geringer Zeitraum für die Entwicklung einer an die neue Liturgie angepasste Musik wären und ist optimistisch, dass sich hier noch etwas entwickeln werde. Er wies dabei auf die Trägheit dieser Anpassung bei allen früheren Reformen und Veränderungen hin und empfahl unaufgeregt in „kirchlichen“ Dimensionen zu denken.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Musik und Sakralraum © Kunst im KarnerAls Abschluss der angeregten Diskussion zu akustischen und allgemein musikalischen Problemen in Kirchenräumen durften wir Prof. Planyavsky auch auf der Walkerorgel in St. Othmar erleben mit einer sehr individuellen Improvisation über das bekannte Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Georg Neumark.

Weblink:
http://www.peterplanyavsky.at/

Peter Planyavsky © Buch Cover Gerettet vom StephansdomGerettet vom Stephansdom, von Peter Planyavsky
35 Jahre lang hat Peter Planyavsky am Wiener Stephansdom nicht nur Musik und Liturgie mitgestaltet und geprägt, sondern auch Personen und Strukturen beobachtet. Das Faszinierende, das den Arbeitsplatz Stephansdom ausmacht, ist in seinem Rückblick ebenso eingefangen wie das Allzumenschliche – gerade an einem Ort, wo so oft von der Nächstenliebe die Rede ist. Nebenbei erfährt man eine ganze Menge darüber, wie so ein Dom „läuft“. Der lange Kampf um die neue Domorgel wird ebenso geschildert wie die weit über Wien hinaus bekannt gewordene Dommusikkrise der letzten Jahre, die zu Planyavskys Abschied geführt hat. Den Leser erwarten pointierte Zuspitzung und kühles Argument, aber auch jede Menge Lächeln.
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(Text: dr Fotos: gm)

20. September 2012

Zur Friedenskirche in Waidhofen a/d Thaya

Makis Efthymios Warlamis

Makis Efthymios Warlamis Peter Planyavsky © Bild & Foto: www.warlamis.at

CHRISTUS HEUTE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / CHRISTUS HEUTE © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / CHRISTUS HEUTE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / CHRISTUS HEUTE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / CHRISTUS HEUTE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / CHRISTUS HEUTE

ENDLESS SPACE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / ENDLESS SPACE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / ENDLESS SPACE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / ENDLESS SPACE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / ENDLESS SPACE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / ENDLESS SPACE
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Film von Makis Efthymios Warlamis / ENDLESS SPACE

Zur Friedenskirche in Waidhofen an der Thaya

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im KarnerGemeinsam mit Mag. arch. Ruth Schremmer, der Geschäftsführerin des von ihm begründeten KUNSTMUSEUM Waldviertel, kam Prof. Makis E. Warlamis in den Mödlinger Karner um sich und speziell das Projekt der Friedenskirche in Waidhofen an der Thaya vorzustellen. Dr. Klaus Heine, der den Gemeindeausflug am letzten Wochenende nach Hainburg und Waidhofen miterlebt hatte, knüpfte an das dortige Erleben an und machte alle sehr gespannt auf den Menschen und Künstler Walamis, der hinter all dem steckt.
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner  Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner
Als Einführung wurden zwei Kurzfilme gezeigt: CHRISTUS HEUTE, eine filmische Collage aus Christusbildern, die von Prof. Warlamis in einer von ihm entwickelten Technik in langwierigen Prozessen bearbeitet und „entmaterialisiert“ werden, das heißt ikonenhafte Christusdarstellungen werden in vielen Arbeitsschritten mit patinaartiger Farbe übergossen, wieder abgewaschen, mit verschiedenen Chemikalien behandelt, hohen Temperaturen (700°C) ausgesetzt um letztendlich diesen „entmaterialisierten“ Zustand zu erreichen, der Warlamis als allgemeines Zeichen des Heiligen erscheint. Unterlegt war diese Bilderfolge mit Musik aus der 7. Symphonie des Strawinsky-Schülers Mikis Theodorakis, der nach dem Fertigwerden des Filmes meinte, jetzt hätte er seine Musik das erste Mal wirklich gehört.
Auch der zweite Kurzfilm ENDLESS SPACE war mit Theodorakis-Musik unterlegt und zeigte ohne Text eine 3D-anmutende animierte Collage von architektonischen Elementen, Planeten, Ein- und Mehrzellern und abstrakten Formen, die sich zur sehr intensiven Musik durch das All bewegen, - mehr oder weniger eine Schöpfungsdarstellung.
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner  Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner
Prof. Warlamis stellte sich als bildender Künstler vor, der aus seinem tiefen Glauben heraus Christus und seine Darstellung in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt hat. Mehr als 300 großformatige Christusbilder hat er geschaffen und sich mit dem Dargestellten auch darüber unterhalten. Mag. Schremmer las eine Passage dieses Dialoges aus dem großen Christus-Buch des Künstlers vor. Walamis meinte, das sei die Grundlage für den Kirchenbau in Waidhofen gewesen. Diesen Auftrag hat er übrigens erst angenommen, nachdem er ein Jahr mit der evangelischen Gemeinde in engem Kontakt war und die Bedürfnisse erkundet hatte. Das erklärt auch die vielfältige positive Beeinflussung des gesamten Gemeindelebens in Waidhofen durch die Entstehung dieses nicht sehr großen Pfarrzentrums.
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner  Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner
Im weiteren Gespräch betonte Prof. Warlamis auch die ungeheure Bedeutung der Hinführung der Kinder zum Glauben, deswegen auch der besonders ausgeprägte und gestaltete Kinder-Bereich in der Friedenskirche. Auch die Bezeichnung „Das Kunstmuseum, Akademie für Kinder, Skulpturen-Erlebnispark“ für das KUNSTMUSEUM Waldviertel in Schrems zeugt von diesem überragenden Stellenwert der Kinder in Warlamis´ Weltordnung.

Ein anderer und zum Nachdenken anregender Abend mit einem außergewöhnlichen Menschen und Künstler!

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner

Evangelische Kirche in Waidhofen an der Thaya:

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Vortrag Musikalische Klangräume - Zur Friedenkirche in Waidhofen an der Thaya, mit Makis Efthymios Warlamis © Kunst im Karner

Weblink:
http://warlamis.at
http://www.idea-design.at
http://www.daskunstmuseum.at
http://www.evang-gmuend-waidhofen.at

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(Text: dr Fotos: gm)

21. September 2012

Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch

Pater
Albert Gabriel SDS

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Pater Albert Gabriel SDS © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Pater Albert Gabriel SDS © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Pater Albert Gabriel SDS © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Donaucitykirche?uselang=de

Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © Kunst im KarnerPater Albert Gabriel SDS, Rektor der Donaucity-Kirche und Pfarrer in Kaisermühlen, kann auf eine 50jährige Priester-Erfahrung mit unterschiedlichsten Gemeinden zurückschauen. Jugendseelsorger in Graz, Gemeindeaufbau in Favoriten, Militärseelsorger auf dem Golan, Pfarre Maria Hilf in Wien mit vielfältigen sozialen Problemen (Gründung der GRUFT) und nach Rückgabe dieser Pfarre an die Erzdiözese Wien plötzlich eine völlig neue Aufgabe: eine neue Kirche in einem (Wohn-)Gebiet, das erst im Entstehen ist, der Donau-City.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © bwagÜberraschend für die Erzdiözese kam das Angebot der Stadt Wien, hier zwischen den geplanten Büro- und Wohntürmen auch eine Kirche zu errichten. Damals gab es „nur“ die UNO-City, das restliche Gelände sollte eigentlich die Weltausstellung 1995 beherbergen, die aber nicht zustande kam. So wurde 1996 ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben und P. Albert war zwar nicht in der Jury, durfte aber an den Besprechungen teilnehmen und hoffte insgeheim, dass Heinz Tesars Entwurf das Rennen machen würde. Als er Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Donaucitykirche?uselang=deversuchte, für dieses Modell zu argumentieren, wurde er bald unterbrochen mit dem Hinweis, dass dieser Entwurf sowieso schon gewonnen hätte. Es gab also von Anfang an einen breiten Fachkonsens, der sich aber auch auf die liturgische Brauchbarkeit in der Praxis ausweitete, denn das Modell wurde praktisch ohne Veränderungen umgesetzt und ist seit nunmehr 12 Jahren in vielfältigem Gebrauch.


Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © Kunst im KarnerP. Albert beschreibt seine Position in der Donau-City als „absoluten Glücksfall“, die Kirche sei für die Umsetzung der Liturgiereformen des II. Vatikanischen Konzils maßgeschneidert und ermögliche eine aktive Gemeindeteilnahme am Gottesdienst, aber auch ein reiches Gemeindeleben im Untergeschoss der Kirche mit Gemeindesaal und diversen Nebenräumlichkeiten. Sogar ein kleiner Pfarrgarten ging sich auf dem sehr eng bemessenen Grundstück noch aus! P. Albert betont aber auch, dass diese Kirche ein wirklicher Ort des Gebetes ist, dass untertags immer wieder Menschen kommen um innezuhalten und stille Andacht zu verrichten, ein Zeichen, dass die anheimelnde Atmosphäre des Innenraumes angenommen wird und die strenge, aber durchbrochene Außenhaut neugierig macht auf das Innenleben dieses Kreuzkubus.

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Donaucitykirche?uselang=deDie Gestaltung des Altarraumes und der liturgischen Geräte, alles aus einer Hand und in perfekter Harmonie mit dem Bau, überzeuge durch die Gleichrangigkeit der 4 wichtigsten Punkte in einer Kirche: Taufstein, Altar, Ambo und Tabernakel, alles aus dunklem Granit roh behauen, setzen starke Akzente im ansonsten hellen Holzausbau. Als einzigen Kritikpunkt bringt P. Albert die mangelnde Höhe des Taufbeckens, das ihm manchmal Kreuzschmerzen verursacht. Auch die liturgischen Geräte wie Kelch, Patene oder Monstranz seien in der Praxis gut zu gebrauchen und korrespondieren natürlich mit anderen Gestaltungselementen der Kirche.

P. Albert macht eine so fröhlichen und rundum zufriedenen Eindruck, wenn er von „seiner“ Kirche spricht, dass man sofort Lust verspürt, dort einen Gottesdienst mitzufeiern und aktiv mitzugestalten!
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © Kunst im Karner
Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch © Kunst im Karner

Weblink:
http://
www.donaucitykirche.at
http://de.wikipedia.org/wiki/Donaucitykirche

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(Text: dr Fotos: gm)

22. September 2012

Exkursion zur Donaucitykirche

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Führung Arch. Heinz Tesar

Architekt Heinz Tesar © http://www.architonic.com

Heinz Tesar wird am 16 Juni 1939 in Innsbruck, Tirol, Österreich geboren. 1959 beginnt er seine Laufbahn als freier Künstler und Ingenieur, studiert Architektur und Städtebau an der Akademie der bildenden Künste in Wien 1961-65. Diplom Magister architecturae 1965.
Mitarbeit bei Roland Rainer und bei Wilhelm Holzbauer, 1973 Eröffnung eines eigenen Ateliers in Wien als frei-schaffender Architekt. Er wird 1975 zum Mitglied der Grazer Autorenversammlung gewählt und ist 1972-77 Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesell-schaft für Architektur. 1981 1. Preis im Wettbewerb für das Klösterliareal in Bern/ Schweiz. Realisierung von Sozialwohnungsbau und einigen Um- und Neubauten im sakralen und profanen Bereich in Österreich, seit 1989 Einladungen zu wichtigen Projekten und Realisierungen für öffentliche Gebäude, Museen und Sakralbauten hier und im internationalen Umfeld. 2000 Eröffnung eines weiteren Ateliers in Berlin.

Er erhielt folgende Auszeichnungen: 1982 Österreichischer Würdi-gungspreis für Bildende Kunst. 1983 Preis der Stadt Wien für Architektur . 2000 Heinrich Tessenow Medaille in Gold. Mit dem Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs/ Bauherrenpreis wurden ge-würdigt: Pfarrkirche Untern-berg, Salzburg. Wohnsiedlung Aspern (mit O. Häuselmayer, C. Pruscha, W. Wafler), Wien. Schömerhaus Klosterneuburg bei Wien. Stadttheater und Keltenmuseum Hallein, Salzburg. Museum Sammlung Essl, Klosterneuburg bei Wien. Kirche Donaucity, Wien.
Quelle: www.architonic.com

Exkursion zur Donaucitykirche, Führung Arch. Heinz Tesar
Bei windigem und nicht sehr einladendem Wetter hat sich eine Schar Interessierter aus Mödling und Umgebung zur Führung durch Architekt Prof. Heinz Tesar in der Donau-City-Kirche eingefunden und wird zuerst von Rektor P. Albert begrüßt, der am Vorabend im Karner so von seiner Kirche geschwärmt hatte. Eine gewisse Unsicherheit, ob denn Prof. Tesar auch wirklich kommen werde, ist durch sein pünktliches Erscheinen schnell weggewischt und trotz des leichten Nieselregens beginnen wir mit der Außenhaut, der inzwischen weltbekannten dunklen Verkleidung aus Chromstahl. Tesar erklärt, dass es sich dabei um den härtesten Stahl handelt, der normalerweise nur im Flugzeugturbinenbau und ähnlich anspruchsvollen Gebieten verwendet wird. Dieses Material tritt dann hochglänzend in Erscheinung. Die dunkle und eher matte Oberfläche an der Kirche ist durch Säurebehandlung entstanden. Von der Nähe erkennt man regelmäßige Bohransätze in Abständen von ca 50 cm, die ein feines Muster ergeben und neben den mehr als 100 kreisrunden Lichtöffnungen die eher abweisende und extrem stabile Außenhaut auch ein bisschen verletzlich und fragil erscheinen lassen.

Tesar erklärt die Grundidee des Entwurfs, einen möglichst kompakten Baukörper teilweise in die Erde zu versenken, um so neben und zwischen den riesigen Hochhäusern den Platz zu behaupten. Auch die leichte Achsdrehung trägt dazu bei, den ständigen Vorbeistrom der Menschen zu unterbrechen und auf das größenvergleichsweise winzige und unbedeutend erscheinende Gebäude aufmerksam zu machen. Durch die unterschiedlich großen Einschnitte an den senkrechten Kanten des Kubus entsteht einerseits eine Kreuzquaderform, die von oben, also den umliegenden Hochhäusern aus, gut erkennbar ist, andererseits werden insgesamt 8 kleine Würfel aus dem großen Würfel herausgeschnitten. Die Anwendung der Zahl 8 war eine der Vorgaben für den Entwurf. Am Abend strahlen durch die Innenbeleuchtung die vielen kreisrunden Öffnungen nach außen und laden ein, das Kircheninnere zu betreten.

Sofort umfängt uns der allgegenwärtige warme und helle Ton des Birkensperrholzes, das für Wand- und Deckenverkleidung verwendet wurde, korrespondierend mit dem ebenfalls hellen Industrieboden aus Ahornholz. Am Tag, auch bei trübem Wetter, fällt von allen Seiten Licht ein ohne zu blenden. Die Durchmesser der Lichtöffnungen sind 12 bzw. 60 cm, wobei die teilweise schrägen Bohrungen der größeren Öffnungen eine Lichtführung auf das Zentrum des Raumes hin ermöglichen. Nur die Wand hinter dem Altar ist in einem kreisrunden Feld ohne das regelmäßige Muster dieser Öffnungen, dafür ist in diesem intarsierten Feld ein aus der Mitte gerücktes goldenes Kreuz erkennbar mit einer kleinen Öffnung im Bereich der imaginären Herzwunde Jesu. Hier liegt einzigartigerweise die Verglasung innen und nur am Weihetag der Kirche, dem 26. November, fällt das Licht dann genau auf den Kreuzweg (ein Geschenk des Architekten an die Kirche). Das Thema der Herzwunde wird auch in der großen Öffnung in der Decke der Kirche und noch einmal auf dem Vortragekreuz aus Ebenholz aufgegriffen.

Prof. Tesar erklärt uns, dass es sich bei seiner Bauidee um einen „Kreuzkubus mit Lichtnotationen“ handelt, er spricht nicht von Fenstern oder Öffnungen, sondern vom Bauen mit festem Material und eben mit Licht. Die jeweilige Interpretation durch die Betrachter ist unterschiedlich und hängt mit dem Hintergrundwissen und den Assoziationen des einzelnen zusammen, ist somit nicht vorgegeben.

Angesprochen auf den Gebrauch und damit auch den Blumenschmuck der Kirche erklärt Prof. Tesat schmunzelnd, dass er es längst aufgegeben habe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn Blumenschmuck ist offensichtlich nicht „vermeidbar“, wiewohl es ihm und auch P. Albert ohne Blumen besser gefiele. Eine interessante Begegnung mit einem sehr menschlich wirkenden „internationalen Architekturstar“!

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Heilige Räume? - Moderne Sakralbauten / Donaucity Kirche © Kunst im Karner

Weblink:
www.donaucitykirche.at
http://de.wikipedia.org/wiki/Donaucity-Kirche
http://www.architektur-online.com/aktuelles/1557-heinz-tesar-wer-nicht-liebt-darf-nicht-bauen
http://www.architonic.com/aiabt/atelier-heinz-tesar/5203262
http://www.sauritschnig.at/referenzen/kirche-donaucity-wien.html

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(Text: dr , Fotos am)

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