Übersicht alle
bisherigen Ausstellungen |
KIK Fotos und Berichte
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7. Sept. 2013
Vernissage
Doris Reiser
Carl Aigner
Helga Cmelka & Carl Aigner
Doris Reiser & Helga Cmelka
Hans Stefan Hintner
& Richard Posch
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Nach
der Begrüßung der zahlreich erschienen Freunde von Helga Cmelka und
Kunst im Karner durch Doris Reiser
und dem Dank an alle unterstützenden Institutionen (Stadtgemeinde
Mödling, Kulturabteilung des Landes NÖ, private Spender) wurde kurz
das Programm für die diesjährige Ausstellung vorgestellt und das
eine oder andere zu erwartende Highlight erwähnt.
Pfarrer Richard Posch von St.
Othmar sprach vom Zustandekommen des heurigen Themas „Wasser des
Lebens“ als Sinnbild für die nie versiegende Kraft und Unterstützung
des Heiligen Geistes im Wirken in und aus einer Pfarre heraus:
schließlich feiert die Pfarre Mödling heuer ihr 900jähriges
Jubiläum, das rund um den 13. Oktober 2013 mit Vorträgen und einer
Festmesse mit Kardinal Schönborn begangen wird. |
Carl
Aigner vom Landesmuseum Niederösterreich sprach im
Anschluss über die künstlerische Umsetzung des Themas in der
Rauminstallation und den Bildern von Helga
Cmelka: für ihn ist die Darstellung der Natur ein ewig
altes und zugleich junges Thema in der Kunst, das den Künstler
eigentlich vor eine unlösbare Aufgabe stellt, wenn er nicht nur ein
Abbild der äußeren Erscheinungsformen erreichen will, sondern
sozusagen „die Natur der Natur“ wiedergeben will. Im Fall der
Wolken- und Wasserdarstellungen der Rauminstallation kommt noch die
„unfassliche“ materielle Komponente dazu, - Wasserdunst ist nicht „be-greifbar“
und Wasser kann man zwar spüren, aber nicht „festhalten“. Umso mehr
ist es erstaunlich, dass Helga Cmelka mit sehr dinglichen Stoffen
wie Eisendraht, Polyestergewebe oder Verpackungsschnüren viel vom
stofflichen Eindruck der flüchtigen Naturerscheinungen vermittel
kann.
Durch
Einbeziehung der räumlichen Gegebenheiten des romanischen Karners in
die Darstellung eines „Wasserfalls“, der aus dem Apsisfenster
kommend über den Altar und die Stufen bis zum Volksaltar „strömt“
und sich dort in Form gefüllter Wassergläser quasi aufteilt und
jedem zugänglich wird, entsteht ein starkes Bild, das von jedem
Betrachter in freier Assoziation mit unterschiedlichen Bildern und
Bezügen besetzt werden kann.
Auch die auf den ersten Blick abstrakt
erscheinenden Wolken-Wald-Wiesen-Wasser-Bilder aus dem Maltatal
erschließen
sich bei näherer Betrachtung als sehr vielschichtig und vermitteln
das Farbspiel verschiedenster Elemente im wechselnden Licht des
Tages und lösen so beim Betrachter mehr als nur ästhetischen Genuss
aus. Zum Abschluss gratulierte Carl Aigner der Initiative KUNST IM
KARNER und betonte die Wichtigkeit lokaler Kulturereignisse, „denn
Kunst findet nicht nur im Museum statt, sondern vor Ort und
jederzeit“. |
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Bürgermeister
LAbg Hans Stefan Hintner eröffnete die Ausstellung, nicht
ohne auf den für Mödling so wichtigen Umgang mit Wasser einzugehen:
als Ort mit der ersten Kläranlage Europas und einer der ersten
Ortswasserleitungen wurden schon im 19.Jhdt innovative Schritte zur
„Bändigung“ der lebenswichtigen Wasserquelle, aber auch der
Verwüstung bringenden Überschwemmungen durch den Mödlingbach
gesetzt, ein fortwährendes Arbeitsfeld für innovative Projekte wie
z.B. die Renaturalisierung des Bachlaufes.
Für die musikalische Umrahmung der Vernissage sorgte
das Bläsersextett der Beethoven-Musikschule Mödling unter Leitung
von Joe Hofbauer. |
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(Text:dr & Fotos: gm) |
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8. Sept. 2013
Helga Cmelka und die Galerie Arcade
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Helga Cmelka und die Galerie Arcade
Ein Gespräch mit der Künstlerin
Ein wichtiger Punkt in der Veranstaltungsreihe KUNST IM
KARNER ist immer die Begegnungsmöglichkeit des Publikums mit dem
jeweiligen Künstler: erstens um zu zeigen, dass Künstler meistens keine
abgehobenen Zeitgenossen sind, die in anderen Welten leben und für
Normalsterbliche Unverständliches denken und reden, sondern Menschen,
die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und vielleicht ein
besonders feines Gespür für aktuelle Befindlichkeiten der Umgebung
entwickelt haben. Zweitens gilt der Satz von Goethe „Man weiß nur, was
man sieht und man sieht nur, von dem man weiß“ in der Kunstbetrachtung
in besonderem Maße. Je mehr Hintergrundinformation man über den Künstler
und die Entstehung eines Kunstwerkes hat, desto dichter und intensiver
wird die Erfahrung bei der Betrachtung sein. |
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Helga Cmelka hat auf den ersten Blick
einen unspektakulär erscheinenden künstlerischen Lebenslauf: als
Kind viel auf sich gestellt hat sie immer gerne „gezeichnet“ und
dies hat sich auch in ihrer Ausbildung zur Kindergärtnerin
fortgesetzt. Gemeinsam mit zwei Schulkollegen will sie
naheliegenderweise zur Aufnahmsprüfung für die „Angewandte“
antreten, lässt sich aber durch eine hingeworfene Bemerkung zur
schon vorhandenen Berufsausbildung abschrecken. Es folgen Jahre der
Kindererziehung beruflich und privat, aber es bleibt der Wunsch,
sich künstlerisch zu beweisen. Zehn Jahre später der zweite Anlauf,
diesmal ist es der enorme Andrang junger angehender Künstler, der
Helga Cmelka zurückziehen lässt. Durch die Bekanntschaft mit dem
Künstler und Grafiker Robert Svoboda, ihrem späteren Mann,
erschließen sich neue Techniken und Anregungen zu künstlerischer
Tätigkeit. Frühe Zeichnungen und große
gestische Gemälde werden in der Folge abgelöst durch intensive
Auseinandersetzung mit Material und Inhalt, neben Druckgrafiken
entstehen erste Objekte und Bilder im Dialog mit anderen Künstlern.
Bewerbungen als „artist in residence“ bringen neue Begegnungen und
Kontakte, das Netzwerk wird immer internationaler und es folgen
Einladungen zu Symposien und Seminaren. Helga Cmelka nimmt diese
ständigen neuen Herausforderungen in ihrer bescheidenen Art
scheinbar ruhig an und wächst an ihnen, auch ihre künstlerische
Entwicklung folgt einer scheinbar absichtslosen Bahn und bewegt sich
immer mehr Richtung Land Art und Rauminstallation. Neue Materialien
werden eingesetzt, man meint fast aus einer Art von Zufall und aus
den Umständen heraus wird Neues ausprobiert und auch für gut
befunden. So geht die Entwicklung weg vom ursprünglich grafischen
Ansatz hin in die Dreidimensionalität, die Umgebung wirkt immer
stärker mit und erlebt im starken Umweltbezug ihres ersten
„Wasserfalls“ in Japan einen gewissen Höhepunkt. |
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Parallel dazu führt sie seit 20 Jahren
gemeinsam mit ihrem Mann und nun auch mit anderen Künstlerkollegen
die „Galerie Arcade“ im Mödlinger Beethovenhaus, wie der „kunstraumarcade“
im Volksmund gerne genannt wird. Auch hier das Annehmen einer
Aufgabe, die nicht einfach und sicher nicht „gut bezahlt“ ist,
- aus Interesse am Kunstbetrieb und einer gewissen Verpflichtung
heraus, zeitgenössische Kunst „unter die Leute zu bringen“ und
etwas zu bewegen. Neben der zeitaufwändigen Organisation und Einrichtung
monatlicher Ausstellungen, dem Erstellen von Katalogen und der
Pflege von Kontakten zu Künstlern und Kunstliebhabern bleibt hier
doch meist eine positive Bilanz durch bereichernde Begegnungen.
Auf die Frage, wie denn das eigene künstlerische Schaffen mit
der Knochenarbeit eines Galeriebetriebes zu vereinbaren ist, meint
Helga Cmelka nur auf ihre stille Art, „es ist nicht immer leicht
und manchmal kommt man an seine Grenzen“.
Link:
Kunstraum Arcade
Tel.: 02236/860 457, Mobil: 0664/767 5143, E-mail:
arcade(at)artprint.at |
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(Text:dr & Fotos: gm) |
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13. Sept. 2013
Florin Florineth:
Der Mödlingbach und seine Stadt
Mödlingbach -
Renaturierungsarbeiten
Mehr über die Renaturierung des
Mödlingbaches
hier... |
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Florin Florineth: Der Mödlingbach und seine Stadt |
Univ.
Prof. Florineth von der BOKU Wien begann seinen Vortrag mit einer
vogelperspektifischen Ansicht von Mödling, entstanden um 1600. Auf
Grund der eher summarischen Topografie ist der Mödlingbach als
ziemlich gerader Bachlauf, der aus der Klausen kommt, dargestellt.
Spätere Bilder und Zeichnungen zeigen uns aber das typische Bild
eines mäandrierenden Bachlaufs mit natürlichen Uferverläufen, die im
Ortsgebiet zum Wäsche waschen, spielen und lustwandeln einladen.
Sehr oft ist das Motiv der Spitalkirche direkt am Bach und die schon
früh als „malerisch“ empfundene Klausen mit der Burgruine Mödling
dargestellt. Auch die Administrativkarte von NÖ von 1868, in der
schon die neue Südbahnstrecke eingezeichnet ist, zeigt diesen
typischen Verlauf eines Wildbaches, der sich in der Ebene seinen Weg
suchen kann. Im Ortskern enden viele Parzellen direkt am Wasser,
während am gegenüberliegenden Ufer die Weingärten und Felder
beginnen. Brücken sind nur beim Bahnhof und in Wr. Neudorf
eingezeichnet. |
Entlang
des Baches gab es bis zu 14 Mühlen, die meisten waren Mahlmühlen für
Getreide, es gab aber auch Säge- und Gipsmühlen. Da der
Höhenunterschied zwischen Königswiese am Beginn der Klausen und Wr.
Neudorf etwa 42 Meter beträgt, ist diese Dichte an Mühlen
nachvollziehbar. An Hand alter Fotos und Bilder zeigte Prof.
Florineth, wie die Ableitungen der teils überdachten Mühlgänge
mittels hölzerner Wehre den Bachlauf einengten und die aufgestauten
Bereiche zum Schwimmen und Waschtrogfahren genutzt wurden. Im
Bereich der heutigen Badstraße in der Nähe der Fischermühle gab es
eine Furt für große Fuhrwerke und nur eine schmale Brücke. Die Ufer
waren Ende des 19. Jhdts schon teilweise mit Mauern und
Holzverkleidungen befestigt. |
Entscheidend
für die weitere Verbauung des Baches war das Jahrhunderthochwasser
vom 7., 8. und 9. April 1900, weite Teile der Altstadt standen
damals unter Wasser, an der Spitalkirche liegt die Marke bei etwa 2
Metern über heutigem Straßenniveau. Die Schäden waren enorm, vor
allem der Gleiskörper der relativ neuen Straßenbahn in die
Hinterbrühl war stark beschädigt worden. Mit Hilfe vorrangig
italienischer Fremdarbeiter wurde innerhalb weniger Jahre der
Mödlingbach in ein neues, begradigtes Gerinne gebracht und die Ufer
mit hohen Mauern befestigt. Dadurch erhöhte sich die
Fließgeschwindigkeit des Wassers enorm und die Gefahr einer
neuerlichen Überschwemmung schien einmal gebannt. Auch die hölzernen
Wehranlagen wurden durch massive Betonwerke ersetzt, Holzbrücken
durch Stahlkonstruktionen verbessert. Da die Steinverkleidung der
Wände nur relativ dünn war, kam es in den Folgejahren immer wieder
zu Schäden und Auswaschungen. Nach der Stilllegung der Mühlen im
Ortsgebiet bis etwa 1950 wurden auch die Wehranlagen sukzessive
abgetragen. Fotos von eher kleineren Hochwasserereignissen wie dem
30jährlichen Hochwasser von 1997 zeigen, dass die eigentlichen
Problemstellen durch die relativ tief liegenden Brücken verursacht
werden. Vor allem die Südbahnbrücke stellt ein ernstes Hindernis für
die Wassermassen dar und bei einem hundertjährlichen Hochwasser ist
dadurch nach wie vor mit einer Überschwemmung der tiefer liegenden
Stadtteile zu rechnen. |
Als
die Schäden in der betonierten Bachsohle und an den Ufern nach etwa
100 Jahren eine Sanierung verlangten, folgte der Gemeinderat
Mödlings unter Bürgermeister Lowatschek einem Vorschlag von Prof.
Florineth, das Bachbett sukzessive naturnah rückzubauen. Als
Leitbild wurde der Bachabschnitt auf Höhe des Kurparks genommen, der
zwar einen mit Mauern regulierten Wasserlauf, aber begrünte Ufer und
ein naturnahes Bachbett zeigt. Abschnittweise wurde im Frühjahr 2000
mit Studierenden der BOKU Wien und der Abteilung Wasserbau-Wiener
Neustadt begonnen, den Bach zu renaturieren und zu revitalisieren.
Damals gab es auf Grund der hohen Fließgeschwindigkeit des Wassers
praktisch keinen nennenswerten natürlichen Fischbestand. Das Beton-
und Steingerinne musste aufgebrochen und in großen Teilen entfernt
werden, dies war die aufwändigste Arbeit und verbunden mit teuren
Entsorgungen. Anschließend wurden Flechtzäune und Buhnen mit
horizontalen Faschinen aus Holz und Weidengeflecht eingebaut um
Stillwasserzonen zu schaffen und einen leicht mäandrierenden Verlauf
zu erreichen. Bei größeren Gefällstrecken (alten Wehrbereichen)
wurden natürliche Fischaufstiege mit eingebauten Stufen aus
Steinblöcken und pendelndem Verlauf errichtet. Gleichzeitig wurde
die Sohle des Bachbettes einseitig vertieft, um bei Niedrigwasser im
Sommer die Erwärmung des Wassers zu verzögern und so die
Algenbildung zu reduzieren. |
Die Weiden
trieben schnell aus und bereits nach einem Jahr war der Bachlauf
begrünt. Das Mikroklima wurde durch die gestiegene Verdunstung über
die Blätter positiv beeinflusst und die Ansiedelung von Fischen und
anderen Wasserlebewesen erfolgte auf natürlichem Wege. Der
Weidenbestand muss alle paar Jahre auf Stock gesetzt werden, das
heißt, alle Äste über 4 cm Stärke werden bodennahe zurückgeschnitten,
da sie sich bei Hochwasser nicht mehr ausreichend biegen und
deswegen den Wasserabtransport behindern würden. Diese Arbeiten
werden in erfreulicher Zusammenarbeit von Prof. Florineth und der
Stadtgemeinde Mödling/Bauhof und der Abteilung Wasserbau
durchgeführt. Von Studierenden durchgeführte Vermessungsarbeiten
zeigen eine Eintiefung und unregelmäßige Struktur des Bachbettes
gegenüber früher, was im Falle eines Hochwassers auch die Bordhöhe
anhebt und Überschwemmungen vorbeugt. Eine echte Entlastung könnte
aber nur durch die Schaffung von Inundationsgebieten im
Gemeindegebiet von Sulz und Gaaden geschehen, da hier die
Wassermassen angemessen lange zurückgehalten werden könnten, dies
scheitert aber noch an Finanzierungs- und Grundablösefragen.
Erfreulich ist die Untersuchung des Fischbestandes 9 Jahre nach
Beginn der Revitalisierungsarbeiten ausgefallen: 209 Exemplare von 5
verschiedenen Arten wurden in der Befischungsstrecke gefunden.
Auffallend die Änderung im wissenschaftlichen Sprachgebrauch:
frühere „Störsteine“ im Bachgerinne heißen nun „Belebungssteine“! |
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Mödlingbach - Renaturierungsarbeiten
In der Zeit vom 26. bis 30. März 2001
führten StudentInnen der Universität für Bodenkultur unter der
Leitung von Prof. Florineth im Rahmen
eines Baupraktikums erstmals Renaturierungsarbeiten
am Mödlingbach durch. Das Umweltreferat der Stadt-gemeinde
Mödling finanzierte die Baumaschinen und
die Verpflegung der StudentInnen. Das NÖ Wasserbauamt stellte
Material und einige Arbeitskräfte zur
Verfügung. |
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(Text: dr & Fotos: js) |
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14. Sept. 2013
Karl Essmann:
Wasser als Symbol in den Religionen
Zu Beginn stellte er fest, dass ohne Wasser nichts ginge,
und es auch kein Leben ohne dieses lebensspendende Element gäbe. Ja, und
ohne Menschen nicht einmal Religion(en).
So beginnt auch die Bibel noch vor der Erschaffung der Welt im Buch
Genesis mit Wasser und der Rolle, die Gott diesem zuteilt. „Und Gott sah,
dass es gut war.“ - Erst bei der Erschaffung des Menschen steht
geschrieben, dass „es sehr gut war.“
Schon die griechischen Philosophen und Naturforscher zählten das Wasser zu
den vier Elementen ( Erde, Wasser, Feuer, Luft). Es muss aber erwähnt
werden, dass das Wasser, bzw. all diese Elemente nicht nur lebenswichtig
und Segen sind, sondern in allen Urgeschichten der Menschheit gleichfalls
Zerstörung und Tod bringen können, wie etwa in Gen 7 über die „Sintflut“
berichtet wird ( in anderen Urgeschichten wie dem Gilgamesch-Epos etwa
auch). So wurden die Erfahrungen der Menschen mit dieser Ambivalenz der
Wassers und der anderen Elemente den kommenden Generationen mitgeteilt.
Von da her ist es verständlich, dass schon frühe Völker und Kulturen
diesen Mächten göttlichen Charakter, ja sogar göttliches Ansehen gegeben,
bzw. Gott selber gesehen haben – bei den Griechen Poseidon als Meeresgott,
bei den Römern Neptun. Daher wurde Wasser als etwas Göttliches, oder
zumindest als Geschenk Gottes, bzw. der Götter angesehen. „So steht Wasser
für Schöpfung und Zerstörung, für Fülle und Mangel, für Geborgenheit und
Bedrohung, für Reinheit und Verschmutzung “(Zit.). Die Zerstörung kam
später in Goethes „Zauberlehrling“ vor, wobei hier einem Zauberer
zugeschrieben wurde, was in den Religionen Gott vermag.
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Mit einem
fulminanten und mitreißenden Vortrag referierte der Theologe und
Psychologe Prof. Dr. Karl-Richard Essmann zum Thema
„Das Element Wasser in den Weltreligionen“ |
Diese
herausragende Rolle des Wassers gibt es in allen Religionen, auch
bei den Bekenntnissen in Asien, wo genau genommen alle bedeutenden
Religionen herkommen. |
Im
Hinduismus, der älter als das
Christentum ist, wird der 2500 km lange Fluss Ganges als „Mutter
Ganga“ bezeichnet. Und dieser Fluss – in vielen Sprachen und
Kulturen ist Fluss weiblich- ist für die Gläubigen nicht nur die
Tochter des Himalaya, sondern sie glauben, dass jedes morgendliche
Bad bei Sonnenaufgang in ihm die Anzahl der Wiedergeburten
vermindere. So hat das Wasser im Hinduismus wegen seines göttlichen
Ursprungs Heilungs- und Reinigungscharakter, und zwar auch im
spirituellen Sinne. – Jedes Bad im Ganges reinigt daher nicht nur
vom negativen Karma, sondern gibt auch einen besseren Start für das
nächste Leben ( und beim Bad im Ganges gab und gibt es keine
Kastenunterschiede).
Im Buddhismus, der aus dem
Hinduismus hervorgegangen ist, hat Wasser ebenfalls Bedeutung: große
Mengen werden beim Neujahrsfest mit guten Wünschen und Segnungen
über die Menschen vergossen, wenn auch die spirituelle begrenzt ist,
weil für Buddhisten alles begrenzt und der Vergänglichkeit
unterworfen ist. In tibetisch-buddhistischen Tempeln wird es aber
als Opfergabe verwendet und als Symbol für Buddhas Reinheit und
Erleuchtung und als Geschenk an ihn. |
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In den drei
abrahamitischen Religionen ( Judentum, Christentum, Islam) kommt dem
Wasser ebenfalls große Bedeutung zu.
In der hebräischen Bibel kommt es schon am Beginn der
Schöpfungsgeschichte vor. Später wird Mose sehr wichtig, und sein
Name bedeutet „der aus dem Wasser Gezogene“. Dieses israelitische
Kind entkommt durch die Liebe seiner Mutter dem vom Pharao
befohlenen Tod und wird sogar nach seiner Rettung an seinem Hof
aufgezogen. Schließlich nimmt er Gottes Auftrag an, das Volk aus der
ägyptischen Knechtschaft in das gelobte, versprochene Land zu
führen. Dabei kommt dem Wasser mehrmals eine dramatische Rolle zu –
bei der Rettung am Schilfmeer, wo Jahwe seine Macht beweist, aber
auch die Zerstörung durch das Wasser; gleichfalls in der Wüste, wo
Mose nach Gottes Anweisung auf den Felsen schlägt, damit die
Israeliten Wasser trinken können. Mose wird auch angewiesen ein Bad
zu bauen ( Ex 30), in dem sich besonders sein Bruder, der Priester
Aaron, und seine Söhne vor dem Gebet reinigen sollen – daher
entstanden die zahlreichen und hochsensiblen Reinigungsvorschriften
im Judentum. So gehört(e) zu
jeder Synagoge ein Bad, eine Mikwe – vor allem für die Frauen. Das
Bad geschieht durch völliges Eintauchen, weil nichts zwischen Gott
und dem Menschen sein darf als nur Wasser. Weiters gibt es in den
heiligen Büchern noch zahlreiche Stellen, die vom Wasser handeln,
wie etwa im Psalm 42, wo der Mensch mit einem Hirschen verglichen
wird, der nach ihm lechzt. Aber auch etwa im Psalm 23,2 oder beim
Propheten Jeremia. – Das Wasser ermöglicht überhaupt erst Leben. |
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Das
Christentum hat diese Bedeutung
des Wassers übernommen und teilweise noch überhöht. So bringen alle
vier Evangelien die Erzählung von der Taufe Jesu im Jordan, das
älteste, nämlich das Markusevangelium, beginnt sogar mit dieser
Perikope. Da „outet“ Gott seinen Sohn, indem er sagt „Dies ist mein
geliebter Sohn, an ihm habe ich Gefallen gefunden“. Daran hat auch
später die junge Kirche Jesus als Sohn Gottes erkannt.
Nachdem Jesus mit der Taufe durch Johannes seine Verkündigung nach
Gottes Auftrag begonnen hat, ist die Taufe das unauflösliche Zeichen
der Zugehörigkeit zum Christentum, und ist überhaupt das erste
Sakrament bei allen christlichen Konfessionen – bei den
evangelischen Christen das erste von zweien, in der Orthodoxie und
im Katholizismus von sieben-. Im Taufritual der alten Kirche konnte
man die Symbolik des Wassers ganz besonders durch das vollständige
Eintauchen sehen. Natürlich kann man das Wasser und die Symbolik nur
sehen; was dabei bewirkt wird, tut Gott und das muss man glauben!
In der Orthodoxie und dem Katholizismus kommt hier auch dem
Weihwasser noch eine bedeutende Rolle zu. |
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Da der
Islam ebenfalls in einer
Wüstengegend entstanden ist, hat auch in dieser Religion das Wasser
eine besondere Bedeutung.
Ismael, der Sohn Abrahams und der Dienerin Hagar, ist der Stammvater
alles Moslems. Nachdem seine Frau Sara ihm selber einen Sohn geboren
hatte, schickte sie Hagar mit Ismael in die Wüste. Abraham gab ihr
einen Schlauch mit Wasser mit, sodass sie einige Zeit zu trinken
hatten. Als es ausgegangen war und sie keine Quelle fanden, waren
sie verzweifelt. Da schickte ihnen Gott einen Engel, der ihnen einen
Brunnen zeigte. So konnten beide überleben und zogen gegen Süden
nach Arabien, und Ismael wurde schließlich der Stammvater eines
großen Volkes, der Moslem.
Das Wasser wurde auf eine spirituelle Ebene transformiert, wobei
seine Bedeutung deshalb nicht nur die körperliche Reinigung, sondern
auch die Reinigung vor jedem Gebet betrifft, und auch im Paradies
wird es sauberes, erfrischendes und heiliges Wasser neben anderen
Annehmlichkeiten geben. |
Mit der
berührenden und bemerkenswerten Stelle aus Johannes 4, nämlich der
Begegnung und dem Gespräch Jesu mit der Samaritanerin am
Jakobsbrunnen, wobei Jesus sich eigentlich über alle Traditionen
hinwegsetzte, beendete Prof. Dr. Essmann seinen aufschlussreichen
Vortrag: Jesus spricht im „Feindesland“ Samaria bei den
„Ungläubigen“ mit einer Frau, ja er führt mit ihr sogar ein
theologisches Gespräch, also ein totales „Non-Go“ (Zit) für die
damalige Zeit. Und dabei kommt es zu einer Selbstoffenbarung des
Herrn, die er an die Bedeutung des Wassers knüpft,
er ist das lebendige Wasser, das für uns
notwendig ist. |
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(Text: as+js & Fotos:
gm) |
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15. Sept. 2013
Wasser des Lebens
Gerald Fürst
1957 in
Mödling geboren, Studium der Rechtswissen-schaften
und Kommunikations-Wissenschaften, parallel Studium Theater-Regie am Max
Reinhardt-Seminar in Wien. Zeitvertrag als Regie-Assistent bei Claus
Peymann am Stadt-Theater Bochum. Theater "Der Kreis" in Mödling mit Produktionen
von Hofmannsthal, Anouilh, Nestroy, Dorst, Herzmanovsky-Orlando, Kotzebue
u.a. Produktion der österreichischen Erstaufführung des "Spiels vom
göttlichen Marquis" von Albert Drach.
1993 Gründung der Fürst-Domberger Rechtsanwälte- Partnerschaft, seit 2006
DDr. FÜRST Rechtsanwalts-GmbH
Gabriele & Rainer Huß
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Das Wasser literarisch und
musikalisch
Lesung mit Gerald
Fürst und Musik mit
Gabriele
Huß-Kubizek, Viola und Rainer Huß, Tuba |
Ein
besonderer Höhepunkt im Reigen der Begleitveranstaltungen zur
gegenwärtigen Ausstellung von “Kunst im Karner” war der
literarisch-musikalische Abend am vergangenen Sonntagabend. Der
Mödlinger Rechtsanwalt (mit bekannter künstlerischer Vergangenheit)
DDr.Gerald Fürst berührte mit Texten, die um das Thema Wasser
kreisten; die musikalische Gestaltung hatte das Ehepaar Gabriele
Huß-Kubizek und Rainer Huß (Mitglieder des Radiosymphonieorchesters)
übernommen. Die Zuhörer genossen ein exotisches Duo von Violine und
Tuba(!). |
Das
Wasser - literarisch und musikalisch
Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung “Wasser des Lebens” im
Mödlinger Karner am Sonntag, 15.September 2013, um 19 Uhr 30
Programm:
W.A.Mozart Duo in G, KV 423, Allegro-Adagio-Rondeau Allegro
Lesung: An Babels Strömen
Ragtime: A Cyclone in Darktown
Lesung: J.W.Goethe, Der Zauberlehrling
Fritz Kreisler Caprice Viennois
Lesung: Brüder Grimm: Das Wasser des Lebens
Camille Saint-Saens Der Schwan
Lesung: Ein Psalm aus Qumran
Joh.Seb.Bach Air
Lesung: Dorothee Sölle, Psalm
R.Gliere Intermezzo aus “Huit morceaux” Op.39
Lesung: Offenbarung des Johannes aus Kap.21
W.A.Mozart Aus dem Konzert für Violine D-Dur KV 218
Andante cantabile - Rondeau |
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Gabriele
Huß-Kubizek
Geboren in Wien in einer Musikerfamilie, Vater angesehener Komponist
und international renommierter Chorfachmann, Mutter Cellistin und
Gründungsmitglied des Concentus Musicus. Bereits mit drei Jahren
erster Flöten- und Klavierunterricht, ab dem vierten Lebensjahr
Violinunterricht. Mit 13 Debut als Solistin mit Mozart Violinkonzert
G-Dur, mit 14 erste Engagements in Berufsorchestern. Studium von
Violine, Viola, Tonsatz und Gesang in Wien und Salzburg. Zunächst
Mitglied des Orchesters der Wiener Volksoper, später mehr als 20
Jahre Mitglied des ORF-RSO Wien. Zusammenarbeit mit namhaften
Dirigenten wie Vaclav Neumann, Michael Gielen, Ulf Schirmer oder
Pinchas Steinberg, zahlreiche Konzertreisen u.a. nach Japan, China,
Korea, Russland und in die USA, mehrere Jahre Dozentin bei Allegro
Vivo.
Rainer
Huß
Geboren in Deutschland, Studium in Stuttgart und München,
Preisträger zahlreicher Wettbewerbe. Acht Jahre Mitglied bei Ernst
Mosch und seinen „Original Egerländern“, Engagements u.a. im
Orchester des Bayrischen Rundfunks, der Bayrischen Staatsoper, des
Hessischen Rundfunks und den Bamberger Symphonikern.
Seit 1993 Mitglied des ORF-RSO Wien. Zusammenarbeit mit Dirigenten
wie Mstislaw Rostropowitsch, Mariss Jansons, Ingo Metzmacher oder
Michael Schönwandt, sowie mit Künstlern wie Jon Sass. |
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(Text: kh & Fotos:
gm) |
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20. Sept. 2013
Das Wasser als Chaosmacht: Filmvorführung
The Impossible
Wolfgang Ritzberger
Er arbeitet seit 30 Jahren für, bei und mit renommierte
Produktionsfirmen, führte Regie bei verschiedenen Film- u. Theater
Produktionen, hat u.a den Theatersommer in Retz als Intendant
geleitet, bei den Wiener-Bezirksfestwochen und im NÖ Theatersommer
gespielt und inszeniert. Er war Mitglied der österreichischen
Tonmeistervereinigung und ist „MediaBiz“ Chefredakteur, das größten
österreichischen Branchenmagazins für die Audio- und Filmindustrie.
Als Gymnasiat war Wolfgang Ritzberger schon freier Mitarbeiter des
ORF, danach Redakteur und Moderator bei Ö3, in der
Wissenschaftsredaktion des Hörfunks, beim Kinderfunk und beim
Familienfunk von Radio Wien. 2000 Gründung der eigenen
Produktionsfirma »RitzlFilm«
(Quelle:
http://www.ritzlfilm.at)
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Das Wasser als Chaosmacht:
Wolfgang
Ritzberger, der auch die gesamte aufwendige Technik
für diesen Filmabend organisierte begrüsste zu diesem Filmabend zum
Thema "Das Wasser als Chaosmacht" und erzählte viele Interna zu
diesem außergewöhnlichen Film. Wolfgang Ritzberger ist aktives
Pfarrmitglied in St. Othmar.
Die Geschehnisse in The Impossible beruhen auf wahren Begebenheiten,
die sich nach der Tsunami–Katastrophe in Südostasien am 26. Dezember
2004 zugetragen haben. Allerdings handelte es sich in Wirklichkeit
um eine spanische Familie, welche die dargestellten, tragischen
Geschehnisse tatsächlich durchlebte. Wahrscheinlich um ein größeres
und internationaleres Publikum zu erreichen, entschied man sich, die
Familie im Film als englisch darzustellen und das obwohl es sich bei
The Impossible um eine ausschließlich spanische Produktion handelt.
Trotzdem feierte der Film bei seiner Veröffentlichung in Spanien
einen enormen Zuschauererfolg und stellte mit einem Einspielergebnis
von über 11 Millionen US–Dollar am ersten Wochenende einen neuen
spanischen Startrekord auf. |
Handlung:
Henry und Maria kommen am 24. Dezember 2004 mit ihren drei Söhnen im
thailändischen Khao Lak in ihrem Urlaubshotel an. Am übernächsten
Tag wird die Familie, die sich am Pool des Hotels aufhält, vom
Tsunami erfasst. Maria, Henry und die Kinder überleben die
Katastrophe zwar, werden aber getrennt. Maria und Lucas, der älteste
Sohn, treiben zunächst zusammen im Wasser, laufen dann zusammen
durch die Trümmer und finden Daniel, der ebenfalls von seinen Eltern
getrennt wurde, und nehmen ihn mit auf einen Baum, auf dem sie sich
vor weiteren Wellen in Sicherheit bringen wollen. Die drei werden
von Thailändern gefunden, die Lucas und die verletzte Maria in ein
Krankenhaus bringen.
Henry
befindet sich zusammen mit seinen Söhnen Thomas und Simon in den
Trümmern des Hotels; er vertraut die beiden Fremden an, um selbst
weiter nach seiner Frau und dem anderen Sohn zu suchen. Thomas und
Simon werden zusammen mit anderen Kindern abtransportiert, als sie
bei einem Zwischenstopp an einem Krankenhaus zufällig ihren Bruder
Lucas und ihren Vater wieder finden. Somit ist die ganze Familie im
Krankenhaus vereint, wo Maria wegen ihrer Verletzungen operiert
werden muss. Zur besseren medizinischen Versorgung werden alle nach
Singapur geflogen.
Kritiken:
„Fragen nach dem nicht Erzählbaren, nach der ‚true story‘, wie es zu
Beginn des Films exponiert heißt – die Handlung basiert auf dem
Schicksal der spanischen Familie Belon – bleiben außen vor, ‚The
Impossible‘ lässt sie mit seinem fiesen emotionalen Impact gar nicht
erst aufkommen, macht sie nicht zu seinem Problem. Den nicht
annähernd einen ähnlichen Druck aufbauenden TV-Bildern von damals
und dramaturgisch wenig pointierten Internet-Videos der Geschehnisse
setzt der Film eine konsequent kondensierte Verpflanzung der
Naturkatastrophe in individuell-körperliches Leiden und dessen
Ausstellung entgegen. Nichts ist dabei mehr außerhalb zu denken.“ |
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(Text & Fotos:
gm) |
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21. Sept. 2013
Die Taufe als Grundsakrament des Christentums
Klaus Heine
& Richard Posch
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Schon
zu Beginn des Dialogs von evang. Pfarrer i.R. Klaus Heine und kath.
Pfarrer Richard Posch zum Thema Taufe kam eine überraschende
Meldung: offiziell erst seit 2007 ist die Taufe in der jeweils
anderen christlichen Gemeinschaft gegenseitig vorbehaltlos anerkannt!
Eine
Tatsache, die nicht leicht nachvollziehbar ist, scheint doch dieses
Grundsakrament der Aufnahme in die christliche Gemeinschaft frei von
„ideologischen Belastungen“.
Richard Posch versuchte ausgehend von der Sintflut und diesem
Vernichtungsakt Gottes an seiner Schöpfung wegen der Sündhaftigkeit
des Menschen die eigentliche Bedeutung der Taufe hervorzuheben: die
Gnade Gottes, die dem sündenverhafteten Menschen durch die Taufe
dennoch die Verbindung zu Gott ermöglicht. Ein interessanter, aber
aus Zeitmangel nicht vollständiger Überblick über die Entwicklung
der Taufe im Laufe der Kirchengeschichte zeigte unterschiedliche
Praktiken, die aber immer das Untertauchen bzw. Benetzen mit Wasser
des Katechumenen (Taufanwärters) im oder am Taufbecken als äußeres
Zeichen des Todes des alten, sündenbehafteten Menschen und die
Neugeburt in Christus beinhalten. War die Taufe im Jordan durch
Johannes dem Täufer ein im Judentum bekanntes Zeichen der Umkehr und
Neuorientierung innerhalb des Glaubens, so ist sie bereits im frühen
Christentum als Aufnahme in die christliche Gemeinschaft zu sehen,
also als Konvertierung zu einem anderen Glauben, ausgehend von der
Apostelgeschichte und dem Taufbefehl im Evangelium nach Matthäus:
„Gehet hin zu allen Völkern und tauft sie im Namen des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes“. Voraussetzung war immer eine
jahrelange Vorbereitung und Unterweisung des meist erwachsenen
Katechumenen und somit bewusste Entscheidung zur Taufe.
Bereits
im 3. Und 4. Jahrhundert vollzog sich eine Hinwendung zur
Säuglingstaufe, wohl wegen der hohen Kindersterblichkeit, der
„christlichen Antwort“ auf die jüdische Beschneidung aber auch wegen
des Glaubens an eine ewige Verdammnis aller Nichtgetauften. Kritisch
auch von Zeitgenossen wurden die Zwangs- oder Massentaufen eroberter
Völker gesehen, die zwar gültig waren, aber ohne freien Willen der
Getauften gespendet wurden. Genau dieser Punkt ist heute ein nicht
zu vernachlässigender Aspekt der rückläufigen Säuglingstaufe und
verursacht einen stetig wachsenden Anteil Nichtgetaufter im
christlichen Religionsunterricht, die zwar unterrichtet werden, aber
nicht Teil der christlichen Gemeinde sind. Bei Katholiken gibt es
auch immer wieder Kinder-Taufen im Zusammenhang mit der
Erstkommunion, die immerhin eine Entscheidung im kindlichen Glauben
der Achtjährigen voraussetzt, oftmals, weil sie nicht aus der
Gemeinschaft der Feiernden ausgeschlossen sein wollen. An sich ist
im katholischen Verständnis die Firmung als „Vollendung der Taufe“
zu sehen, die sich allmählich zu seinem selbständigen Ritus
entwickelte. Bei Erwachsenentaufen werden daher die Sakramente
(=sichtbare Zeichen der Gnade Gottes) Taufe, Firmung und
Erstkommunion nach mindestens einjähriger Katechese zusammen
gespendet und damit die vollständige Aufnahme in die christliche
Gemeinschaft begründet. Die Entwicklung der Konfirmation in der
evangelischen Kirche hat ähnliche Beweggründe.
Eine lange und intensive Diskussion über eventuell notwendige
Veränderungen der Taufpraktiken und prinzipielle Auslegung der
Wirkung und des Zwecks dieses grundlegenden Sakraments beendete
einen interessanten ökumenischen Abend.
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Zwölf Leitsätze für
eine verantwortliche Taufpraxis
aus Erich Geldbach, Taufe / Göttingen
1997
1.
Die Taufe ist ein Ereignis, das den Täufling von einem durch
den Tod bestimmten Leben zu einem neuen Leben führt. Sie ist
lebensbegleitend; die angemessene Antwort durch die Getauften ist
die tägliche “Freude der Buße”. Taufe ist mithin weder eine
Routineangelegenheit, noch ein auf Lebenswenden bezogener rite de
passage, auch kein bloß punktueller Akt oder eine reine
Familienfeier.
2. Die Taufe wird zwar in einer Konfession
bzw. Denomination vollzogen, gliedert aber in den universalen Leib
Christi ein und hat daher stets ökumenische Bedeutung. Dies sollte
bei Tauffeiern deutlich werden, indem bewusst auf ökumenische Gäste
geachtet wird oder Vertreter anderer Kirchen eingeladen werden.
3. Die Taufe ist durch Untertauchen in das
Wasser ein Gleichzeitigwerden mit und ein Anteil-Bekommen an Christi
Tod als dem allen unseren Werken voraus
liegenden Heilsereignis.
4. Die Taufe ist ein notwendiges Zeichen des
Heils und wirkt, was sie bezeichnet. Es geschieht ein
Herrschaftswechsel von der Macht der Sünde und der
Selbstzentriertheit in den Herrschaftsbereich Jesu Christi.
5. Die Taufe beinhaltet ein hohes Risiko,
weil sie aus sozialen
Bindungen löst und . Spott, Verfolgung oder sogar Martyrium zur
Folge haben kann.
6. Die Taufe führt zugleich in neue soziale
Bindungen, d.h. in die Gemeinde der
Getauften, die keine Unterschiede der Person (Rasse, Geschlecht,
Alter, Armut, Reichtum, Bildung etc.) kennt, und die für die
Getauften und ihr Wachsen im Glauben Verantwortung trägt.
7. Die Taufe lehrt den Täufling, sich und die
Mitmenschen mit den Augen Jesu als geliebte Geschöpfe Gottes zu
sehen. Daher ist die Taufe der Geistausgießung zugeordnet. Der Geist
bewirkt das Verlangen zur Taufe und wirkt in und nach der Taufe.
8. Die Taufe führt zum Bekennen des Glaubens.
9. Der Vollzug der Taufe muss aus sich
verständlich sein. Die
theologische Erklärung des Täufers, d.h. in
der Regel des ordinierten Geistlichen darf kein Ersatz für die
Taufhandlung selbst werden. Daher ist mit Wasser nicht zu sparen
bzw. das Untertauchen zu pflegen.
10. Die Liturgie sollte bewusst auf jeden
einzelnen Täufling zugeschnitten sein.
11. Auf weitere symbolische Handlungen ist zu
achten: z. Bsp. Taufe in der Osternacht, ein
neues Gewand, Taufkerze, Tauflieder, Taufspruch, in zeitlichen
Abständen Tauferinnerung.
12. Im Taufgottesdienst sollte das Abendmahl
nicht fehlen, schon gar nicht bei Erwachsenentaufen |
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(Text dr & Fotos: gm) |
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