Übersicht alle
bisherigen Ausstellungen |
Kunst im Karner Fotos und Berichte
Stelzenläufer
- Gravurtafeln - Polystyrol
Kisses
(EXPONATE von Martin Krammer bei Kunst im Karner)
16. Sept. 2006: Vernissage & Eröffnung
17. Sept. 2006: "OSSA" Lesung Margareta Mirwald
Musik
Michael Fischer & Christian Hart
21. Sept. 2006: Quatembergebet im Karner
23. Sept. 2006:
W.A. Mozart Streichquartette & Reisebriefe
Ensemble
"Kammerton Wien"
24. Sept. 2006:
Psychotherapie und Seelsorge
Überschneidung
oder Notwendigkeit?
30. Sept. 2006:
Lebensberichte von (außer)gewöhnlichen Menschen:
Kalligraph Joma Rezai -
Sr.
Katharina - Galerist Nicolas
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16.
September 2006
Vernissage
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Andrea
Schubert, Martin Krammer, Doris Frass und Christian Hart vor der
Eröffnung
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Doris Frass begrüßt im Namen von
Kunst im Karner und freut sich, dass diesmal "einheimische" Künstler ausstellen |
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Henriette
Horny betonte in ihrer Einführung, dass die beiden Künstler sehr
authentisch aus ihrem Umfeld heraus agieren, ohne großartig
Rücksichten auf Auftraggeber oder besondere Moden zu nehmen. Das
wäre ein besonderes Merkmal zeitgenössischer Kunst und der
wesentliche Unterschied zu den früheren, entweder von Kirche oder
Souverän geprägten Kunstschaffenden oder der Postmoderne, die
wieder auf die früheren Kunstströmungen aktiv bezugnehmend war.
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Trotzdem
kann sich niemand seinem Umfeld und den vorherrschenden
Traditionen entziehen und setzt diese automatisch in jedwedem
Kunstschaffen um. Durch diese unmittelbare, aber großteils unbewusste
Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart würden die
Skulpturen und Objekte von Martin Krammer und die auf Raum und
Ausstellungsobjekte aktiv bezugnehmende Klanginstallation den
Betrachter direkt ansprechen und eine Wechselwirkung mit dem
Ausstellungsraum und dem Besucher bewirken.
(Mitschrift & Fotos Gerhard Metz) |
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Kulturjournalistin
Dr. Henriette Horny
bei ihrer Einführung in die Werke
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Die
Ausstellung eröffnete Vizebürgermeister Ferdinand Rubel |
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Doris Frass,
Christian Hart, Martin Krammer und Henriette Horny (v.l.n.r.) |
Andrea Schubert, Doris Frass,
Pfarrer Richard Posch, VzBgm. Ferdinand Rubel, Lore Schanzer,
Christian Hart, Martin Krammer und Henriette Horny (v.l.n.r.) |
zur Webseite von Christian
Hart & Martin Krammer
hier... |
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Stelzenläufer
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6 Figuren die an ihrer Balance
arbeiten. Also ihre Position aufgeben mit 2! sicheren Beinen auf
der Erde zu stehen, um mehr Spielraum zu haben, um neues Terrain
zu erkunden, der Neugier und der Entwicklung Vorschub zu leisten.
So wie wir das auch machen - mit Standbein und Spielbein - immer
beim Gehen- ein Bein für die Sicherheit und das Gewicht ein Bein
für den Fortschritt und das Neue. War unser Schritt gut wird das
Spielbein zum Standbein und unserer neuen Position - bis zum
nächsten Schritt und immer so weiter.
Solchermaßen betrachtetes Gehen scheint mir doch eine gute
Metapher für Entwicklung und Balance im Leben in dem wir immer
mal wieder einen Standpunkt aufgeben müssen oder wollen um eine
Balance zu finden.
Die Stelzen der Figuren geben diesem Thema in ihrer vertikalen
Überhöhung nur noch einmal den expliziten Ausdruck. |
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Gravurtafeln
Ursprünglich wollte ich
Entwurfsskizzen zu den Skulpturen zeigen, doch im Laufe der
Beschäftigung mit dem Thema der Stelzenläufer entwickelten sich
eigenständige, von den ausgeführten Figuren unabhängige
zeichnerische Arbeiten. Ab und zu tauchen auch einige
Ausgangsskizzen der ausgestellten Figuren in den Gravurtafeln auf.
Sozusagen als verbindende zweidimensionale Referenz an die
Objekte.
Für mich war es wichtig die Zeichnungen als Relief auszuführen,
wie eine "Felsritzzeichnung" in der archaischen Wand des
Karners, um einen dichteren Bezug herzustellen zwischen dem ganz
speziellen Ort und den Arbeiten.
Die Umsetzung wurde von der Firma Trotec gesponsert, die sich
dankenswerter Weise auf das Experiment einließ, die
Lasergravurtechnik erstmalig im künstlerischen Bereich und in
diesen Formatgrößen anzuwenden.
(Martin
Krammer)
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Polystyrol Kisses
"sie schauen uns an, von
irgendwo anders, berühren die Grenze ihres Raums, kommen so nahe
wie möglich und bleiben hinter der Membrane zwischen hier und
dort."
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Entstanden sind diese Photo-Objekte
aus einer Serie von Photographien, bei denen ich die Modelle
aufgefordert habe eine Glasscheibe zu küssen und so gleichzeitig
eine Person wie eine Raumgrenze abbilden konnte. Die Ausdrucke der
Portraits wurden 3-dimensional in einem durchscheinenden
Polystyrolkörper montiert um den Raum der Figuren besser zu
definieren.
(Martin
Krammer) |
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17.
September 2006
"OSSA", Lesung
Margareta Mirwald
mit
Live-Musik
Michael Fischer &
Christian Hart
Margareta Mirwald
Michael Fischer
Christian Hart
Über Improvisation
und Musizieren:
In unserer heutigen Kultur ist es leider so, dass Improvisation den
Geruch des Halbseidenen und Unfertigen hat. Es wird dabei vergessen,
dass Improvisation die älteste und weltweit am weitesten verbreitete
kulturelle Praxis ist - vor allem in der Musik. Die Ideologen der
Verschriftlichung haben uns weis gemacht, dass nur das von Wert ist, was
schriftlich fixiert, also "komponiert" wurde.
Ist auch kein Wunder, denn schriftlich Fixiertes kann man kontrollieren
und archivieren (also quasi "wegsperren") - spontan
Entstehendes kommt aus der (individuellen) Freiheit und ist somit nahezu
unkontrollierbar.
(Christian
Hart)
Webseite von
Christian Hart hier...
Michael Fischer hier...
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Das
Ausstellungsthema "LEBENsGESTALTEN" beleuchtet
Extremsituationen des menschlichen Lebens und unseren Umgang
damit.
Die
Texte von
Margareta Mirwald befassen sich mit Begegnungen, mit dem
Wandel, der Transformation.
Teils monoton, teils ekstatisch liest, rezitiert, singt die Autorin
die einzelnen Programmpunkte, jeweils begleitet, akzentuiert oder
im Dialog mit den beiden Musikern Christian Hart (E-Gitarre,
electronic devices) und Michael Fischer (Violine, Sopransaxophon).
Beginnend mit einem Märchen von einem ungewollten Kind und einer
Hexe ("FEUER"),
in dem ein fast spielerischer Zugang zum Tod
gefunden wird, über die Geschichte einer Reise mit einem
unerwarteten Schlusspunkt ("DYS
EVRO") bis hin zu "OSSA",
einer Gruppe von drei Texten, in denen es um Kriegsgeschehen geht,
wird ein weiter Bogen gespannt, der auch ohne genaues
Textverständnis durch die Intensität der Sprache, des Sprechens
und der Musik auf die Zuhörer wirkt.
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In "OSSA"
(lat. Gebeine) wird zuerst ein unverständliches Gestammel und
Gezische und Stöhnen herausgestoßen, das auf ein Erlebnis von
Margareta
Mirwald
an der mazedonisch-albanischen Grenze zurückgeht,
bei dem am Nachbartisch offensichtlich über den Kosovo-Krieg in
einer ihr unverständlichen Sprache gesprochen wurde.
Sie schrieb die Laute mit und konnte damit die
Aufregung und das Entsetzen ohne eigentliche Worte vermitteln.
Der zweite Text ist ein lateinischer "Schultext" von
Ovid in gebundener Sprache (Hexameter), indem es um die Schlacht
von Troja geht. Durch die Wechselwirkung der akzentuierten Sprache
und der Töne und Geräusche vermeint man, "dabei zu
sein" und das Schlachtgetümmel und die Todesschreie der
Kämpfer zu vernehmen.
Der dritte und längste Text ist aus Tacitus
"Annalen 1. Buch", in dem geschildert wird, wie 3 Jahre nach
der Schlacht am Teutoburger Wald die menschlichen Überreste am
Schlachtfeld nicht mehr nach Nationalitäten zu unterscheiden sind
und schlußendlich alle Knochen auf einen Haufen geschoben und
gemeinsam bestattet werden. Hier werden einzelne deutsche Worte
und Sätze in den lateinischen Text eingefügt.
Präzise und einfühlsam improvisierend treten die beiden Musiker
mit ihren unterschiedlich gehandhabten Instrumenten dazu, blenden
sich wieder aus, begleiten die Worte, verstärken sie, wirken
lautmalerisch mit und erzielen dadurch eine fast unheimliche
Dichte und Spannung im Raum. Nach etwas mehr als einer halben
Stunde ist "der Spuk vorbei", aber man hat den Eindruck,
der Raum zittert noch nach vom eben Er- und Durchlebten.
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Margareta Mirwald, Christian Hart und
Michael Fischer lassen mit
diesem Abend eine archaische Form des Erzählens und
Improvisierens wieder aufleben, bei der der Inhalt zwar feststeht,
alles andere aber den Erzählern/Interpreten offen bleibt. Dadurch
wird der jeweiligen Situation (Publikum, Raum etc) angepasst der
Inhalt bestmöglich vermittelt und eine über die Grenzen des
Intellekts hinausgehende gefühlsmäßige Erfassung möglich.
Das Publikum dankt mit langem enthusiastischen Applaus und wird
mit einigen rein instrumentalen Zugaben belohnt, die einen
ungewöhnlichen und intensiven Abend im Karner ausklingen lassen.
(Text Doris Frass, Fotos Gerhard Metz) |
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21. September 2006
Quatembergebet
im Karner
Mit dem Quatembergebet und der Quatembersammlung
unterstützen wir Menschen in der sogenannten "Dritten Welt".
In Wirklichkeit gibt es aber nur "Eine Welt", eine Erde
auf der alle Menschen ihre Heimat haben. Wir möchten dieses
Miteinander, diese "eine Welt" bewusst leben. Mit
den Geldspenden werden folgende Projekte unterstützt:
Nigeria:
Menschen in Nigeria erhalten "Hilfe zur Selbsthilfe"
in Form von Wasserfiltern, Ackerbau und Bildung von
Genossenschaften. Die Selbstverwaltung und Selbsterhaltung wird dabei
besonders angestrebt.
Mexico City:
Am Rande von Mexico-City gibt es riesige "Mülldeponien",
wo die Ärmsten der Armen Müll sammeln, wiederverwerten und
leben. Jugendliche werden vor Ort betreut und in einem
Ausbildungsnetz aufgefangen.
Südindien
In Südindien sind Frauen noch stark unterdrückt. Deshalb unterstützen
wir besonders die Ausbildung für junge Frauen zu
Wirtschafterinnen (Näherinnen, Köchinnen).
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Quatembergebet "Glaubenszeugnis Liebe"
In der Mitte des Raumes steht eine Kerze (zwei
Bäume ineinander fließend); am Altar 3 Kerzen als Symbol der
Dreifaltigkeit.
Lied: Ubi Caritas
Lesung: Johannes:17,20-26 Jesu Fürbitte für alle
Glaubenden
Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle,
die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du,
Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns
sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben
hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen
und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit
die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso
geliebt hast wie mich.
Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir
sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir
gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung
der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich
aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich
gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und
werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt
hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.
Impuls: Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde
ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast,
in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.
Die
Liebe ist die Quintessenz unseres Glaubens. Jesus zeigt uns Gott
als den Vater, an ihn dürfen wir glauben. Auf ihn dürfen wir
bauen. Wir sind von ihm geliebt. Er ist die Kraft, die uns
lebendig sein lässt. In seiner Liebe sind wir geborgen. Das
dürfen wir glauben – das ist unser Credo – unser
Glaubensbekenntnis, dass Gott die Liebe ist.
Diese Liebe im Alltag zu leben beschränkt sich nicht nur auf die
Familie oder den Partner. Es ist besonders wichtig, in unserem Tun
die Liebe spürbar zu erleben. Wenn ich liebevoll den Tisch decke
oder dekoriere, wenn ich liebevoll die Pflanzen in meiner Wohnung
oder in meinem Garten versorge. Wenn ich liebevoll das Pausenbrot
für die Kinder vorbereite, wenn ich liebevoll den Menschen mit
denen ich arbeite begegne – dann ist das auch ein
Glaubenszeugnis.
Gottes Geist wirkt – liebevoll – aber nicht blind oder
einengend – sondern zum Wohl der Menschheit. Während der Musik
Einladung zum „Nachspüren“: Wo wirkt Gottes Geist liebevoll
in meinem Alltag?
Musik zum Innehalten: Johann Sebastian Bach, Air D-dur
Fürbitte
Vater Unser, rund um den Altar
Segen
(Vorbereitung Andrea Coulon)
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Mehr über Quatember auf www.othmar.at hier
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23.
September 2006
W.A. Mozart
Streichquartette &
Reisebriefe
Ensemble
Kammerton Wien
Für mehr Information klicken sie hier
unten/oben auf die Namen/Links
Robert Neumann,
Violine
Markus Czwiertina, Violine
Walter Heim, Viola
Doris Lücking, Violoncello
Programm: Sätze aus den Quartetten
KV 80 "Lodi"
KV 155-157 "Mailänder"
KV 465 "Dissonanzen"
Das Ensemble
"Kammerton Wien" versucht in gezielter Projektarbeit
eine alte, fast möchte man sagen speziell wienerische Musiziertradition
wieder aufleben zu lassen. Seit jeher war es üblich, dass Meister ihres
Faches von Zeit zu Zeit begabte Schüler bei sich aufnahmen und
unterrichteten. Wesentlicher Bestandteil des Unterrichts war dabei
selbstverständlich das gemeinsame Musizieren als quasi anschauliche
Quintessenz der "Lehre". Oft waren es im neunzehnten und auch
noch zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts Vereinigungen von
dilletierenden Laien, meist Ärzte oder Rechtsanwälte, oft aus dem
jüdischen Bürgertum, die als"Dilletant" im positiven Sinn
(nämlich ohne der Notwendigkeit, ihre größte Leidenschaft zur
"Profession" machen zu müssen) Musik auf höchstem
technischen Niveau und mit tiefer musikalischer Kenntnis der nächsten
Generation zu vermitteln verstanden. "Zuhören lernen" war
dabei das "Hauptfach". Den anderen und sich selbst genau
zuzuhören und dabei langsam die eigene innere Stimme kennenzulernen ist
viel schwieriger, als es zunächst scheint.
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An
diesen Abend führte uns Robert
Neumann mit seinem Ensemble
"Kammerton Wien" zur Entstehungsgeschichte
einiger ausgesuchter Streichquartette des jugendlichen Mozart.
Die ersten Streichquartette Mozarts entstanden
auf den beiden ersten italienischen Reisen zwischen 1769 und 1772.
Vater Leopold und Wolfgang, der da gerade 13 Jahre alt war,
reisten alleine und waren insgesamt mehr als 800 Tage (!)
unterwegs.
Zwischen den einzelnen Sätzen las Robert
Neumann aus Reisebriefen der Familie Mozart, die uns deutlich
machten, dass das Reisen in dieser Zeit eine äußerst
beschwerliche und unsichere Sache gewesen sein muss. Vor allem in
den lockeren Briefen Mozarts an seine Schwester Nannerl kann man
viel darüber "zwischen den Zeilen lesen".
Was die musikalische Entwicklung des
Wunderkindes betrifft, wachte der Vater auch auf den anstrengenden
Reisen, wenn der junge Wolferl "zur Entspannung", wie er
schreibt, ein Streichquartett komponierte, auf den einwandfreien
Aufbau genauso wie auf die gute Spielbarkeit. Leopold gab seinem
begabten Sohn schon früh mit, dass nur eine leicht und
unkompliziert klingende Musik auch eine gute Musik ist! Oft
besserte deshalb Leopold Mozart die Kompositionen seines Sohnes
Wolfgangs auch noch ein wenig aus oder setzte diese in eine andere
Tonart. Ein gutes Beispiel hörten wir beim Trio aus KV 80, "Lodi":
Zuerst wurde der erste Entwurf gespielt, dann die korrigierte,
sprich tiefergesetzte und daher besser spielbare Fassung.
Sehr gut herausgearbeitet wurde auch, wie
schnell Mozart, kaum war der Brenner überquert, in seinen
Kompositionen den "italienischen Barockstil" aufnahm und
auch umsetzte. Beispiele aus den "Mailänder
Streichquartetten" KV 155-157 zeigten v.a. in den schnellen
Finalsätzen diesen typischen, stark verzierten Stil.
Leopold Mozart versuchte mit diesen Reisen eine
Anstellung beziehungsweise Kompositionsaufträge für Wolfgang zu
bekommen. Auch auf der dritten italienischen Reise 1773 wurden sie
enttäuscht, Mozart besuchte danach niemals mehr Italien und
komponierte auch keine Opern mehr im italienischen Stil.
Um 1785, als Mozart bereits anerkannter
"freischaffender" Komponist war und in Wien lebte,
entstand das letzte Werk, das wir an diesem Abend hörten:
"Dissonanzen", KV 465. Auch hier zum Vergleich die
Rohfassung ohne Verzierungen, die schon an Beethoven gemahnt, und
dann die typisch nach Mozart klingende, gängige Version, die
Joseph Haydn zu dem bekannten Ausspruch hinreißen ließ:
"Ich kenne keinen Komponisten,… der größer ist als W.A. Mozart!"
Langer Applaus zeigte, dass die Abwechslung
zwischen Reisebriefen, Erklärungen zu Mozarts Reisen und des
Einflusses seines Vaters gemischt mit exzellent vorgetragenen
Hörbeispielen aus dem Streichquartettschaffen Wolfgang Amadeus
Mozarts das Publikum begeistert hatte.
Diese Aufführung des Ensembles
"Kammerton Wien" , das im Mozartjahr in Mödling
das einzige Mozart-Konzert ist, hätte sich wirklich viel mehr
Musikliebhaber und Zuhörer verdient.
(Text & Fotos Gerhard Metz) |
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24.
September 2006
Psychotherapie und Seelsorge -
Überschneidung oder Notwendigkeit?
mit
Dr. Barbara Mackinger
Facharzt für Psychiatrie Psychotherapeutin für
Katathym Imaginative
.
und
Pater Thomas Lackner ofm
Pfarrer von
Maria Enzersdorf und
Guardian der Franziskaner
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Einführung zur Psychotherapie:
Nach
der Begrüßung durch Doris Frass erklärte Dr. Barbara Mackinger,
Psychiaterin und Psychotherapeutin in Perchtoldsdorf, ihr Wirken und
ihre Methode der Behandlung aktueller Probleme. Sie arbeitet mit der
"Katathymen Imaginativen Psychotherapie" einerseits auf der
Ebene der Imaginationen, die die innere Situation für den Patienten
verdeutlichen soll, andererseits auf der psychotherapeutischen
Gesprächsebene.
Psychoanalyse betrieb immer eine kritische Auseinandersetzung mit der
Kirche und dem Glauben. So wurde religiöser Glaube von Wissenschaftlern
sogar als "kollektive Neurose oder religiöser Massenwahn"
bezeichnet, wobei sich die Kritik gegen religiös bedingte
Schuldgefühle und nicht gegen den Glauben selbst richtet. Dr. Mackinger
meinte auch, dass ähnlich ihrer Behandlungsmethode die Religion nicht
ohne Imaginationen (Bilderdenken) auskommen kann und zitiert Ludwig
Wittgenstein "Über was man nicht reden kann, darüber muss man
schweigen". Ihr Nachsatz dazu..."muss man in Bildern
aufarbeiten".
Sie würde sich wünschen, dass Seelsorger in der Kirche eine fundierte
psychologische und psychotherapeutische Ausbildung hätten, damit diese
in Extremsituationen gut beraten könnten. Weiters propagiert sie eine
offene Kommunikation zwischen Psychotherapeut und/oder Psychiater und
Seelsorger, ein "Weiterreichen" von Menschen, die tatsächlich
psychisch krank sind oder mit Extremsituationen konfrontiert sind.
Einführung zur Seelsorge
Pater
Thomas, Pfarrer von Maria Enzersdorf und Guardian der Franziskaner
beginnt seine Einführung mit der Begriffsbestimmung der
"Seelsorge" wie diese im Internet-Lexikon bei Wikipedia steht:
"Seelsorge ist das christlich motivierte Bemühen um die Seele des
Menschen und dessen Beziehung zu Gott".
Tatsächlich kommen aber die Wörter "Seele" und
"sorgen" gar nicht oft in der Heiligen Schrift vor. Zum
Beispiel in Mk 6,25 "Sorgt euch nicht um eure Seele". Auf der
anderen Seite gibt es in der Bibel aber sehr viele Beispiele, wie
Menschen von Gott Heilshandlungen erfahren und selbst zu Seelsorgern
werden. Von Martin Luther gibt es eine der ersten Erklärungen des neuen
deutschen Worts "Seelsorge": "Geschwisterlicher Austausch
und gegenseitiger Trost". Seit dem 2. Vatikanischen Konzil sieht
sich die Kirche als "zeichen- und heilsvermittelnd, kann jedoch das
Heil nicht selbst schaffen".
Kirchliche
Seelsorge geschieht heute in den verschiedensten Handlungsfeldern
(Gemeinde-, Krankenhausseelsorge, Notfallseelsorge, Psychiatrie-,
Telefonseelsorge, in Schulen, Beratungsstellen, in der Altenarbeit,
Behindertenarbeit, ja sogar Internetseelsorge).
In der kirchlichen Seelsorge werden die Christen mit persönlichen
Gespräch, Gebet und sozialer Unterstützung in Glaubens- und
Lebensfragen unterstützt. In der täglichen Arbeit der Seelsorge werden
seit dem 2. Vatikanischen Konzil auch Bereiche der profanen
Wissenschaft, z.B. Psychologie, Soziologie, angewandt.
Seelsorgliches Handeln ist nicht an ein kirchliches Amt gebunden. Jeder
Christ ist zur Seelsorge berufen und befähigt. Seelsorge versteht sich
als ein Beziehungsgeschehen zwischen zwei oder mehreren Personen. Im
speziellen Sinn gibt es jedoch auch amtlich bestellte Seelsorger.
Nachfolgende
Fragen und Diskussion:
In der sehr lebhaften und langen nachfolgenden Diskussion wurden von Dr.
Barbara Mackinger und Pater Thomas die Fragen der Besucher jeweils von
den verschiedenen Standpunkten der Psychotherapie und Seelsorge
beantwortet. Es waren dies Fragen wie:
- Ist Seele und Psyche das Gleiche?
- Definition und Begleitung von Schicksalsschlägen
- Werden Leute von der Seelsorge auch zur Psychotherapie verwiesen?
- Wie gehen Priester beim Beichtgespräch/Psychotherapeuten im
Therapiegespräch vor und verarbeiten dieses?
- Verhandlungs- und Gesprächspraxis bei Suizidgefährdung
Letztendlich kam zum Ausdruck, dass Psychotherapie
und Seelsorge
zwar ähnliche Bereiche abdecken, aber sehr unterschiedliche Ziele
verfolgen.
Die Psychotherapie hält dem Patienten/Klienten quasi einen Spiegel vor
beziehungsweise wirkt wie ein Katalysator der Gedanken des Patienten,
der selbst einen Ausweg aus der jeweiligen Situation erkennen und finden
muss.
Der Priester/Seelsorger gibt auch zumeist Hilfe im persönlichen
Gespräch. Wenn dabei der Gesprächspartner des Seelsorgers eigene
Schuld zum Thema macht, kann er diese im Beichtgespräch mit einem
Priester vor Gott bringen und im "Sakrament der Versöhnung"
Verzeihung erlangen. Im Anschluss ist "ein Neubeginn
möglich". Mitunter kann auch das "Sakrament der
Krankensalbung" helfen, psychische Barrieren zu überwinden und
sich einem Problem zu stellen.
(Text Doris Frass & Gerahrd Metz, Fotos Gerhard Metz)
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30.
September 2006
Kalligraph Joma Rezai
"vom diskriminierten afghanischen Hazara zum Integrierten in
Österreicher"
Aufgrund ihrer Konfession und ihrer
mongolischen Abstammung sind die Hazara nach dem Fall der
schiitischen Safawiden und der Gründung des modernen
Afghanistans, wo sie sowohl eine ethnische als auch eine
konfessionelle Minderheit sind, immer wieder Opfer von
Diskriminierung und Unterdrückung gewesen - besonders durch die
tadschikische und paschtunische Elite. Im afghanischen
Bürgerkrieg waren die Hazara immer wieder Opfer von Angriffen. So
galt 1992 ein Angriff des Tadschiken Ahmad Schah Massoud in Kabul
hauptsächlich der dort lebenden Hazara-
Bevölkerung. Während der Herrschaft der Taliban kam es mehrmals
zum Genozid gegen die Hazara.
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Sr. Katharina Deifel,
Dominikanerin
"mit Gott von einer Atheistin zur Ordensfrau"
Lesen sie hier,
Sr. Katharina über
Berufung
- Weg zu einem geglückten Leben
(Allgemeine Gedanken zur Berufung, mein persönlicher
Berufungsweg, über Orden und meinen Orden mit Adressen und
Telefonnummer)
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Nicolas Jeney,
Galerist in Mödling
"vom Wissenschaftler zum Galeristen"
Namibia:
Der Name des Staates leitet sich von der
Wüste Namib ab, welche den gesamten Küstenraum des Landes einnimmt.
Anfangs war der Name umstritten, da man durch die Namenswahl keinen der
vielen namibischen Stämme verärgern wollte. In Namibia selbst wird
vielfach noch von „Südwest“ als Kürzel für Südwestafrika
(ehemals Deutsch-Südwestafrika) gesprochen, ein Name, der bei vielen
– weißen wie schwarzen – Einwohnern geschichtliche Verbundenheit
und Heimatgefühl assoziiert. Aus den gleichen politischen Gründen
wurde 1990 auch die englische Sprache als Amtssprache gewählt, die von
kaum mehr als sieben Prozent der schwarzen Bevölkerung gesprochen wird,
wohingegen sehr viele Schwarze entweder Afrikaans oder Deutsch sprechen.
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Lebensberichte von (außer)gewöhnlichen Menschen
Kalligraph Joma Rezai -
Sr. Katharina -
Galerist Nicolas
„Ich komme aus Afghanistan. Mein Vater war in
meinem Geburtsort Mulla und ich hatte 9 Geschwister. Mein Vorname
heißt "Freitag", weil ich an einem Freitag auf die Welt
kam. Mit 7 Jahren durfte ich in die Schule gehen, die in einem
anderen Ort war, so war ich dann immer nur zum Wochenende zuhause.
Als ich 9 Jahre alt war,
flüchteten wir in den Iran nach Teheran. Auf dem Weg dorthin wurden
wir von der schiitischen Volksgruppe der Hazara von den Paschtunen
immer wieder schikanös kontrolliert und aufgehalten. Einmal konnte
ich den Vorwurf, dass wir keine gläubigen Menschen seien, dadurch
entkräften indem ich eine Sure aus dem Koran auswendig aufsagte…..
In Teheran, wo ich 10 Jahre lebte, besuchte ich
die Koranschule, d.h. studierte Theologie und wurde auch zum
Kalligraphen ausgebildet und übte diesen Beruf dort auch aus. In
Briefen bewegten mich meine Eltern wieder nach Afghanistan zurückzukehren,
dort hatte sich das Land und die Gesellschaft durch die neuen
Machthaber, die Taliban, völlig verändert…..
Schließlich mussten viele der Hazara, die ja Schiiten
sind, Afghanistan verlassen und ich flüchtete in eine Grenzstadt
an der afghanischen-pakistanischen Grenze.
Dort fasste ich den Entschluss nach Europa zu
fliehen und gelangte nach einigen Monaten ins Flüchtlingslager
Traiskirchen in Österreich."
Ich bin jetzt 3 Jahre in Österreich und habe beim
Integrationshaus in der Vorderbrühl einen Job als Portier.“ .
(Text & Fotos
Gerhard Metz) |
Rezai schrieb auf Wunsch die Namen
der Besucher zur Erinnerung mit einer
speziellen Rohrfeder auf arabisch (???).
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„Ich möchte eigentlich nicht nur von meinem
Leben erzählen, sondern über Berufung sprechen. Jeder will glücklich
sein, aber kaum jemand schafft das über eine längere Zeit. Die
Sehsucht nach Glück liegt sicher nicht in Geld, Ansehen oder
Anzahl der Lebensabschnittspartner. Jeder hat eine Berufung, weil
Gott mit jedem Menschen etwas vor hat…..
Ich selbst hatte keine religiöse Erziehung, für
meine Eltern war Religion nur "Folklore" oder Aufputz für
Feste. In den 68er-Jahren bin ich fast in das marxistische Lager
geschlittert und habe Marx und Engels ausführlich studiert und
behaupte, dass das "Axiom" sich in den Schwanz beisst.
Ich habe dann Philosophie studiert und mein Schlüsselerlebnis war
Kants "Kritik der reinen Vernunft" und die darin
aufgestellte Behauptung, dass sich Vernunft und Glaube nicht
ausschließen….
Mein Ehemann war ein "gestandener
Katholik" und wir haben einen Sohn. Ich erlebte Umkehr, vom
Atheismus zum Christentum und nach dem Kennenlernen eines
intensiven Gebetslebens studierte ich Theologie. Bevor mein Mann
an einer seltenen Autoimmunerkrankung starb, bat er mich
"einen klaren Weg zu gehen" und in einen Orden
einzutreten. Zuerst fiel ich aber vor lauter Trauer in ein
schwarzes Loch. Erst nach der Erkenntnis, dass nicht die Frage
"mein Gott, warum hast du mich verlassen" sondern
"wozu" relevant ist, tat sich für mich dieser
neue Lebensweg auf…..
Bewusst
trat ich in den Dominikaner Orden ein, weil dort immer schon auf
gute Bildung Wert
gelegt wurde und dieser Orden wie die Franziskaner aus einer
zuerst außerkirchlichen Armutsbewegung entstanden ist. So bin ich heute mit meinem "neuen Leben" sehr
zufrieden, da ich heute mein Ordensleben als "Weg zu
Gott" verstehe, indem Gott mein Leben gestaltet….“
(Text & Fotos Gerhard Metz)
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Sr. Katharina stand den Besuchern
noch für viele Fragen zu ihrem "neuen
Leben" im Orden zur Verfügung.
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„Ich stamme aus Breslau, dem heutigen Wroclaw
in Polen. 1944 flüchtete meine Familie nach Bayern, wo mein Vater
1946 gestorben ist. Meine Mutter heiratete wieder und mit meinem
Stiefvater, der Verwandte in Namibia hatte wanderten wir 1951 nach
Afrika aus. Mit einem desolaten italienischen Schiff fuhren wir
von Venedig über Aden nach Afrika….
In der Kindheit prägen uns viele Eindrücke.
Bei mir waren es "wie der Wald bei uns riecht", später
"das Gezwitscher der Vögel" oder meine erste
"Apfelsine" in Afrika, die leider verdorben war, sodass
ich jahrelang keine mehr aß. Mein Kindheitsbild von Afrika
"Wüste mit einer Palme" stellte sich aber als falsch
heraus. Mein Stiefvater war dort Beamter und beriet die Farmer an
der Grenze. Ich wollte auch einmal Priester werden, studierte dann
aber Chemie, heiratete eine Frau, die aus Ludwigsburg (Schwaben)
stammte und arbeitete dann in Freiburg, weil meine Frau nicht nach
Afrika zurück wollte….
Als Immunologe arbeitete ich 18 Jahre bei
Sandoz, bis dort 1994 die ganze Abteilung auf die Straße gesetzt
wurde. Mit 50 sagte ich mir dann, ich will nicht in der Industrie
weiterarbeiten und überlegte ob ich in Afrika eine Farm für ätherische
Öle betreiben wollte, oder Reisen nach Afrika organisieren oder
eine Art Galerie aufmachen wollte, dass heißt ein Geschäft mit
afrikanischen Waren führen wollte. Galerie war übrigens der Raum
in den Kirchen, wo sich die "weniger gläubigen"
Menschen und Händler aufgehalten haben….
Viele
sagten mir, so ein Geschäft mit afrikanischen Waren funktioniert
hier in Mödling nicht, aber mit meinem Motto "mit dem, was
da ist, soll man zufrieden sein" und nach einigen Jahren der
Anfangsschwierigkeiten bin ich jetzt recht zufrieden und merke,
dass mein Geschäft auch anderen den Boden
in Mödling bereitet hat…..“
(Text & Fotos Gerhard Metz)
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Galerie Nicolas in der
Babenbergergasse in Mödling
Nicolas ließ die feinen Töne
seiner Klangschalen im Raum schweben
und animierte die Besucher, es selbst auszuprobieren. |
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Christian Hart - Ensemble Kammerton Wien
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