Kunst im Karner - 6.-20. September 2014
ERSCHEINUNG UND GESTALT - mit Werken von Valentin Oman

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Übersicht alle
bisherigen Ausstellungen

KIK Fotos und Berichte

6. 9. 2014: Vernissage: Begrüßung D. Reiser & R.  Posch,
                 Einführung Klaus Heine, Eröffnung F. Olischer

7. 9. 2014: Filme zum Thema Gotteserscheinung
                 Tom Shadyak, Bruce Almighty - W. Ritzberger
                 Pier Pasolini, Teorema - Einführung R. Posch

12. 9. 2014 Gespräch mit dem Künstler Valentin Oman
13. 9. 2014 „Sind Christen noch Monotheisten ?“ Bilder zur
                 Dreieinigkeit Gottes, Prof. Philipp Harnoncourt
14. 9. 2014 "Die Musik ist das Knarren der Pforten des
                  Paradieses ..." Prof. Gerhard Tucek

19. 9. 2014 Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil
                 Lesung mit Wolfgang Ritzberger

20. 9. 2014 Dreifaltigkeit - Musikalisches Gotteslob für
                  3 Instrumente (Annemarie Ortner-Kläring und
                  Anais Tamisier, Violine & Ines Schüttengruber,
                  Orgelpositiv

6. September 2014
Vernissage

Begrüßung: Doris Reiser

 

& Pfarrer Richard Posch

 

Einführung: Klaus Heine

Valentin Oman:
Ecce homo (1)

Valentin Oman:
Ecce homo (2)


 

Eröffnung durch
Stadträtin
Franziska Olischer

Pressefoto

Kirchenplatz St.Othmar


Begrüßung durch Doris Reiser von Kunst-im Karner
In ihrer Begrüßung spannte Doris Reiser einen Bogen zurück zu den Anfängen von Kunst-im-Karner. Es war die Idee von Lore Schanzer im ältesten Gebäude von Mödling zeitgenössische Kunst zu zeigen. Dies war, wie Doris Reiser an Hand des alten Plakats zeigte, bereits im Advent 1973. Das stieß bei dem langjährigen Pfarrer Wilhelm Müller auf wenig Begeisterung, er konnte sich für Veranstaltungen, die ursächlich mit Kirche und Glauben nichts zu tun hatten, in einem sakralen Raum nicht anfreunden. Erst im Oktober 2004 fand dann die nächste Kunst-im-Karner Veranstaltung mit der Christusfigur von Josef Mikl statt. Lore Schanzer gewann damals Doris Reiser und Andrea Schubert als Kern-Team der Veranstaltungen der ersten Jahre. Auch das 2004 kreierte Konzept, Ausstellung österreichischer bildender Kunst mit einem Rahmenprogramm von Vorträgen, Diskussionen, Filmvorführungen, aber in den Anfangsjahren auch Workshops, blieb seit damals über die Jahre gleich. Ausdrücklich dankte Doris Reiser dem Lions- und Rotary Club für die jahrelange finanzielle Unterstützung, der Stadtgemeinde Mödling mit Bürgermeister Hans Stefan Hintner für die immer wieder großzügige Hilfe, egal ob finanzieller oder ideeller Natur, sowie Andrea Schubert und Martina Klein für die langjährige intensive Mitarbeit. Auch die produktive ökumenische Zusammenarbeit der katholischen und evangelischen Pfarrer Posch und Heine wurde erwähnt und Wolfgang Ritzberger als neuer Mitarbeiter bedankt.

nach oben Vernissage Begrüßung durch Doris Reiser - Einführung durch Klaus Heine
Begrüßung durch Hausherrn Pfarrer Richard Posch
Kaum Pfarrer in Mödling, wurde Richard Posch von Lore Schanzer gefragt, ob er er sich, im Gegensatz zu Wilhelm Müller, profane Kunst-Veranstaltungen im Karner vorstellen konnte. Der Karner selbst mit seinen uralten Fresken aus der Entstehung der Marktgemeinde Mödling unter den Babenbergergn war zu dieser Zeit 2004 immer gesperrt und nur privilegierten Besuchern vorbehalten. Er gab die Erlaubnis unter der Auflage, dass er als Pfarrer mit der Organisation nicht unbedingt eine zusätzliche Aufgabe hätte und bereute dies jetzt heute 2014, 10 Jahre danach überhaupt nicht. Im Gegenteil lobte er die eine oder andere Veranstaltung, eingebettet als Rahmenprogramm von Kunst-im-Karner als "sein persönliches Highlight" hier in St. Othmar. Heute ist Kunst-im-Karner in Mödling und in der Pfarre ein Fix-Punkt und nicht mehr weg zu denken.

Musikalische Gestaltung
Lehrerensemble der Beethoven-Musikschule

nach oben Vernissage Begrüßung durch Doris Reiser - durch Pfarrer Richard Posch
Einführung in die Ausstellung und Rahmenprogramm
Klaus Heine

Es war ein faszinierender Nachmittag, als wir Aktiven von Kunst-im-Karner uns mit dem Künstler Valentin Oman in seinem Wiener Atelier trafen.
Ob groß- oder kleinformatige Werke: seine besondere Schaffensweise war schon beim ersten Blick unübersehbar. Komplizierte Oberflächenstrukturen und Farbkompositionen erweckten den Eindruck alter Fresken, auf denen schemenhaft geheimnisvolle Gestalten auftauchen. Die Ausstellung einiger seiner Bilder hier im Karner führt wohl zu einer spannenden Korrespondenz mit den vorhandenen tatsächlich alten Fresken. Details seines Schaffensprozesses wird das Gespräch mit dem Künstler am nächsten Freitag zu Tage fördern und wohl auch Auskunft über seine künstlerischen Intentionen geben. Er gilt als Vertreter der frühen Avantgarde in Kärnten. In der Ausgestaltung einiger Kirchen hat er sich als Meister der sakralen Kunst erwiesen. Insofern wird hoffentlich das Anliegen von KiK, das Gespräch zwischen Kirche und Kunst nämlich, keine so hohe Schwelle überwinden müssen wie vielleicht bei anderen Künstlern.
 
Gegenüber allfälligen Missverständnissen sei hier noch einmal grundsätzlich bemerkt: Dieser von Kunst-im-Karner angestrebte Dialog ist einer auf Augenhöhe und von gegenseitigem Respekt getragen. Weder soll der Künstler durch unsere Begleitveranstaltungen interpretativ in eine bestimmte Richtung gedrängt noch als Garant für eine besondere Weltanschauung benützt werden. Das Kunstwerk bleibt eigenständig und unseren Interpretationen immer voraus, auch wenn wir von ihm Anregungen zu eigenem Nachdenken beziehen.

Bei Valentin Oman fordert uns eine eigentümliche Dialektik besonders heraus: Erleben wir in seinen Bildern ein besonderes Stadium des Schaffensprozesses, in dem aus der Gestaltlosigkeit Farben, Formen, Figuren sich allmählich bilden und hervortreten, zunehmend klarer und deutlicher werden, und wir Betrachter sie schon mit produktiver Anschauung in unserem Sinn vollenden, so dass sie vorlaufend zumindest in unserer Hoffnung einmal im Glanz der Vollendung erstrahlen? Oder ist es umgekehrt ganz anders? Dass also die Vollendung gewesen ist, dass die Gestalten auf dem Rückzug sind, ihre Konturen sich aufzulösen beginnen, das Bild zerbröselt und zerfällt?

Diese Ambivalenz von Erscheinung und Gestalt hat uns bei der Vorbereitung auf zwei wichtige Themen des christlichen Glaubens geführt: die Offenbarung Gottes und seine Dreieinigkeit. Die Erscheinung Gottes ist in der biblischen Tradition stets eigentümlich mit gleichzeitiger Verhüllung verbunden. Die unmittelbare Gegenwart Gottes wäre für den Menschen tödlich; er erhält den Namen Gottes und sein wegweisendes Wort. Mit Christus, dem menschgewordenen Wort Gottes, kann er umgehen. Dabei zeigt sich, dass Gott kein abstraktes Prinzip ist, sondern eine Lebensmacht, die in sich Gemeinschaft hat und Liebe ist. Die Trinitätslehre findet sich zwar so nicht in der Bibel, aber beim Nachdenken über Gottes Offenbarung war ihre Entwicklung unvermeidlich.
Wir sind gespannt auf den Vortrag von Prof. Harnoncourt, der uns Bilder zur Dreieinigkeit Gottes vorstellen wird, und freuen uns auf die musikalischen Trios, die am Ende der Ausstellungszeit von den Musikerinnen Annemarie Ortner-Kläring, Anais Tamesier (Violine) und Ines Schüttengruber (Orgelpositiv) gespielt werden. Da finden dann drei Stimmen zu einem Klang zusammen.
 
Wir hätten gern ein interreligiöses Gespräch über Gottes Offenbarung in jüdischer, christlicher und islamischer Tradition angeboten. Aber das ist uns leider nicht gelungen. Stattdessen wird Prof. Tucek, der die musiktherapeutische Studienrichtung an der Fachhochschule Krems begründet hat, uns Gedanken über Musik und Tanz der Sufis nahebringen. Der Sufismus ist ja die große mystische Strömung im Islam.
Die andere Seite der oben erwähnten Dialektik, die beim Betrachten der Bilder Valentin Omans bewusst werden mag, soll aber nicht vergessen werden. Bei jenem Atelierbesuch las ich auf der Rückseite eines Gemäldes von Valentin Oman den handschriftlichen Satz: Sic transit gloria hominis. So vergehen Glanz und Herrlichkeit des Menschen! Aus einer Dokumentation dieses Vergehens wird Wolfgang Ritzberger lesen: Arno Geiger „Der alte König in seinem Exil“. Der Autor begleitet seinen Vater während der fortschreitenden Alzheimer-Erkrankung. Das Ende ist zwar unausweichlich. Aber was auf diesem Weg an liebevoller menschlicher Verbundenheit aufscheint, ist zutiefst ermutigend für alle, die sich vor dieser Plage unserer Zeit fürchten.
Wo sind Spuren göttlicher Präsenz in unserer säkularisierten Welt? Zwei Filme, die morgen Nachmittag und Abend hier vorgeführt werden, versuchen sie zu entdecken: Pier Pasolini „Teorema“ und Tom Shadyak „Bruce Almighty“. Ich möchte Sie auch zu dieser Spurensuche herzlich einladen.

In den zehn Jahren des Unternehmens „Kunst im Karner“ haben wir vielleicht nicht die ganz großen Besucherzahlen erreicht. Aber die, die an diesem Abenteuer des Gesprächs zwischen Kunst und Kirche, Kunst und religiöser Überzeugung teilgenommen haben, erfuhren auch eine Vertiefung ihres Glaubens und Lebens. So spannungsreich das Verhältnis zwischen zeitgenössischer Kunst und insbesondere christlichem Glauben auch sein mag: Sie sind beide Anwälte des Menschlichen in einer von Zwecken beherrschten Welt.
nach oben Vernissage Begrüßung durch Doris Reiser, Einführung durch Klaus Heine
Eröffnung der Ausstellung
durch Stadträtin Franziska Olischer
Zuerst richtet Franziska Olischer die besten Grüße von Bürgermeister Hans Stefan Hintner aus, der leider verhindert ist. Dann bedankte sie sich bei Doris Reiser und ihren Verein Kunst-im-Karner für die Aktivitäten bestehend aus Ausstellungen namhafter Künstler der Gegenwart in Verbindung mit dem immer abwechslungsreichen Rahmenprogramm bestehend aus Vorträgen und Diskussionen. Ganz besonders ist Franzisak Olischer dafür dankbar, dass der Karner al ältestes Gebäude von Mödling und der alte "Kraftplatz" an dem er steht dadurch auch immer wieder für alle Mödlinger geöffnet ist

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(Text: kh & gm, Fotos: js & gm)

7. September 2014
Filme zum Thema Gotteserscheinung

Wolfgang Ritzberger

Valentin Oman:
Ecce homo (3)

Tom Shadyak, Bruce Almighty mit Einführung von Wolfgang Ritzberger

Die dritte Zusammenarbeit von Jim Carrey und Regisseur Tom Shadyak nach „Ace Ventura“ (1994) und „Der Dummschwätzer“ (1997) ist wieder eine schräge Komödie. TV-Moderator Bruce (Jim Carrey) ist nach einer beruflichen Niederlage total frustriert. Als er auch noch seinen geliebten Sportwagen zu Schrott fährt, explodiert seine Wut und er verflucht Gott, weil der das trotz seiner Macht zulässt.
Umgehend bekommt er eine Reaktion. Gott (Morgan Freeman) gibt ihm leihweise für eine Woche seinen Job mit allen dazu gehörigen Kräften. Bis bei Bruce Selbsteinsicht und Läuterung einkehren, muss er noch manchen Rückschlag einstecken - darf aber auch eine Reihe von aberwitzigen Proben seiner göttlichen Macht zum Besten geben.
Mit diesem Film am Sonntag Nachmittag ging Kunst-im-Karner neue Wege und könnte, so sich das herumspricht, auch neue Besucher anlocken. Ausgesucht und meisterhaft erklärt hat den Film Wolfgang Ritzberger.
Nicht nur weil Gott persönlich auftritt, ist der Film absolut sehenswert, unterhaltsam, witzig und hat die Botschaft deutlicher als jede Predigt in die Hirne der wenigen Zuschauer eingeprägt: ‘Wahres Glück erreichst Du nicht, wenn Du nur an Dich selbst denkst!’
Wer diesen Film nicht gesehen hat, ist ‘selbst schuld’ und es ist ihm etwas entgangen.
Der Hauptdarsteller darf nach Enttäuschungen über ‘Gott und die Welt’ sieben Tage lang selbst allmächtig sein (ohne den freien Willen seiner Mitmenschen zu beeinflussen). Total verrückt und - ernsthaft zum Nachdenken. Auch Liebhaber von Romantik kamen auf ihre Rechnung. (Gerald Antal Gamauf)

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(Text: gag, Fotos: gm)

7. September 2014
Filme zum Thema Gotteserscheinung

Pfarrer Richard Posch

Valentin Oman:
Ecce homo (4)

Pier Pasolini, Teorema / Einführung: Pfarrer Richard Posch

Im Mailand des Jahres 1968 gibt ein Postbote ein Telegramm an der Tür einer Villa ab, in dem für den nächsten Tag die Ankunft eines Gastes angekündigt wird. Der mysteriöse Gast, ein gutaussehender und zurückhaltender junger Mann, liest Arthur Rimbaud und bewegt sich ungezwungen im ganzen Haus. Nacheinander erliegen alle Familienmitglieder seiner Faszination: Der Industrielle Paolo und seine gewissenhafte Frau Lucia sowie die beiden Kinder und schließlich die Haushälterin Emilia, die vom Land stammt. Mit allen hat der Gast sexuellen Verkehr und leitet eine Wende in ihrem Leben ein. Nach seiner plötzlichen Abreise hinterlässt er Leere und seelisches Chaos, das Mutter, Vater, Tochter und Sohn auf unterschiedlichste und teils absurde Weise zu kompensieren versuchen. Emilia kehrt aufs Land zurück, wo sie zur meditierenden Heiligen wird. Die junge Odetta wird wahnsinnig und endet im Irrenhaus. Pietro beginnt mit abstrakter Malerei. Die bislang stets moralische Gattin lässt sich mit fremden jungen Männern ein und der Vater überlässt den Arbeitern seine Fabrik, entkleidet sich am Hauptbahnhof von Mailand und begibt sich einsam und nackt in die Wüste.

Als ich gefragt wurde, in welchem Film das Thema „göttliche Offenbarung“ zu finden wäre, ist mir der Film „Teorema“ des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini eingefallen. Mitten in das Leben der Familie eines Mailänder Industriellen bricht das „Göttliche“ in Form eines attraktiven jungen Mannes ein, dessen Besuch ein Bote mit dem Namen „Angelino“ mittels eines Telegramms ankündigt. Alle Mitglieder der Familie finden Gefallen an dem Besucher oder, wie es Enzo Siciliano in seiner Biografie über Pasolini ausdrückt, „der Fremde erobert mit seinem Körper die ganze Familie“. Dann verschwindet er wieder und sein Verschwinden treibt alle in eine Lebenskrise: Der Vater schenkt seine Fabrik den Arbeitern und zieht sich am Bahnsteig des Mailänder Hauptbahnhofs nackt aus, die Mutter lässt sich mit den nächstbesten jungen Männern auf sexuelle Abenteuer ein, die Tochter verliert den Verstand und die Sprache und der Sohn seine künstlerischen Ambitionen; das aus dem Bauernmilieu stammende Hausmädchen Emilia hingegen, verkörpert absolute Reinheit und Identifikation mit dem Göttlichen und wird als Heilige in den Himmel erhoben. „Du hast mich betört und ich ließ mich betören…“ wird im Film auch Jeremia zitiert, „sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen, so war es mir, als brenne in meinem Herzen Feuer, eingeschlossen in meinem Innern!“Jedes Mitglied der Familie erlebt das Verschwinden des jungen Mannes anders. Die Leere des bisherigen gutbürgerlichen Lebens wird allen in beunruhigender Weise bewusst. Bilder einer Wüste werden immer wieder eingeblendet, um auf diesen Ort der Leere aber zugleich eines möglichen Neubeginns nach einem völligen Bruch mit dem bisherigen Leben hinzuweisen. Der Film aus dem Jahr 1968 wurde sehr unterschiedlich rezipiert. Er wurde von der internationalen katholischen Filmkommission zunächst prämiert; die Auszeichnung wurde jedoch sehr bald wieder zurückgezogen, nachdem maßgebende Stimmen aus dem Vatikan den Film verurteilten. Neben den Ausschnitten aus dem Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart findet sich im Soundtrack auch Musik von Ennio Morricone. (Richard Posch)

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(Text: rp, Fotos: gm)

12. Sept. 2014
Gespräch
mit dem Künstler
Valentin Oman
und Doris Reiser

Valentin Oman:
Ecce homo (7)

Gespräch mit Valentin Oman
Viele Interessierte waren in den Karner gekommen um Näheres über den Künstler Valentin Oman zu erfahren. Zu Beginn erzählte er über seine Jugend in Kärnten und das Internat in Tanzenberg, das er als fast mittelloser Bauernsohn nur durch Empfehlung und finanzielle Unterstützung des Pfarrers und der Heimatgemeinde besuchen konnte. Im Gegensatz zu manch anderem Mitschüler hat er auch viele positive Erinnerungen an diese Zeit und hier wurde durch seinen Kunstprofessor auch der Grundstein für seine spätere Laufbahn gelegt. Trotz des enormen Drucks, nach der Matura das Priesterseminar zu besuchen, entschied sich Oman nach Wien zu gehen und an der Hochschule für Angewandte Kunst bei einer der ersten weiblichen Professorinnen, Hilde Schmid-Jesser, Malerei zu studieren. Geblieben ist der Kontakt zu seinen Mitschülern, die er später oft als Auftraggeber in verschiedenen Pfarren wieder traf. Sein Diplom trug den Zusatz: „Prädestiniert für sakrale Kunst“ und so begann seine Karriere mit der Gestaltung einer Verabschiedungshalle in Klagenfurt-Annabichl. Es folgten weitere Aufträge im öffentlichen Raum, die oft mit seiner slowenischen Volkszugehörigkeit oder mit kirchlichen Kreisen zu tun hatten. Ein Höhepunkt war die Rückkehr an den Ort seiner Schulzeit, die Neugestaltung des Altarraumes der neuromanischen Kirche in Tanzenberg 1986. Für die Gestaltung der großen Wandflächen entwickelte Oman eine neuartige Technik der Wandmalerei, da ihm die „frische Malerei“ nicht passend für einen „alten Raum“ erschien: die in Seccomanier aufgetragene Farbe wurde mit einem feinen Gewebe überklebt und nach der Trocknung von der Wand abgezogen. Zurück blieben Farbreste an Wand und Gewebe, beide Bildträger wurden weiter bearbeitet, wieder vereint, wieder abgezogen und so entwickelte sich ein vielschichtiges Bild mit sich überlagernden Malschichten, die auch Zufallsprodukte enthielten. Der Gesamteindruck war der einer gealterten Wandmalerei, ein Produkt des Zerfalls, des Spurenhinterlassens und der Auflösung. Genau das will Oman mit seinen Menschen-Bildern erreichen, um die Vergänglichkeit alles Irdischen zu unterstreichen, aber auch den Blick auf etwas Kommendes zu lenken. Ab diesem Zeitpunkt konzentrierte sich Oman auf die Darstellung menschlicher Gestalten, ein Großteil seines Oeuvres ist praktisch ein durchgehender Zyklus von „Ecce homo“-Bildern in unterschiedlichen Techniken, jedoch immer gleichen Formaten: 40 x 200 cm. Aneinandergereiht wie im Karner oder auch in Tanzenberg ergibt dies je nach Anzahl eine Kreuzwegmeditation oder eine Prozession oder einfach ein „Bild vom Menschen“. Diese Bilder passen sowohl in sakrale Räume als auch in Galerien, die Aussage und Interpretation hängt von der jeweiligen Umgebung und dem Betrachter ab. Oman verwendet diese Technik sowohl zur Herstellung von Wandmalereien als auch Tafelbildern, die quasi die „Schweißtücher“ der Wandmalerei darstellen. Später flossen weitere Materialien ein um auch die grafische Komponente besser einbringen zu können, die Plastizität zu erhöhen und so die Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. Valentin Oman beantwortete auch viele aus dem Publikum gestellte Fragen bezüglich Vorbildern, Kontakten zu anderen Künstlern und Herkunft. Er hinterließ einen ungeheuer lebendigen Eindruck und die Hoffnung auf viele noch zu verwirklichende Projekte.

Doris Reiser Dankt Valentin Oman

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(Text: dr & Fotos: gm)

13. Sept. 2014
„Sind Christen noch Monotheisten ?“
Bilder zur
Dreieinigkeit Gottes, Prof. Philipp Harnoncourt

Dreifaltigkeit
(Dreieinigkeit, Trinität - lat. trinitas) ist das zentrale Glaubensgeheimnis des christlichen Glaubens und Lebens
.
Gott ist gleichzeitig der eine Gott, der sich Israel offenbart hat und bis zum heutigen Tag im zentralen jüdischen Glaubensbekenntnis Schema Israel ("Höre, Israel") bekannt wird. Er ist ein Wesen in drei Personen, die alle drei gleich Gott sind: des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Der eingeborene Sohn (unigenitum, einzig geborenes "Wort Gottes") ist von Ewigkeit her vom Vater "gezeugt, nicht geschaffen" (Großes Glaubensbekenntnis). Es handelt sich hier um eine Aussage der Wesensgleichheit mit dem Vater (homo-ousios). Der Heilige Geist (der "Geist Gottes") geht aus dem Vater und dem Sohn hervor; procedenti ab utroque (wie es im Tantum ergo heißt).

Das erste Konzil, das sich mit der theologischen Ausarbeitung des Begriffes Trinität beschäftigte, war das Erste Konzil von Nizäa.

(Quelle: www.kathpedia.com)

Der größte Teil der sich auf die christliche Bibel beziehenden Religions-gemeinschaften folgt dem trinitarischen Dogma. Sowohl die westlichen (römisch-katholische und evangelische) als auch die östlichen (östlich-orthodoxe und orientalisch-orthodoxe) Kirchen haben seit dem Ende des 4. Jahrhunderts durchgehend die Trinitäts-lehre vertreten.

Das Fest der
Heiligen Dreifaltigkeit (Sanctissimæ Trinitatis) wird in der Westkirche zu Trinitatis, dem Sonntag nach Pfingsten, gefeiert. In der Ostkirche gilt das Pfingstfest selbst als Fest der Dreifaltigkeit. Die Sonntage vom Dreifaltigkeitsfest bis zum Ende des Kirchenjahrs – die längste Zeitspanne im Kirchenjahr – werden als in der evangelischen Kirche als Sonntage nach Trinitatis bezeichnet.



Heiligen-Geist-Kapelle
in Bruck an der Mur

„Sind Christen noch Monotheisten ?“ Bilder zur Dreieinigkeit Gottes
Beschäftigt hat sich Philipp Harnoncourt mit der Dreifaltigkeit schon immer, sagt er. Eigentlich seit seiner Taufe. „Ich wurde ja im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft.“ Das Thema Dreifaltigkeit sei für ihn die „Mitte des christlichen Glaubens“. Seit einem Vortrag, in dem er in zwei Stunden das Christentum erklären sollte, sammelt er Trinitätsbilder. Sie halfen ihm damals beim Erklären der komplexen Materie in der vorgegebenen Kürze der Zeit. 500 Bilder hat er mittlerweile dazu in seiner Sammlung. Was ihm dabei aufgefallen ist: Im 20. Jahrhundert sind so gut wie keine neuen Trinitätsbilder dazu gekommen. Deshalb hat Harnoncourt vor drei Jahren einen Wettbewerb zum Thema „Dreifaltigkeit“ ausgeschrieben. 420 Texte und 225 Bilder wurden eingereicht, nachzulesen im inzwischen vergriffenen Ausstellungskatalog 1+1+1=1, Graz, 2011.

Dreifaltigkeitsikone (byz.)

Dreifaltigkeitsdarstellung mit Maria Magdalena

Vision der Hildegard von Bingen
Drei-Einheit
 „Wir glauben an einen Gott, aber er ist ein Ich-, Du-, Wir-Gott. Ein Mono alleine kennt keine Beziehung. Erst wenn es ein Miteinander und ein Gegenüber gibt, ist Liebe möglich – deswegen ist im christlichen Glauben Gott die Liebe, im Islam aber „nur“ Barmherzigkeit“, erklärt Harnoncourt. Die Drei-Ein(s)heit Gottes sei das Modell für die Ein(s)heit der Kirche(n), aber auch für die kleinste gesellschaftliche Struktur, die Familie. Aber wo findet man Bilder von der Dreifaltigkeit? „Da auf den Drei-Einen getauft wird, findet man sie natürlich auch in Taufkapellen“, erklärt Harnoncourt. Dabei gebe es in den Darstellungsformen eine Unterscheidung zwischen Sinnbildern und Abbildern. „Jesus, den menschgewordenen Sohn Gottes, kann man abbilden, weil er real existiert hat. Gott Vater und den Heiligen Geist aber kann man nur zu einem Sinn-Bild machen.“ Häufig ist in Dreifaltigkeitsbildern ein gleichseitiges Dreieck Erkennungszeichen. Im Dom zu Paderborn stellen drei Hasen die Dreifaltigkeit dar. Die drei Hasenohren ergeben ein gleichseitiges Dreieck, trotzdem scheint jeder der drei Hasen zwei Ohren zu haben, also vollständig zu sein.
Ein Kopf, drei Gesichter    

Ein Kopf, drei Gesichter

Dreifaltigkeitsikone
(russ-orthodox, Rubljow)
Ein Kopf, drei Gesichter
Oft gab es auch die Darstellung von einem Kopf, aber drei Gesichtern. Es existiert ein Bild aus Mexiko, das zum Beispiel das Schweißtuch zeigt, auf dem Jesus mit einem Kopf aber drei Gesichtern abgebildet ist. Diese Abbildungen wurden aber verworfen. „Man meinte zu Recht, ein Kopf mit drei Gesichtern ist hässlich.“ Also ging man dazu über, einen Körper und drei Köpfe abzubilden, um Trinität darzustellen. „Das war aber auch nicht schön. Und aus der Überzeugung, dass Gott doch schön sein muss, hat man drei gleiche Figuren ins Bild gebracht.“ Vor allem nach dem Konzil von Trient sei man von dramatischen Bilddarstellungen abgekommen. „Gott Vater wurde als alter Mann dargestellt, Gott Sohn als junger Mann und der Heilige Geist als Friedenstaube, weil dieser ja nicht Mensch geworden ist.“

Dreifaltigkeit Hl. Familie

Dreifaltigkeit mit Krönung Mariens

Dreifaltigkeit in Darstellung eines Dreiecks
Heiliger Geist im Hintergrund
Was Harnoncourt dazu bemerkt: „Der Heilige Geist tritt in den Abbildungen mehr und mehr zurück, die Gottesmutter in den Dreieckskompositionen von z.B. Marienkrönungen dafür immer mehr in den Vordergrund, ein Umstand, der in der Diskussionen mit Muslimen immer wieder zu Problemen führt.“

Zum Abschluss des intensiven 75-minütigen Vortrages mit zahlreichen Abbildungen unterschiedlicher Trinitätsbilder präsentierte Prof. Harnoncourt seine Herzensangelegenheit, die Wiederherstellung der Heilig-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur, einem einzigartigen gotischen Baudenkmal der Dreifaltigkeitsverehrung.
(nach Gerald Gossmann in: martinus, Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt 2013/11, ergänzt von Doris Reiser
http://www.abtei-marienkron.at/
aktuell/ausstellung_dreieinheit.pdf)

Die Geschwister Harnoncourt rufen zur Rettung eines Denkmals auf
Im Oktober 2011 haben wir sechs Harnoncourt-Geschwister gemeinsam einen Aufruf zur
Wiederherstellung der Heiligen-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur an die Stadtgemeinde
Bruck als Eigentümerin, an das Land Steiermark und an das Bundesdenkmalamt gerichtet.
Wir wollen ein weltweit einzigartiges Denkmal retten. Dieser Bau soll künftig als Mahnmal zur Bewahrung der Umwelt dienen.
Mehr über dieses Projekt von Philipp Harrnoncourt und seinen Geschwistern hier...

DANKE an die Besucher bei Kunst im Karner für diese Kapelle
Spendenaufruf-Spendenbericht 2 der Heilige-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur hier...

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(Text: dr & Fotos: gm)

14. Sept. 2014
"Die Musik ist das Knarren der Pforten des Paradieses ..."
Gerhard Tucek

 

Sufismus
ist die Mystik des Islams. Der Sufi will den Koran nicht nur äußerlich verstehen und sein Leben nach ihm richten, sondern dessen "innere" Seite entdecken und dadurch die Hingabe (= Islam) an Gott vollständig erfüllen. Das heißt, dem Sufi genügen das Erfüllen der islamischen Pflichten (Die fünf Säulen des Islams) und das Halten des Gesetzes (Schari'a) nicht. Er sucht das unmittelbare Erleben Gottes, das ihn in die Einheit mit Gott führt. Der Prophet Mohammed war stets das Vorbild und wurde als der erste "Sufi" betrachtet, der ein gänzlich von Gott durchdrungenes Leben führte. Sufismus ist eine unüberschaubar mannigfaltige Bewegung ist. In der mehr als 1000jährigen Geschichte haben sich unzählige Orden und Bruderschaften gebildet, die alle ihre eigenen Methoden entwickelt haben.

Quelle:
http://www.relinfo.ch

"Die Musik ist das Knarren der Pforten des Paradieses ..."
Gedanken über Musik und Tanz der Sufis, Prof. Gerhard Tucek

Einstmals sprach unser Herr Dschelaladdin dieses:
Die Musik ist das Knarren der Pforten des Paradieses.
Darauf sprach einer von den dumm-dreisten Narren:
Nicht gefällt mir von Pforten das Knarren!
Sprach unser Herr Dschelaladdin drauf:
Ich höre die Pforten, sie tun sich auf -
aber wie die Türen sich tun zu,
das hörest du!
Dschelal-ad-Din Rumi (1207-1273) in der Übersetzung von Friedrich Rückert

Mit diesem kurzen Gedicht des im türkischen Konya begrabenen Sufigelehrten und Begründer des Mevlevi-Derwisch-Ordens Dschalal ad-Din Muhammad Rumi begann Prof. Tucek seinen Vortrag, in dem er einen kurzen, aber intensiven Einblick in eine uns Europäern sehr fremde Welt gab. Schon früh kam Tucek mit der Musik der Sufis in Berührung und tauchte immer tiefer in die Welt der (islamischen) Mystik ein. Allerdings betonte Tucek, dass Sufismus keineswegs unbedingt an den muslimischen Glauben gebunden sei, sondern sich nur auf eine intensive und stufenweise Gottessuche beziehe, die konfessionsunabhängig stattfinden könne. Es gebe sogar innerhalb des Islam einige Strömungen, die dem Sufismus eher negativ gegenüberstehen. Die rituellen Handlungen der Ordensangehörigen sind immer von Musik und Tanz begleitet, da der Gotteszugang über verschiedene (sinnliche) Ebenen gesucht und dabei der Verstand eher ausgeschaltet wird, da er für Gotteserfahrungen nicht geeignet ist. Eine große Rolle spielt dabei eine besondere Bambusrohrflöte, die Ney, deren Klang den Atem Gottes symbolisieren soll. Auch rhythmisches Trommeln hilft bei der Erreichung von Trancezuständen, welche die Erfahrung der Gottesnähe besonders unterstützen. Allerdings werden die in Gruppen agierenden Sufis von ihrem Meister wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt, da sich diese besondere Gottesnähe im Alltag bewähren muss und soll. Nur so kann das Paradies auch für andere auf Erden entstehen. Prof. Tucek erläuterte an Hand eines 18 versigen Gedichts den Ablauf eines solchen Rituals und brachte auch die 4 Stufen zur Erreichung dieser besonderen Gottesnähe. Durch die sehr poetischen Texte und Klangbeispiele verbreitete sich im Karner eine spirituelle Atmosphäre, die die Zuhörer gebannt zurückließ. Erst die unterschiedlichen und geduldig beantworteten Fragen an Prof. Tucek holten uns wieder in unsere Welt zurück.







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(Text: dr, Fotos: gm)

19. Sept. 2014
Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil

Wolfgang Ritzberger

studierte Volkswirtschaft an der Universität und Wirtschaftsuniversität Wien und hat eine Schauspiel- und Gesangsausbildung absolviert.
Er arbeitet seit 30 Jahren für, bei und mit renommierte Produktionsfirmen, führte Regie bei verschiedenen Film- u. Theater Produktionen, hat u.a den Theatersommer in Retz als Intendant geleitet, bei den Wiener-Bezirks-festwochen und im NÖ Theatersommer gespielt und inszeniert. Er war Mitglied der österreichischen Tonmeistervereinigung und ist „MediaBiz“ Chefredakteur, das größten österreichischen Branchenmagazins für die Audio- und Filmindustrie. Als Gymnasiat war Wolfgang Ritzberger schon freier Mitarbeiter des ORF, danach Redakteur und Moderator bei Ö3, in der Wissenschafts-redaktion des Hörfunks, beim Kinderfunk und beim Familienfunk von Radio Wien. 2000 Gründung der eigenen Produktionsfirma »RitzlFilm«.
(Quelle: http://www.ritzlfilm.at)

Valentin Oman:
Ecce homo (8)

Lesung mit Wolfgang Ritzberger
aus Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil
Zu Beginn begrüßte Doris Reiser Wolfgang Ritzberger, der seit über einem Jahr aktiv beim Verein und Kernteam von Kunst-im-Karner mitarbeitet. Kurz umriss sie die vielfältige Ausbildung und Berufserfahrung. (Siehe Kasten links - Vita von Wolfgang Ritzberger)

In der kurzen Einführung spannte Klaus Heine danach den Bogen von den „verfallen wirkenden Bildern“ Valentin Omans zu einem zunehmenden Problem unserer Gesellschaft, dem Umgang mit an Alzheimer erkrankten Menschen.
Mit Einfühlungsvermögen und viel Witz las Wolfgang Ritzberger Ausschnitte aus Arno Geigers „Vater-Sohn-Roman“, in dem dieser versucht, „noch zu Lebzeiten des Vaters so viel wie möglich der kostbaren Zeit festzuhalten und dabei den Ausgang offen zu lassen“. Schmerzhaft der Beginn, als sich die Geschwister Geiger nach mehreren Jahren eingestehen müssen, dass sie in einem Katz-und-Maus-Spiel gefangen sind, in dem sie und der Vater die Mäuse und die lange nicht wahrgenommene Alzheimer-Erkrankung des Vaters die Katze ist. Auch das Eingeständnis, dass diese Krankheit letztlich als Sieger aus der Auseinandersetzung hervor gehen wird, fällt allen Beteiligten schwer. Der Vater nimmt es scheinbar am leichtesten, obwohl er sicher als erster gemerkt haben musste, „was wirklich los ist“. In der Folge schildert Arno Geiger, wie hilflos es macht beobachten zu müssen, wie verzweifelt heimatlos ein Mensch sein muss, der sein eigenes Haus nicht als „Daheim“ erkennen kann oder der kein Vertrauen mehr zu den Personen seiner Umgebung haben kann, da er sie nicht wiedererkennt.
Dieser heftigen Phase folgt eine scheinbar beruhigtere Zeit, in der humorvoll und anerkennend die zwingende Logik eines „zerfallenden Gehirns“ geschildert wird, die Fehlleistungen blitzschnell in andere Zusammenhänge fügt und einfache, aber umso treffendere Aussagen zustande bringt, die dem Schriftsteller fast neidvolle Anerkennung abringen. Besonders berührend die Beschreibung aggressiven Verhaltens des Erkrankten, hervorgerufen durch übermächtige Wahrnehmung von nicht realen Bedrohungen und daraus resultierend die Verlegung des Vaters von häuslicher Pflege in ein Heim. Aber auch dort gibt es tröstliche Momente, in denen dem Sohn eine bislang unbekannte Seite seines Vaters offenbar wird.
Insgesamt ließ die intensive und spannende, dabei auch durchaus kurzweilige Lesung die Zuhörer keineswegs entmutigt oder niedergeschlagen zurück, wie man vielleicht auf Grund der Thematik annehmen könnte, sondern vermittelte einen würde- und liebevollen Umgang mit einem erkrankten Menschen, der bis zuletzt als Vater (an)erkannt werden kann.
Wolfgang Ritzberger las den Text einfach und unprätentiös und ließ so die eindringliche Sprache mit vielen Dialogen umso mehr zur Geltung kommen. Große Begeisterung des Publikums war der Lohn
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(Text: dr, Fotos: gm)

20. Sept. 2014
„Gepriesen sei die heilige Dreifaltigkeit“ – musikalisches

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Ines Schüttengruber
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Valentin Oman:
Ecce homo (10-12)

Valentin Oman:
Ecce homo (12)

Valentin Oman:
Ecce homo (13)

Valentin Oman:
Ecce homo (14)

Dreifaltigkeit - Musikalisches Gotteslob für 3 Instrumente
Annemarie Ortner-Kläring und Anais Tamisier, Violine
Ines Schüttengruber, Orgelpositiv / Musikprogramm hier...
Ein bisschen sperrig und vielleicht sogar unzeitgemäß klingend, verriet der Titel dieses Abends wenig über den vollendeten Musikgenuss, der von den drei Vollblutmusikerinnen den Zuhörern geboten wurde.

Nach den beiden dreistimmigen Kirchensonaten von Corelli und Vivaldi fragte Annemarie Ortner-Kläring fast schelmisch, ob das Publikum einen großen Unterschied wahrgenommen hätte und beantwortet die Frage gleich selbst damit, dass es einfach keinen gäbe. Mit kleinen, aber feinen Hinweisen machte sie das Publikum auf wichtige Details der mit viel Bedacht ausgewählten Stücke aufmerksam und ermöglichte so einen besonders intensiven Hörgenuss.
Es folgten Solostücke, die u.a. durch die Verwendung des (erst durch die wohltemperierte Stimmung und neue musiktheoretische Erkenntnisse der Barockzeit neu interpretierbaren) Dreiklangs eine Anspielung auf die „erst in der Dreiheit zur Einheit werdende Gottheit“ der christlichen Religion ermöglichten. Auch andere musikalische Bilder wurden erklärt: Bibers Passacaglia (span. „eine Straße entlang gehen“) zeigt z.B. durch den unbeirrbaren Basso ostinato die ständige Begleitung der Menschen durch ihren Schutzengel, meisterhaft gespielt von Anais Tamesier.
Interessant auch die kurzen, aber umso intensiveren und virtuosen Orgelsolostücke, die sowohl Bach´sche Originalversionen als auch moderne Interpretationen (fast schon Persiflagen) von Planyavsky und Biener beinhalteten und von Ines Schüttengruber souverän gespielt wurden. Max Regers aufregendes „Duo im alten Stil“ wiederum zeigte die Rückkehr des „Komponisten zwischen Avantgarde und Konvention“ zu alten Kompositionsformen in seinem Spätwerk. Ein besonderes Erlebnis war das schwierige und von Annemarie Ortner-Kläring hinreißend interpretierte Stück des zeitgenössischen lettischen Komponisten Arvo Pärt. Drei auf Wunsch des Salzburger Fürsterzbischofs einsätzige Kirchensonaten von Mozart ließen alle drei Musikerinnen brillieren und schließlich endete der Abend mit den atemberaubenden Variationen der ersten Triosonate von Vivaldi, „La Follia“ ( portug. Tollheit, Wahnsinn), deren Tanzcharakter wenig mit Kirchenmusik, aber umso mehr mit menschlicher Ausgelassenheit zu tun hat. Ein unvergesslicher Eindruck, der weit über das rein Musikalische hinaus ging und den romanischen Karner und die Bilder Valentin Omans in noch intensiverem Licht erleben ließ.

Annemarie Ortner-Kläring erklärt die einzelnen Musikstücke:

Annemarie Ortner-Kläring und
Anais Tamisier, Violin

Ines Schüttengruber, Orgelpositiv:

Musikprogramm (bitte auf das Bild klicken):

Annemarie Ortner-Kläring,
in Salzburg geboren, studierte am Mozarteum und an der damaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Franz Samohyl. 1972 beendete sie ihre Studien mit Auszeichnung und wurde im selben Jahr Mitglied des Radio Symphonie Orchester Wien. 1976 rückte sie ans erste Pult und wurde als erste Frau Konzertmeisterin in Österreich.
Mit dem RSO Wien absolvierte sie auch solistische Auftritte, unter anderem zusammen mit Jaime Laredo und Wolfgang Schulz. Außerdem ist sie Primaria des von ihr gegründeten Kläring-Quartetts, bestehend aus Stimmführerinnen des RSO, das sich insbesondere durch Produktionen zeitgenössischer Werke – unter anderem von Friedrich Cerha und György Ligeti – einen Namen gemacht hat. Sie war Konzertmeisterin des von Cerha gegründeten Ensembles „die reihe“ und wirkt regelmäßig im „Concentus musicus Wien“ unter Nikolaus Harnoncourt mit.
Seit dem Jahr 2000 leitet sie eine Violinklasse an der Franz Schubert Musikschule in ihrem Wohnort Hinterbrühl und ist künstlerische Leiterin von Camp Styria, einem Orchesterkurs für Kinder in der Südsteiermark.
Anaïs Tamisier
wurde 1983 in Avignon, Frankreich geboren und bekam im Alter von 5 Jahren ihren ersten Geigenunterricht bei Professor Chantal Rodier am Conservatoire d'Avignon. Mit 13 Jahren setzte sie ihr Geigenstudium am Conservatoire Supérieur de Paris bei Professor Suzanne Gessner fort und schloss dort 2 Jahre später mit Auszeichnung ab. Es folgte ein Studium am Conservatoire National Supérieur de Musique de Lyon (Marianne Piketty, Pavel Vernikov). Weitere wichtige Impulse erhielt sie von Petru Munteanu (an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg), Michael Frischenschlager (an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien), Raphaël Oleg und Rainer Sonne (Studium in Konzertexam an der Universität der Kunste Berlin), Gerhard Schulz, Vladimir Spivakov, Michèle Auclair, Roland Daugareil und Marie-Annick Nicolas. Anaïs ist Preisträgerin zahlreicher Stiftungen und Wettbewerbe in Deutschland und Frankreich und trat als Solistin in Frankreich, Deutschland, Österreich, Kanada, und China auf. 2010 konzertierte Anaïs mit dem Chamber Orchestra of Europe in Deutschland, Spanien und Frankreich unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin. Seit 2008 ist Anaïs Mitglied des Radio Symphonie Orchesters Wien (1. Geige).
Ines Schüttengruber
ist 1986 in WienerNeustadt geboren, sie legt ihre Studien in Klavier und Orgel (IGP Master und Konzertfach) mit Auszeichnung ab (Universität für Musik Wien, Orgel bei Peter Planyavsky, Klavier bei Peter Barcaba und Eugenie Russo). 2011 IGP-Bakk. Cembalo mit Auszeichnung (Wolfgang Glüxam), außerdem studiert sie 2009/2010 am Conservatorium van Amsterdam.
Konzerte im In- und Ausland (in solistischer Besetzung sowie mit Duos (u.a. Sax&Orgel) und Ensembles, Liederabende, Orgel- und Klavier-Uraufführungen sowie Unterrichtstätigkeit (Klavier, Orgel, Korrepetition) im Raum Wr. Neustadt.
Lehraufträge an der Universität für Musik Wien:
2010 Korrepetition (Klasse Georg Hamann), 2012/2013 Klavier für Organisten
2013/2014 ist sie künstlerische Leiterin der Sommerkonzerte im Stift Melk.
Schlussapplaus im Karner für (v.l.n.r.)
Anais Tamisier, Annemarie Ortner-Kläring und Ines Schüttengruber:
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(Text: dr & aok, Fotos: gr & gm)

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