Kunst im Karner - 6.-21. September 2019
Johann Berger - WORTKÖRPER
Im Anfang war das Wort

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  "Knotensäule", Logo von Kunst im Karner © Kunst im Karner - St. Othmar
Übersicht alle
bisherigen Ausstellungen

 

KIK Fotos und Berichte

 6.9. Vernissage - Einführung Carl Aigner
 7.9. Jutta Henner Das Wort in der göttl. Offenbarung
 8.9. Künstlergespräch: Doris Reiser mit Johann Berger

14.9. FILM: Verstehen Sie die Beliers ?
15.9. Oberrabbiner Schlomo Hofmeister: Dabar und Logos

20.9. Margareta Divjak-Mirwald - Reitia –
        die venetische Göttin des geschriebenen Wortes

21.9. Johann Berger präsentiert die neue Broschüre
        "Wortkörper - zur Ausstellung im Karner in Mödling"

21.9. Musik im Wort-Wort in der Musik - Gespräch mit
        musikalischen Beispielen durch das Ensemble WOC &
        Otmar Bergsmann


Lebenslauf, selbstverfasst
für Kunst-im-Karner
geboren am 24.9.1941 in Kassel. Studium der evangelischen Theologie in Bethel/ Bielefeld, Wien, Göttingen und Bonn. Assistent an der Ev. theol. Fakultät der Universität Wien. 1971 Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über den Straßburger Reformator Martin Bucer. Von 1971 bis 2007 Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Mödling. Zwei Jahrzehnte Leitung des Evang. Bildungs-werks Niederösterreich, einige Jahre Senior (Stellver-treter des Superintendenten) und Abgeordneter zur Synode. Verleihung des Großen Ehrenzeichens des Landes Niederösterreich. Gemeinsam mit dem schon verstorbenen Pfarrer von St. Othmar (und späteren Dompropst von Wiener Neustadt) Prälat Wilhelm Müller hat er sich um Wachsen des ökumenischen Lebens in Mödling bemüht. Im Zusammenhang mit der 1100 Jahr Feier der Stadt Mödling erhielt er 2003 den Ehrenring der Europastadt. Durch die großen Ausstellungen der Documenta in Kassel seit der Jugend zur Auseinander-setzung mit moderner Kunst provoziert, fragt er nach der religiösen Dimension von bil-dender Kunst. Er hat großes Interesse an dem Gespräch zwischen Kunst und Kirche und engagiert sich seit der Pensionierung 2007 verstärkt im Verein "Kunst im Karner".

Nachruf Dr. theol. Klaus Heine / Erinnerungen an Klaus Heine

Gerade einmal 6 Jahre ist es her, als Klaus Heine, Andrea Schubert und ich gemeinsam  Valentin Oman in seinem Atelier in Wien besuchten um zu überlegen, welche Bilder für eine Ausstellung im Karner in Frage kämen. Bei jenem Atelierbesuch las er auf der Rückseite eines Gemäldes den handschriftlichen Satz: „Sic transit gloria hominis.“ So vergehen Glanz und Herrlichkeit des Menschen! Und Klaus Heine machte eine Bemerkung, die wir alle nicht sehr ernst nahmen – „…wie schnell das doch gehen kann….“
Schnell ist es nun wirklich gegangen, und wir können es noch gar nicht richtig fassen: Klaus ist nicht mehr da, kann nicht mehr angerufen oder befragt werden zu gerade bewegenden Themen oder auch zu organisatorischen Kleinigkeiten….. Er kann uns zwar nicht mehr mitreißen mit seinen Ideen und Querverbindungen, die er mit seinem enormen Wissen und seiner Lebenserfahrung ständig neu herstellte und punktgenau zu formulieren wusste, aber seine Begeisterungsfähigkeit und seine Gedanken werden uns weiter begleiten und uns helfen, auch „Durststrecken“ durchzuhalten und nicht gleich aufzugeben.
Auferstehung Jesu Christi - Mythos oder Geschichte? © Kunst im KarnerBei jedem neuen Künstler oder jeder Künstlerin hatte Klaus Heine sofort eine Vision, wohin die Reise gehen sollte, was der eigentliche Kern der Aussage sein sollte. Bei einer Ausstellung war dies aus mehreren Gründen besonders zwingend: als Hermann Nitschs „Auferstehungsbild“ den Karner 2010 mit seiner gelben Farbe förmlich überflutete. Einerseits war es dieses zentrale Thema des christlichen Glaubens, andererseits die sehr widersprüchliche Person des speziell in christlichen Kreisen umstrittenen Künstlers und nicht zuletzt die Feier des Evangelischen Kirchentags Niederösterreich, die mit dieser Ausstellungseröffnung einherging, die Klaus Heine in besonderer Weise herausforderte, aber auch zu einem sehr persönlichen Bekenntnis seines eigenen Auferstehungsglaubens bewog:
„Bei den Aussagen über die Auferstehung geraten wir schnell an die Grenzen dessen, was wir seriös über das neue Leben sagen können. Wesentlich ist die unverbrüchliche Gewissheit, dass Gott, an den ich glaube, der um unsertwillen Mensch geworden ist, sich dem Tod ausgesetzt hat und in seine Herrlichkeit zurückgekehrt ist, mich auch im Tod, wenn ich mich
selbst verliere, nicht fallen lässt, sondern zu seinem ewigen Leben beruft.“ Dies schrieb er selbst in der Zusammenfassung seines theologischen Gesprächs mit Pfarrer Richard Posch zum Thema „Auferstehung Jesu Christi – Mythos oder Geschichte“.
Und ein Glaubender war er, auch wenn es ihm in den Monaten der Krankheit manchmal schwer gefallen sein mag, darüber zu sprechen, - auch wenn die Beschwerlichkeiten des „irdischen Todeslebens“ überhand nahmen, blieb doch die Hoffnung auf „das andere Leben“ nach der Auferstehung, die er als „Einbruch der neuen Welt Gottes in diese alte Welt“ sah.
In unserem Glauben hat Klaus sein Leben nun in Gott vollendet und kann IHN in seiner Herrlichkeit schauen und daran teilhaben.
Für Dein Wirken hier in Mödling und speziell bei KUNST IM KARNER wollen wir Dir, lieber Klaus, aus ganzem Herzen danken. Wir hoffen, dass es gelingen wird, in Deinem Sinn weiter zu arbeiten und Kunst als einen der Wege zu Verkündigung und Auseinandersetzung mit unserem Glauben zu sehen und zu begreifen.
Deiner Familie und der Evangelischen Kirche in Mödling sprechen wir unser tiefempfundenes Beileid aus!
Doris Reiser und das Team von KUNST IM KARNER

Freitag,
6. September 2019


Annemarie
Ortner-Kläring


Doris Reiser

Carl Aigner

v.l.n.r: D. Reiser,
J. Berger & C. Aigner

mehr ausgestellte
Wortkörper hier:

Vernissage
Schon vor dem eigentlichen Beginn der Vernissage kamen viele Besucher, um die ausgestellten Objekte von Johann Berger im Karner und auf dem Kirchenplatz in Augenschein zu nehmen und eine große Neugierde und steigende Begeisterung war spürbar. Im Karner erklang dann der erste Satz „Dolce“ aus der 7. Fantasie in Es-Dur von Georg Philipp Telemann, wunderbar interpretiert von Prof. Annemarie Ortner-Kläring, der langjährigen Konzertmeisterin des RSO Wien.

Nach den Begrüßungsworten von Kunst-im-Karner-Obfrau Doris Reiser, die erfreulich viele Vertreter der Stadtgemeinde,Freunde des Künstlers sowie treue Besucher der Veranstaltungsreihe willkommen heißen konnte, sprach Kulturstadtrat Stephan Schimanowa zu den ausgestellten Werken und betonte, dass der Mensch nur durch die Kunst Anteil an der Göttlichkeit haben könne.
Nach dem 2. Satz „Allegro“ der Violinfantasie gestaltete Carl Aigner vom Museum Niederösterreich die Einführung in Form eines Dialogs mit dem Künstler und stellte klar, dass das dreidimensionale Gestalten, sei es nun in Form von Skulptur oder Plastik die erste künstlerische Tätigkeit gewesen sei, die der aufrechtgehende Mensch mit den nun freigewordenen „Werkzeugen“ seiner Hände geschaffen habe und dass es wissenschaftlich immer mehr vertreten werde, dass erst dieses „Begreifen“ letztendlich auch zur Entwicklung der Sprache und von „Begriffen“ geführt habe. Johann Berger kehrt den Vorgang quasi um und macht aus (abstrakten) Wörtern wieder begreifbare Objekte.
Nach dem sehr berührenden „Largo“ und dem abschließenden „Presto“ der Solofantasie eröffnete Bürgermeister Hans Stefan Hintner die Ausstellung mit launigen Worten und betonte die Wichtigkeit und Wertigkeit der Ausstellungen der Reihe „Kunst im Karner“ und bedankte sich herzlich bei allen Beteiligten für das Zustandekommen.

v.l.n.r.: Kulturstadtrat Stefan Schimanowa, Vizebürgermeister Gerhard Wannenmacher, Annemarie Ortner-Kläring, Pfarrer Richard Posch, Johann Berger, Bürgermeister Hans Stefan Hintner und Obfrau von Kunst-im-Karner Doris Reiser
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Text: dr, Fotos: gm, cb & js

 
   
Samstag,
7. September 2019


Dr. Jutta Henner

über die Bibel:
Gott spricht am Anfang, zu seinem Volk, zu den Propheten und zum Volk durch die Propheten, und zwar Worte, die die Menschen im Innersten angesprochen haben. Daher werden sie weitererzählt, aufgeschrieben, einander zugesagt.

Das Wort wird Fleisch, wenn es angenommen wird, dass die Menschen es hören – siehe auch Mt 25.

Das Wort (d.h. die Bibel) ist mehr als bloß eine Aneinanderreihung von Buchstaben: Gott ist für uns, bei uns und mit uns. (=Menschenfreundlichkeit Gottes.)

In der Bibel können wir dem lebendige Gott begegnen, Jesus ist die Mitte der Schrift, und der Geist ist notwendig, dass diese alten Worte uns ansprechen. Und es sind begeisterte Menschen wichtig, die diese Worte weitersagen, auslegen und erzählen.

Die Bibel ist in 3988 Sprachen noch nicht übersetzt.

Und das Pfingstereignis ist quasi ein Kontrapunkt zur babylonischen Sprachverwirrung.

Dr. Jutta Henner Das Wort in der göttlichen Offenbarung
„..und das Wort ist Fleisch geworden..“

Johannesevangelium 1: „Im Anfang war das Wort…“ – Goethes Dr. Faust versucht dieses Wortzu übersetzen und kommt zu mehreren Antwortmöglichkeiten in der deutschen Sprache, die im Gegensatz zum Griechischen und besonders dem Hebräischen sehr wenig flexibel ist. Er kommt auf „Sinn“, „Kraft“, „Tat“. Und diese Ausdrücke passen sehr wohl zu diesen Evangelienversen, die auch, wie die evangelische Bibelwissenschaftlerin erklärt, aus dem Lieblingsevangelium Luthers und der Ostchristen gehören. Vers 14:“Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt….“ Ließe sich aus dem Griechischen besser mit „…hat unter uns sein Zelt aufgeschlagen…“ übersetzen. Gott begleitet sein Volk und ist in einem mobilen Zelt der Begegnung für sie da. Gott ist da, er spricht auf Augenhöhe mit den Menschen, er wird im NT „Fleisch“ in Jesus.

Der rote Faden in der Bibel, diesem „mehrstimmigen Gesang“ ( vatikanisches Zitat): Gott spricht vom Anfang bis zum Ende (Psalm 115: die Götzen reden nicht)- in der Bibel 180 mal. Vor allem Aufschreiben steht das gesprochene Wort. Im AT in der Genesis steht neunmal „..Gott sprach…“, Worte, die etwas bewirken und bewegen ( Kraft, Tat ), verändern alles. Er hat die Welt geschaffen, „gut“, „sehr gut“. „Und es geschah“. Gott ist auf Kommunikation mit den Menschen als sein Ebenbild aus (Text aus dem 6. Jh. V. Chr.). Er spricht auch unbequeme Worte ( in älteren Texten ), „Adam, wo bist du?“, er spricht auch zu den beiden, die sich den dauerhaften Aufenthalt im Paradies verpatzt haben, zu Kain, zu Noah – er soll einen Kasten als Schutz bauen (Arche). Als Er zu Abraham spricht, gibt es Gabe und Aufgabe, Zuspruch und Anspruch. Zu Mose spricht Gott auch, also zu einem flüchtigen Affektmörder. Er redet mit ihm von Angesicht zu Angesicht, auf Augenhöhe – wie zu einem Freund (Luther). Auch die Propheten erfahren diesen Zuspruch und Anspruch Gottes zu ihrer Berufung und reagieren verschieden, zB: Elia, der im Übereifer sogar seine Kompetenzen überschreitet und die Baalspriester umbringt, zum Horeb flieht und seinen Aufenthalt mit einem Wortschwall rechtfertigt.

Hebräerbrief: Nach dem Alten Testament hat Gott zu uns durch den Sohn gesprochen – somit schließt sich der Kreis. Fleisch, griech. Sarx - da spielt Verwesung mit.
Die Vergänglichkeit und das ewige Wort kommen zusammen. Gott stellt seine Kommunikation mit den Menschen auf eine neue Stufe – als Einer. Gott ist ganz und gar mit uns. Die Bibel mit ihren fünf Millionen Wörtern hat das Potential zu Gottes Wort zu werden. Wichtig ist diese Trias von Hören, Vertrauen und Gehorchen. Jesus spricht uns auf Augenhöhe an, hat (neu)schöpferische Kraft („…folge mir nach…“, „….Menschenfischer….“ ). Glaube setzt in Bewegung – Tat, muss sich in der glaubwürdigen Tat bewahrheiten. Dtn.: Wo immer Gott spricht – „Es ist euer Leben“.

Nach dem tollen Referat von Frau Dr. Henner gab es noch eine angeregte Diskussion und Austausch mit Johann Berger.

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Text & Fotos: js

Sonntag,
8. September 2019


Johann Berger

Wortkörper:

Künstlergespräch
Doris Reiser im Gespräch mit Johann Berger
Im Gespräch mit dem Künstler Johann Berger versuchte Doris Reiser zunächst die Wurzeln seiner künstlerischen Tätigkeit zu ergründen. Der Besuch eines musisch-pädagogischen Gymnasiums und das Studium des Lehramts für Bildnerische Erziehung und Technisches Werken unterstützte zwar das Interesse an künstlerischen Techniken , aber erst die berufliche Tätigkeit in einem Verlag und die erste Bekanntschaft mit der damals neuen Computertechnik brachte ihn zur Verknüpfung von Kunst und neuer Technologie. Es folgten Lehraufträge zu diesen Themen an der Kunstakademie und eine intensive Auseinandersetzung mit den neuen Möglichkeiten, die rasch immer weitere Gestaltungsbereiche erschlossen. Die Arbeit als Grafikdesigner vertiefte das Interesse an Typografie und Schriftkultur, dazu kam die Beschäftigung mit der Literatur zur hebräischen Überlieferung, sowie ein steigendes Interesse an den Grundlagen der westlichen Philosophie. Versuche mit animierten Bildsequenzen führten zu räumlichen Konstruktionen und letztlich zu „begreifbaren Begriffen“ – erste Wortkörper entstanden in Handarbeit aus Holz. Was folgte, waren viele Versuche mit fast ebenso vielen Rückschlägen in der Umsetzung der Idee mittels Computergrafik und modernen Herstellungstechniken wie CNC-Fräsen oder Lasergravuren in Glas. Doch wer Johann Berger kennt, weiß auch, dass ihn Rückschläge nicht aufhalten, sondern ganz im Gegenteil anspornen und so lässt er nicht locker, bis die Wortkörper-Objekte seinen Vorstellungen entsprechen.
Diese Liebe zum Detail wurde auch bei der Ausstellungsgestaltung sichtbar: Berger hatte nach mehreren Vorbesichtigungen im Karner einen genauen Plan, den er mit seinen Mitarbeitern penibel umsetzte: Dabei wurden die Objekte zentimetergenau positioniert, um einen Dialog der ausgestellten Arbeiten mit den architektursprachlichen Gegebenheiten des Karners zu eröffnen. Schon bei der großen Ausstellung in Mürzzuschlag im Oktober 2017 wurde der zugrunde liegende Sakralraum mit seinen Achsen quasi zum Parcours für die unterschiedlichen Überlegungen und künstlerischen Umsetzungen durch Johann Berger. Im begrenzten Raum des Mödlinger Karners wurde speziell der Begriff für „Zeit“ in Szene gesetzt, passend zur Symbolik der Vergänglichkeit allen Fleisches. Neu angefertigte Objekte sind das vierteilige Wandbild, das „Jetzt“ in vier Sprachen (deutsch, englisch, altgriechisch und hebräisch) zeigt und im Vorübergehen den kurzen Moment der Gegenwart erfahren lässt. Daneben ein Objekt, das zwei hebräische Begriffe für „Zeit“ nebeneinander in Bronzeguss mit Platinauflage zeigt und dessen glänzende Oberfläche besonders zur Berührung einlädt.
Mit launigen Worten erklärte Berger Details zur Entstehung seiner Wortkörper, die Tücken und Fährnisse der technischen Umsetzung, aber auch die Begeisterung beim ersten „Begreifen“ von neu angefertigten Objekten, die alle Schwierigkeiten vergessen lässt. Das zahlreich erschienene Publikum dankte mit langem Applaus und vielen individuellen Fragen und Gesprächen im Anschluss.
 
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Text: dr, Fotos: hb & gm

Samstag,
14. September 2019

Einführung in den
Film:
Pfarrer Richard Posch

Pfarrer Richard Posch

FILM: Verstehen Sie die Beliers ?
ist ein Komödie aus dem Jahr 2014 von Eric Lartigau mit Karin Viard, François Damiens und Louane Emera.
In der französischen Tragikomödie Verstehen Sie die Béliers? versucht ein Mädchen das richtige Gleichgewicht zwischen einem geordneten Leben mit ihrer taubstummen Familie und ihrem eigenen Glück zu finden.

Hintergrund & Infos zu
"
Verstehen Sie die Béliers?"

Für Louane Emera ist Verstehen Sie die Béliers? (OT: La famille Bélier) die erste Mitwirkung in einem Film. Bühnenauftritten hat die Nachwuchs-Schauspielerin allerdings schon so einige hinter sich gebracht, denn 2013 verfolgte ganz Frankreich, wie sie bei der zweiten Staffel von “The Voice” mitwirkte. Somit war es nur logisch, sie als Gesangs-Talent Paula zu besetzen.
Quelle: https://www.moviepilot.de/movies/verstehen-sie-die-beliers

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Fotos: gm

Sonntag,
15. September 2019


Oberrabbiner
Schlomo Hofmeister

Dabar und Logos

Unterschied zwischen dem griechischen und hebräischen Denken  Das griechische Wort für „Wort“ ist „Logos„. Es steht neben, nein, über den Dingen, die es bezeichnet und die Welt des Denkens ist völlig abgehoben und getrennt von der Realität. Das Wort „Stuhl“ zB ist nur über die willkürliche Zuordnung, dass es eben das bezeichnet, was wir als Sitzgelegenheit benutzen, mit dem Gegenstand verbunden.
Ganz anders im Hebräischen. „Dabar“ heißt Wort – und schon der Klang dieses Wortes ist drängender, bewegter, dynamischer als der des Begriffs „Logos“. „Dabar“ ist das wirkende Wort, das nicht abseits der Wirklichkeit steht, sondern selbst eine Wirklichkeit ist und Wirklichkeit schafft.

 

Dabar und Logos

Zu Beginn seines äußerst interessanten Vortrags versuchte Rabbiner Hofmeister zu erklären, warum das hebräische Wort „Dabar“ aus jüdischer Sicht nicht so einfach der griechischen Übersetzung „Logos“ gegenüber zu stellen ist. Durch die „erzwungene“ Übersetzung der Thora ins Griechische im Hellenismus versuchten die damaligen Machthaber Einfluss und Hoheit über die Religionsausübung der Juden zu gewinnen, indem die religiösen Grundlagen quasi für alle zugänglich gemacht wurden. Im Hebräischen geht es aber nicht nur um das Narrative, das in den 5 Büchern Mose niedergeschrieben steht, sondern auch um die besondere Anordnung der Buchstaben. Auch ihre Verteilung in Zeilen und Spalten ist genau festgelegt und wird seit mehr als 2000 Jahren vollkommen identisch weitergegeben. Da es im Hebräischen praktisch keine geschriebenen Vokale gibt, kann ein geschriebenes Wort aus Konsonanten je nach Zusammenhang mit unterschiedlichen Vokalen verbunden werden und so komplett andere Wörter entstehen lassen. Außerdem kann jedem Buchstaben eine Ziffer zugeordnet werden und die so entstehenden Zahlenreihen haben auch wieder ihre eigene Bedeutung und bilden eine weitere Ebene des Textes. Weiters kann auch senkrecht oder diagonal eine Buchstabenkombination erfolgen und aus den so schier unendlich erscheinenden Möglichkeiten ist praktisch jedes Ereignis aus den Buchstaben der Thora ablesbar.

Dieser Text ist für die Juden der Bauplan der Welt, in dem Gott alles festgeschrieben hat, was war, ist oder sein wird. Diese vielseitige Interpretation ist natürlich durch eine „einfache“ Übersetzung in eine andere Sprache nicht tradierbar und wird außerdem in der jüdischen Tradition durch die Schriften des Talmud mit Erklärungen, Regeln und Vorschriften weiter ergänzt und verfeinert. Der Talmud wurde durch die Diaspora notwendig, um eine Kontinuität in der Tradition zu gewährleisten. Nur diese Kombination von Thora und Talmud ermöglicht es Juden, ein gottgefälliges und gutes Leben zu leben und die Seele spirituell zu erheben. Als Jude (geboren von einer jüdischen Mutter) gehört man automatisch zum auserwählten Volk, das den Bund mit Gott akzeptiert hat und stellvertretend für die gesamte Menschheit das Priesteramt inne hat. Mit dieser priesterlichen Funktion ist gemeint, Gott zu den Menschen zu bringen und die Menschen so zu erhöhen, dass sie Gott näher kommen. Das heißt, dass sich jedes gute oder schlechte Verhalten auch auf die gesamte Menschheit auswirkt. Dabei ist es unwesentlich, ob man streng nach den Vorschriften lebt, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Verbindend mit anderen Religionen und Kulturen sind auf jeden Fall allgemein gültige ethische Grundsätze des Zusammenlebens, unabhängig von den 10 Geboten des Bergs Sinai.

Rabbi Hofmeister betonte die Schwierigkeiten in der christlichen Auffassung, dass das Christentum quasi eine Fortführung des Alten Testaments sei und diese Schrift in gleicher Weise für beide Religionen gelte. Dies sei so nicht haltbar, da die Auslegung und Betrachtungsweise des geschriebenen Worts zu unterschiedlich sei. Deswegen begrüße er den interreligiösen Dialog, der in den letzten Jahren diese zu enge Verbindung zwischen Judentum und Christentum vermeide. Die christliche Religion sei untrennbar mit der griechischen Philosophie und der griechischen Denkweise verbunden, die zwar jüdische und antike Traditionen aufgreife, sie aber inhaltlich stark verändere.

Geduldig erklärte Rabbi Hofmeister im Anschluss viele Fragen aus dem Publikum und konnte in seiner klaren und verständlichen Sprache und Argumentation viele Unklarheiten beseitigen.

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Text: dr & Fotos: js

Freitag,
20. September 2019


Margareta Divjak-Mirwald

Reitia-Fundort:

Der Fundplatz des Reitia-Heiligtums befindet sich rund 1 km südöstlich des Stadt­zentrums von Este, in der nord-italienischen Provinz Venetien.  Die Stadt Este liegt am südlichen Fuß der Euganeischen Hügel, die sich um rund 600 m aus dem oberitalischen Tiefland erheben. Wie zahlreiche andere Fundstellen im Stadtgebiet von Ese, wurde der Fundplatz des Reitia-Heiligtums bereits am Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Sie kann mit verschiedenen Funktionen in Verbindung gebracht werden, unter anderem als Flussgöttin und als Göttin des Handels wie auch der Schrift.

Quelle: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/praehist/reitia/

Reitia – die venetische Göttin des geschriebenen Wortes

In eine unbekannte Welt vergangener Tage führte der Vortrag von Margareta Divjak-Mirwald über Reitia – die venetische Göttin des geschriebenen Wortes. Die Veneter waren eine Ethnie in Oberitalien mit dem Hauptort Este, deren Sprache, die zu der indogermanischen Sprachfamilie gehört, mit den italischen Idiomen verwandt ist. Erhalten haben sich wenige Reste eines Schrifttums – ab der Mitte des 6. Jhdt. v. Chr. bis ins 2. Jhdt. v. Chr. − in einer eigenen Schrift, deren Vorbild im etruskischen Alphabet liegt und die oft boustrophedon geschrieben wurde (wie die Rinder beim Pflügen hin- und hergeführt werden). Dabei ist eine Zeile links- die nächste rechtsläufig angelegt, wobei auch die Buchstaben spiegelbildlich dargestellt werden. Die Besonderheit dieser Schrift ist ein Punktiersystem, mit dem Silben und Wörter getrennt wurden. Erhalten haben sich Relikte des Venetischen auf Grabsttelen, Bronzetafeln und interessanterweise auch auf Schreibgriffeln, auf deren Längsseiten Widmungen eingeritzt waren. Diese Griffel aus Bronze waren als Opfergaben für die Göttin Reitia gedacht, die nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ausschließlich von Frauen der Göttin dargebracht wurden, was sich aus den Widmungen erschließen lässt. In Este-Baratella war ihr ein Heiligtum geweiht, das vielleicht bedeutendste des antiken Venetiens, das nicht nur von religiöser Bedeutung war, sondern auch als Heilzentrum einen besonderen wirtschaftlichen Faktor darstellte.

Reitia dürfte eine Muttergottheit gewesen sein, die viele Funktionen in sich vereinigte. In dem Vortrag kam vor allem ein Aspekt zur Geltung, der sonst stark vernachlässigt wird – die Göttin als Schützerin der Schrift, eine Funktion, die in Anbetracht der geschichtlichen Entwicklung in Italien erstaunt, wird doch eine relativ breite Alphabetisierung in der Bevölkerung vorausgesetzt. Der Name der Gottheit scheint sich von der Wurzel * rei- abzuleiten, die auch in unserem Wort „Ritzen“ = Schreiben, bzw. im englischen Wort „write“ steckt– dann ist die Göttin die Schreiberin, bzw. diejenige die das Schicksal der Menschen niederschreibt und somit auch lenkt.

Dieser wissenschaftlich fundierte und rhetorisch gut gehaltene Vortrag von Margareta Divjak-Mirwald, die es verstand, die komplizierte Materie verständlich darzustellen, ermöglichte einen Einblick in eine Kultur, die bereits einen Höhepunkt erreicht hatte, als die Römer sich erst von der etruskischen Herrschaft befreien mussten. Sie wurde aber ab dem 2. Jhdt. v. Chr. allmählich durch die sich durchsetzende römische Zivilisation abgelöst.

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Text: jd & Fotos: gm

Samstag,
21. September 2019

Johann Berger präsentiert die neue Broschüre "Wortkörper - zur Ausstellung im Karner in Mödling"
Da Carl Aigner leider kurzfristig wegen Erkrankung sein Kommen absagen musste, stellte sich erfreulicherweise Prof. Erwin Ortner als langjähriger Freund und Wegbegleiter des Künstlers für die Präsentation der Karner-Broschüre ein. Begleitet von seiner Gattin Prof. Annemarie Ortner-Kläring wurde den Gästen im Karner so unverhofft auch noch ein musikalischer Leckerbissen auf der Violine serviert, 2 Sätze einer Telemann-Fantasie. Prof. Ortner sprach dann in einem launigen Dialog mit dem Künstler über sein Kunstschaffen und zog immer wieder Parallelen zur Musikwelt. Die Broschüre mit ausgezeichneten Fotos der Ausstellung im und rund um den Karner bringt Texte von Johann Berger zum „Raumdialog“ seiner Objekte und ein Gespräch zwischen Carl Aigner und dem Künstler zu den Wortkörpern. Doris Reiser zeigte sich sehr erfreut über diese schöne Dokumentation der 21. Kunst im Karner-Ausstellung und bedankte sich herzlich beim Künstler und allen Mitarbeitern, die diese Broschüre in so kurzer Zeit ermöglicht hatten.

          

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Text: dr & Fotos: gm

Samstag,
21. September 2019


Otmar Bergsmann


Ludus verbalis





Ensemble WOC

Musik im Wort-Wort in der Musik - Gespräch mit musikalischen Beispielen durch das Ensemble WOC & Otmar Bergsmann

Im Anschluss an die Präsentation der Broschüre zog Otmar Bergsmann mit seinem WOC-Ensemble die Besucher in seinen Bann: mit dem geschickt gewählten Stück „Wer ?“ aus der Komposition „Ludus verbalis“ von Einojuhani Rautavaara (geb. 1928) stellte er den ersten Teil seiner Gedanken zu „Musik im Wort – Wort in der Musik“ vor. Im Gespräch mit Doris Reiser kamen Fragen wie „Was war zuerst da, Sprache oder Musik ?“ oder „Was macht den Unterschied zwischen der Komposition Rautavaaras und einem Sprechgedicht von Ernst Jandl ?“ zur Beantwortung. Durch den musikalischen Werdegang von Otmar Bergsmann (Sängerknaben vom Wienerwald, Kantorenausbildung, Studium der Kirchenmusik, Mitwirkung bei vielen lokalen und auch renommierten Chören und Ensembles, Chorakademie Krems, Studium der Tontechnik etc.) hat er eine umfassende musikalische Ausbildung und vor allem Bildung des Gehörs erworben.

Dies ermöglicht ihm nun bei eigenen Vertonungen aus diesem großen Repertoire der abendländischen Kunst zu schöpfen und vielleicht unbewusst vieles aus der musikalischen Rhetorik anzuwenden, die er sich in unzähligen Proben und Aufführungen mit namhaften Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt oder Erwin Ortner angeeignet hat. Er demonstrierte das an der Vertonung des Psalms „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, ein Stück, das er für die Karfreitagsliturgie in St. Othmar komponiert hat. Das achtköpfige Ensemble ließ die Zuhörer Stück für Stück die einzelnen Verse miterleben, unterstützt durch die Erklärungen von Otmar Bergsmann. Sehr gut konnte man das auskomponierte Lachen oder Kopfschütteln nachvollziehen. Zum Abschluss erklang der ganze Psalm glasklar in der wunderbaren Raumakustik des Karners und löste großen Beifall des Publikums aus.
Kurze Hörprobe von der Aufführung hier

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Text: dr & Fotos: gm

 
   
Fotos und Berichte älterer Ausstellungen und Vorträge bei Kunst im Karner:
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