Das
Bild ist eine beeindruckende Lichtorgie in Gold und Weiß. Welche
Auferstehung ist gemeint? Die künstlerischen Produktionen Nitschs lassen
vermuten, dass er dem wilden, erschreckenden, aber doch die Lust am Leben
bejahenden Mythos des Dionysos folgt.
Er ist der antike Gott der Triebkraft der Natur, besonders aber des
Weines. Sein Vater war Zeus, seine Mutter Persephone. Zeus hatte ihn zum
König bestimmt, aber die Titanen von Hera (Ehefrau des Zeus) angestiftet,
überfielen, zerrissen und verzehrten Dionysos. Pallas Athene rettete sein
noch zuckendes Herz, das Zeus verschlang und den Sohn zum zweiten Mal
erzeugte. Die Titanen verfielen der Rache des Zeus.
Die christliche Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi folgt nur
scheinbar dem Mythos vom sterbenden und auferstehenden Gott. Auch wir
verwenden zwar zu Ostern Bilder der wiedererwachenden Natur, um den Sieg
des Lebens zu preisen. Aber der auferstandene Christus steht nicht als
tiefes religiöses Symbol für das “Stirb und werde!” der Natur. Seine
Auferstehung ist ein geschichtliches Ereignis, das die Historie nicht
fassen kann. In den Erscheinungen des Auferstandenen ragt Gottes ganz
andere neue Welt in unsere Todeswelt herein. Die einzige geschichtliche
Analogie und Korrespondenz zur Auferweckung Jesu wird unsere Auferweckung
am Ende aller Tage sein. Der Dionysosmythos ist beeindruckend, aber er
hält letztlich dem Tod nicht stand. Der Glaube an den auferstandenen
Christus trägt über den dunklen Abgrund in die lichten Gefilde ewigen
Lebens.
Dr. Klaus Heine,
aus dem
Ökumenischen Pfarrblatt, Kirche in Mödling, Ausgabe März 2010 |
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