Kunst im Karner - 11.-27. September 2009 - 
Irene Andessner
- Madonna del Arte

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  "Knotensäule", Logo von Kunst im Karner © Kunst im Karner - St. Othmar

 

Krüll- & Klosterarbeiten

 

  les paperoles des carmelites

 

 

Text zusammengestellt von Sissy Kovacs

 

Klosterarbeiten - Krüllarbeiten -
Karmelitinnen-Klöster

Klosterarbeiten als Ausdruck der Frömmigkeit © Kunst im Karner

Klosterarbeiten als Ausdruck der Frömmigkeit © Kunst im Karner

Klosterarbeiten als Ausdruck der Frömmigkeit © Kunst im Karner

Klosterarbeiten
Bezeichnung für eine Vielzahl von Arbeiten, die früher im Rahmen der Heiligenverehrung in Klöstern entstanden und oft als so genannten Geduldsarbeiten ausgeführt wurden.
Bei den volkstümlich auch als "schöne Arbeiten" bezeichneten Klosterarbeiten handelte es sich oft um Auftragsarbeiten oder aber sie waren zum Verkauf in Wallfahrtsorten bestimmt. Neben überreich bestickten Messgewändern und der  Bekleidung von Figuren wurden Klosterarbeiten häufig aus verschiedenen Objekten kombiniert, die zusammen eine Einheit bilden und meist in einem Kastenrahmen eingesetzt sind. In der Mitte befindet sich oft ein gemaltes Heiligenbild, ein Spitzenbild, eine Nadelmalerei, eine vollplastische * Wachsbossierung (z. B. ein "Wachsjesulein", eine mit Stoff bekleidete Nonnenfigur aus Wachs oder eine Klosterfrau im Schneckenhaus), ein Wachsrelief (z. B. eine Nepomukszunge oder Annahände) bzw. eine Reliquie, meist umgeben von Flechtarbeiten aus vergoldeten Drähten (Kantille), ähnlich den Filigran- und Frivolitätenarbeiten. In Verbindung mit "Gespinsten" aus Silber- oder Golddraht finden bei Klosterarbeiten manchmal auch Flussperlen und bunte Glassteine aus Glasfluss Verwendung.
(Quelle: http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_4885.html)

1) Reliquienbild, Maria in Wachs mit sechs Reliquien © Kunst im Karner

2) Bildtafel, Maria Empfängnis in Wachs, Süddeutsch (?), Ende 18. Jhdt. © Kunst im Karner

1) Reliquienbild, Maria in Wachs mit sechs Reliquien
Süddeutsch (?), Ende 18. Jhdt.

Materialien: Silberstreifen, Silberdraht, Golddraht, Goldbouillon, Goldlahn, farbige Steine, Perlen, Holz, Spiegel, Seide, Tüll, Wachs, Papier.
Stark dreidimensionaler teppichartig-dichter Einsatz aus Gold- und Silberdrahtarbeit in unterschiedlicher Wickeltechnik, besetzt mit farbigen Glassteinen. In der Bildmitte Mariendarstellung aus Wachs mit Brokatkleid, umgeben von Blüten und Blütenblättern. Die Figur wird von sechs mit Tüll bedeckten und mit Cedulae (Namensstreifen) versehenen Reliquien umgeben.

2) Bildtafel, Maria Empfängnis in Wachs, Süddeutsch (?), Ende 18. Jhdt.
Materialien: Wachs, Leinen, Baumwollstoff, Golddraht, Goldbouillon, Goldlahn, farbige Glassteine, Perlen, Pailletten.
Die Wachsbüste der Madonna ist mit gestärktem Stoff drapiert, auf der Brust eine Taube aus Papier, umgeben von floralen Formen in Drahtarbeit mit Glassteinen und Borten. Die Eckfelder in gerollter Lahnarbeit über plastischem Leder- oder Kartonunterbau reich ausgeformt.

 

3) Reliquienbild, Jesukind in Wachs mit 15 Reliquien, Süddeutsch (?), um 1800 © Kunst im Karner

4) Bildtafel, Jesukind in Wachs, Neuinterpretation von 3), Österreichisch, 2008 © Kunst im Karner

3) Reliquienbild, Jesukind in Wachs mit 15 Reliquien, Süddeutsch (?), um 1800
Materialien: Wachs, Stoff, Spitze, Silberdraht, Silberbouillon, Golddraht, Goldbouillon, Goldlahn, farbige Glassteine, Perlen, Flitter, Papier, Knochen.

4) Bildtafel, Jesukind in Wachs, Neuinterpretation von 3), österreichisch, 2008
Materialien: wie oben, ohne Knochen
Statt der Reliquien mit den Cedulae wird ein Segensspruch auf die Papierstreifen aufgeteilt.

Das zentrale Wachskindlein ist umgeben von Drahtblumen mit Glassteinen und liegt auf einem weißen, silbergeschmückten Tuch über blauem Grund. Links und rechts säulenartig angeordnet Reliquien mit Cedulae, ebenso darüber und darunter. Sehr raumgreifende, geschwungene Motive in Baldachinart über der Darstellung, eine große Halbrosette unterhalb.

Krüllarbeiten
gehören traditionell zu den "schönen Arbeiten" und werden
manchmal wieder in ihrer ursprünglichen Form angeboten. Abgesehen vom religiösen Ursprung werden sie heute auch in moderner Form aus bunten Papierstreifen gefertigt.
Es gibt derzeit zwei Bücher über Krüll-Arbeiten von Edeltraud Landgraf. Ein altes Buch in französischer Sprache ist leider vergriffen und nur mit Glück im Antiquariat erhältlich.

Krüllarbeiten und Karmelitinnen-Klöster

5) Reliquienbild, HL: Elisabeth (?) mit Bettler mit 8 Reliquien, Süddeutsch (?), um 1900 © Kunst im Karner

5) Reliquienbild, HL: Elisabeth (?) mit Bettler mit 8 Reliquien, Süddeutsch (?), um 1900
Materialien: Papier, getrocknete Blumen und Gräser, Krüll, Glassteine, Wachsperlen.
Die zentrale Darstellung ist ausgeschnitten, mit andersfarbigem Papier hinterlegt und getrockneten Gräsern und Blumen dekoriert in ovalem Papierpassepartout mit Goldbortenzier. Rundherum reiches Dekor in Krülltechnik mit Glassteinen und Reliquien mit Cedulae.

Man versteht darunter Klosterarbeiten aus Papierstreifen mit einseitigem Goldrand. Sie wurden zur Verzierung von Reliquien und Heiligenbildern verwendet und dienten den Karmelitinnen als Gelderwerb. Dieser Frauenorden war ursprünglich ein Männerorden.

115o am Karmelgebirge im heutigen Israel gegründet. Mitglieder des weiblichen Ordens werden Karmelitinnen genannt.
1452 wandten sich Beginen aus Geldern (Belgien), die einen Karmeliterpater als geistigen Führer hatten, an das Provinzkapitel in Köln um offizielle Aufnahme in den Orden. (Kardinalslegat Nikolaus v. Kues 1465).

Dies erfolgte auf Verordnung, dass sich alle weiblichen religiösen Gemeinschaften ohne eigene Ordensregel einem bestehenden Orden anschließen mussten. Sie bekamen die Erlaubnis von Papst Nikolaus V. Von Deutschland hat sich die einstige Beginengemeinschaft (Eremitagen), jetzt Karmelitinnen, rasch nach England, Frankreich, Italien und Spanien ausgebreitet. Spaltung erfolgte im 16. Jahrhundert. (Bettelorden). Reformation und Türkenkriege brachten die Schwestern an den Rand ihrer Existenz. Die Häuser konnten nur mit Mühe erhalten werden. Spaltung im 16.Jhdt.

1562 gründete Teresa von Avila ein eigenes, sehr strenges Kloster, das der "unbeschuhten Karmelitinnen", die erst 1593 päpstlich anerkannt wurden.

Derzeit gibt es ein Kloster der Theresianischen Karmelitinnen in Wien.

Detail von 1) Reliquienbild, Maria in Wachs mit sechs Reliquien © Kunst im Karner

Detail von 2) Bildtafel, Maria Empfängnis in Wachs, Süddeutsch (?), Ende 18. Jhdt. © Kunst im Karner

Detail von 3) Reliquienbild, Jesukind in Wachs mit 15 Reliquien, Süddeutsch (?), um 1800 © Kunst im Karner

Detail von 5) Reliquienbild, HL: Elisabeth (?) mit Bettler mit 8 Reliquien, Süddeutsch (?), um 1900 © Kunst im Karner

   

Sissy Kovacs © Kunst im Karner

Sissy Kovacs

A-3911 Rappottenstein (Niederösterreich), Kirchbach 63

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