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Der Karner
ist für mich untrennbar mit Tod verbunden - mit der Achtsamkeit
der Menschen gegenüber ihren Verstorbenen - für mich ist die
Aufbewahrung der Knochen im Karner ein Ritual, den Ahnen einen
festen Platz im Leben zu geben.
Der Karner ist ein Ort, von vielen Menschen mit
Scheu betrachtet und betreten (ich erinnere mich da an meine
Kindheit, wo im Heimatdorf meines Vaters zu Allerheiligen immer
die Tür des Karners einen Spalt weit offenstand und ich mit
Schaudern versuchte, einen Blick in die Dunkelheit zu
erhaschen...).
Ich sehe die Initiative KIK, Kunst - und damit
Leben in den Karner zu bringen, als absolut positive Bewegung, die
das Leben mit dem Tod in einer anderen Art in Bezug setzt.
Und einmal mehr vermittelt das Betreten eines
Karners ein Gefühl der Stille, des Abschieds, der Trauer und das
Wissen um unsere Vergänglichkeit. Unser irdisches Leben, in Bezug
zur Ewigkeit gesetzt, ist, wie es mein Mann in einem seiner
Gedichte schreibt, nicht mehr als ein "Flügelschlag der
Zeit" in dem wir versuchen, bleibende Spuren unseres Seins im
Irdischen zurückzulassen.
Mein 17teiliges Bildwerk "Gott
vertrauen" soll diese Spuren in feinsten Strukturen und
flügelartigen Gebilden darstellen, die Leichtigkeit und
gleichzeitig Kraft vermitteln, die unser Leben zu einem
wunderbaren Er-Leben machen.
Die Kugel steht als Symbol für unser Streben
hin zur Ganz-Werdung, unser Streben nach der göttlichen Einheit.
Die kreuzförmige Bildgestaltung stellt an den beiden Seiten in
jeweils 8 Teilen die Elemente Wasser und Feuer - Tod und Leben
dar. In dieser Polarität und Spannung bewegt sich unser Leben -
auch wenn wir das Bewusstsein des Todes gerne aus unseren Gedanken
verbannen.
Das dreiteilige Mittelbild führt diese beiden
Elemente in eines zusammen, vereint die Gegensätze, die sich
logisch gedacht eigentlich gegenseitig vernichten und führt
dadurch zur Einheit und Ganzheit - im Mittelpunkt befindet sich -
als Symbol der Bewusstheit des Ganz-Seins, die Kugel - ohne Anfang
- ohne Ende - Sinnbild der göttlichen Gnade, die uns - hin- und
hergerissen zwischen den Polen - im Leben in der Balance hält.
Geben wir uns diesem Gottvertrauen hin, wird das Leben ein
Er-leben, ein Staunen jeden Tag aufs Neue.
Die Kugel als ruhendes, klares Element in der
bewegten Bildfläche ist seit Beginn meiner malerischen Tätigkeit
zentrales Thema. Sie steht für Ewigkeit, Weite und das Gefühl
un-endlicher Freiheit. Freiheit, die in uns selbst begründet ist
als göttliches Geschenk. Sie steht für das Eins-Sein, die
Grenzenlosigkeit in ihrer nicht beginnenden und nicht endenden
Fläche und symbolisieren nicht zuletzt den intensiven Wunsch nach
Ganzheit und Vollkommenheit. Damit ist sie Sinnbild von Leben und
Tod - aus der Ganzheit kommen wir ins irdische Leben und kehren
nach dem Tod wieder dorthin zurück. So verkörpert die Kugel in
vielen meiner Bilder die Eizelle als Symbol für Geburt und
Neubeginn und in anderen wieder - als schwebender Ball in dunklen,
entfernten Räumen, das Weggehen aus der Polarität - also den Tod |