Wer war  


 





Danke meinem Cousin Ronald Hala, Enkel von Gustav Gruber, dem Bruder meiner Großmutter, und besonderen Dank Alfred Trötzmüller für die mühsame  genealogische Recherche. Zu Lebzeiten meiner Mutter konnte das tatsächliche Deportationsdatum, der letzte Wohnort von Minerle, aber auch nicht die Umstände des Todes ihres Bruders Rudolf nur ansatzweise geklärt werden..

Mehr über Maly Trostinec in Wikipedia
und den Seiten des DÖW
 

  Minerle?

Minerle war für meine Mutter Edith in ihrer Jugend ihre "Lieblingscousine". Da Edith ein Einzelkind war hatte Hermine, wie ihr Name in allen Urkunden vermerkt ist, vermutlich den Status der "älteren" Schwester, vielleicht sogar ein Vorbild?

Geburtsnachweise sowohl von meiner Mutter als auch Minerle sind in den Geburtsbüchern der Israelitischen Kultusgemeinde vermerkt. Vermutlich war es ein Fehler von Hermine, dass sie erst kurz nach dem Einmarsch am 12. März 1938 konvertierte und nicht schon früher. Vielleicht hat die Deportation von ihr auch mit ihrem Bruder zu tun, aber vielleicht auch damit, dass ihre Mutter das (vermutlich) schwarze Schaf der in diesen Zeiten duraus erfolgreichen Großfamilie war.

Die Familie und auch sie selbst war sich dann aber der Verhaftung ihres Bruders Rudolf der Gefahr durchaus bewusst, daher wohnte sie nicht mehr an ihrer "gemeldeten Wohnadresse" in der Mollardgasse 62, sondern in einer Gartenhütte in der Wittgensteinstraße (damals Invalidenstraße mit Zugang heute in der Otto-Jaschkastraße), die ihrem Onkel Gustav gehörte.

Wie mir meine Mutter erzählte fuhr sie oft mit der Straßenbahn ungeniert in Wien herum und mutig bis nach Mödling und besuchte sie. Vermutlich wurde sie im Sommer 1942, als die Juden Deportationen in die Vernichtungslager in Polen und Weißrussland ihren Höhepunkt erreichten, auf der Straße ohne Judenstern aufgegriffen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Sammellager Malzgasse 16 wurde Minerle im 5. von 8 Transporten in Viehwagons direkt nach Maly Trostinec transportiert, wo sie am 4. September ermordet wurde und in einem Massengrab verscharrt wurde.
(Hinweis: Dazu empfehle ich allen Interessierten das Buch "Letzte Orte" um annähernd eine Vorstellung zu bekommen, was das dann bedeutet hat.)

Meine Mutter ließ daher auf den Grabstein ihrer Eltern, spät aber doch, circa 10 Jahre vor ihrem eigenen Tod 1999 folgenden Text eingravieren:
"Minerle, geb. am 3.12.1903 in Wien, zu Tode gebracht Ende August 1942 in Malo Trostinetz, Unvergessen". Die Recherche von mir 2018, um dies zu verifizieren, gestaltete sich mühsam, da weder der Nachname (1. Ehe ihrer Mutter !) und auch nicht Geburts- oder Sterbedatum am Grabstein korrekt waren.

Der Bruder von Minerle, Rudolf Herschmann, wurde bereits im Juni 1940 von der Gestapo verhaftet und ins KZ nach Dachau verbracht. Im August dann weiter ins Vernichtungslager Mauthausen verbracht, wo er im Dezember 1941 durch Schwerstarbeit im Steinbruch ermordet wurde.
Die Mutter Rosa, die älteste Schwester meiner Großmutter Ida, überlebte beide und die Shoa und starb ziehmlich genau an dem Tag als ich im Oktober 1951 geboren wurde.

Meine Eltern Edith und Fritz durften, weil meine Mutter "jüdischer Mischling ersten Grades war, auch nicht heiraten. Siehe dazu hier unten das vom Reichsstatthalter in Wien im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers Adolf Hitler schriftliche Heiratsverbot vom 22. Jänner 1941. Es war für meine Mutter Edith eine von ihr oft erzählte "Genugtuung", dass sie handschriftlich "nichts ist endgültig" draufschreiben konnte.
Gottseidank ist nicht mehr passiert, meine Eltern mussten damals "gute Beschützer" gehabt haben.

Meine Eltern feierten, so wie ich mich erinnern konnte,  immer 3 Hochzeitstage: den "rückvergüteten", wie sie 1941 heiraten wollten, den kirchlichen im Juni 1945 und den standesamtlichen 1946, wie das alles vorbei war.

                       Zum Lesen, auch der Seite 2 auf das Bild klicken
 


Siehe Stammbaum mit weiteren Informationen:




gehard.h.metz@gmail.com im Oktober 2019
 

2020 © www.bgmweb.at