Wer war
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Minerle? Geburtsnachweise sowohl von meiner Mutter als auch Minerle sind in den Geburtsbüchern der Israelitischen Kultusgemeinde vermerkt. Vermutlich war es ein Fehler von Hermine, dass sie erst kurz nach dem Einmarsch am 12. März 1938 konvertierte und nicht schon früher. Vielleicht hat die Deportation von ihr auch mit ihrem Bruder zu tun, aber vielleicht auch damit, dass ihre Mutter das (vermutlich) schwarze Schaf der in diesen Zeiten duraus erfolgreichen Großfamilie war. Die Familie und auch sie selbst war sich dann aber der Verhaftung ihres Bruders Rudolf der Gefahr durchaus bewusst, daher wohnte sie nicht mehr an ihrer "gemeldeten Wohnadresse" in der Mollardgasse 62, sondern in einer Gartenhütte in der Wittgensteinstraße (damals Invalidenstraße mit Zugang heute in der Otto-Jaschkastraße), die ihrem Onkel Gustav gehörte. Wie mir meine
Mutter erzählte fuhr sie oft mit der Straßenbahn ungeniert in Wien herum und mutig bis
nach Mödling und besuchte sie. Vermutlich wurde sie im Sommer 1942, als
die Juden Deportationen in die Vernichtungslager in Polen und Weißrussland
ihren Höhepunkt erreichten, auf der Straße ohne Judenstern aufgegriffen.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Sammellager Malzgasse 16 wurde Minerle im
5. von 8 Transporten in Viehwagons direkt nach Maly Trostinec
transportiert, wo sie am 4. September ermordet wurde und in einem
Massengrab verscharrt wurde. Meine Mutter ließ daher auf
den Grabstein ihrer Eltern, spät aber doch, circa 10 Jahre vor ihrem
eigenen Tod 1999 folgenden Text eingravieren:
Meine
Eltern Edith und Fritz durften, weil meine Mutter "jüdischer Mischling
ersten Grades war, auch nicht heiraten. Siehe dazu hier unten das vom
Reichsstatthalter in Wien im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des
Führers Adolf Hitler schriftliche Heiratsverbot vom 22. Jänner 1941. Es
war für meine Mutter Edith eine von ihr oft erzählte "Genugtuung", dass
sie handschriftlich "nichts ist endgültig" draufschreiben konnte. |
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