Wer war
![](Hermine_Herschmann_Shoa-Opfer.png)
![](Minerle_Grabinschrift_0374_kl.JPG)
![](Rudolf_Herschmann_Bruder_Shoa-Opfer.png)
Danke meinem Cousin Ronald Hala, Enkel von Gustav Gruber, dem Bruder
meiner Großmutter, und besonderen Dank Alfred Trötzmüller für die mühsame
genealogische Recherche. Zu Lebzeiten meiner Mutter konnte das
tatsächliche Deportationsdatum, der letzte Wohnort von Minerle, aber auch
nicht die Umstände des Todes ihres Bruders Rudolf nur ansatzweise geklärt
werden..
Mehr über Maly Trostinec in
Wikipedia
und den Seiten des
DÖW
|
Minerle?
Minerle war für meine Mutter Edith in ihrer Jugend ihre "Lieblingscousine".
Da Edith ein Einzelkind war hatte Hermine, wie ihr Name in allen
Urkunden vermerkt ist, vermutlich den Status der "älteren" Schwester,
vielleicht sogar ein Vorbild?
Geburtsnachweise sowohl von meiner Mutter als auch Minerle sind in den
Geburtsbüchern der Israelitischen Kultusgemeinde vermerkt. Vermutlich war
es ein Fehler von Hermine, dass sie erst kurz nach dem Einmarsch am 12.
März 1938 konvertierte und nicht schon früher. Vielleicht hat die
Deportation von ihr auch mit ihrem Bruder zu tun, aber vielleicht auch
damit, dass ihre Mutter das (vermutlich) schwarze Schaf der in diesen
Zeiten duraus erfolgreichen Großfamilie war. Die Familie und auch sie
selbst war sich dann aber der Verhaftung ihres Bruders Rudolf der Gefahr
durchaus bewusst, daher wohnte sie nicht mehr an ihrer "gemeldeten Wohnadresse"
in der Mollardgasse 62, sondern in einer Gartenhütte in der
Wittgensteinstraße (damals Invalidenstraße mit Zugang heute in der
Otto-Jaschkastraße), die ihrem Onkel Gustav gehörte. Wie mir meine
Mutter erzählte fuhr sie oft mit der Straßenbahn ungeniert in Wien herum und mutig bis
nach Mödling und besuchte sie. Vermutlich wurde sie im Sommer 1942, als
die Juden Deportationen in die Vernichtungslager in Polen und Weißrussland
ihren Höhepunkt erreichten, auf der Straße ohne Judenstern aufgegriffen.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Sammellager Malzgasse 16 wurde Minerle im
5. von 8 Transporten in Viehwagons direkt nach Maly Trostinec
transportiert, wo sie am 4. September ermordet wurde und in einem
Massengrab verscharrt wurde.
(Hinweis: Dazu empfehle ich allen Interessierten das Buch "Letzte Orte" um
annähernd eine Vorstellung zu bekommen, was das dann bedeutet hat.) Meine Mutter ließ daher auf
den Grabstein ihrer Eltern, spät aber doch, circa 10 Jahre vor ihrem
eigenen Tod 1999 folgenden Text eingravieren:
"Minerle, geb. am 3.12.1903 in Wien, zu Tode gebracht Ende August 1942 in
Malo Trostinetz, Unvergessen". Die Recherche von mir 2018, um dies zu
verifizieren, gestaltete sich mühsam, da weder der Nachname (1. Ehe ihrer
Mutter !) und auch nicht Geburts- oder Sterbedatum am Grabstein korrekt
waren.
Der Bruder von Minerle, Rudolf Herschmann, wurde bereits im Juni 1940 von
der Gestapo verhaftet und ins KZ nach Dachau verbracht. Im August dann
weiter ins Vernichtungslager Mauthausen verbracht, wo er im Dezember 1941
durch Schwerstarbeit im Steinbruch ermordet wurde.
Die Mutter Rosa, die älteste Schwester meiner Großmutter Ida, überlebte
beide und die Shoa und starb ziehmlich genau an dem Tag als ich im Oktober
1951 geboren wurde.
Meine
Eltern Edith und Fritz durften, weil meine Mutter "jüdischer Mischling
ersten Grades war, auch nicht heiraten. Siehe dazu hier unten das vom
Reichsstatthalter in Wien im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des
Führers Adolf Hitler schriftliche Heiratsverbot vom 22. Jänner 1941. Es
war für meine Mutter Edith eine von ihr oft erzählte "Genugtuung", dass
sie handschriftlich "nichts ist endgültig" draufschreiben konnte.
Gottseidank ist nicht mehr passiert, meine Eltern mussten damals "gute
Beschützer" gehabt haben.
Meine Eltern feierten, so wie ich mich erinnern konnte, immer 3
Hochzeitstage: den "rückvergüteten", wie sie 1941 heiraten wollten, den
kirchlichen im Juni 1945 und den standesamtlichen 1946, wie das alles
vorbei war.
Zum Lesen, auch der Seite 2 auf
das Bild klicken
|