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11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle
Menschen zu retten.
12 Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen
Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt
zu leben,
13 während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten:
auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und
Retters Christus Jesus.
14 Er hat sich für uns hingegeben, um uns von aller Schuld zu
erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen, das ihm als sein
besonderes Eigentum gehört und voll Eifer danach strebt, das Gute
zu tun. |
Bild
aus dem Buch "Weihnacht - Mythos wird Wirklichkeit",
Meditation zur Menschwerdung von Christoph Kardinal Schönborn,
Tyrolia-Verlag 2006, Lizenzausgabe Johannes-Verlag, Mainz 1983.
Geburt Christi: Detail (7x8cm) des Deckels
(24x18cm) eines Reliquienkästchens (6.Jh,) aus dem Heiligen Land.
Die Höhle erinnert an die Geburtsgrotte von Bethlehem. Früher:
Capella Sancta Sanctorum, Lateran. Heute: Museo Cristiano, Vatikan
Christoph Kardinal Schönborn erklärt dort
im Kapitel "Krippe und Höhle":
Der Evangelist Lukas spricht von einem
"Futtertrog" (Lk 2,7.12) in den Maria das neugeborene Kind
gelegt hat. Unsere Darstellung zeigt ein gemauertes oder steinernes,
altarähnliches Gebilde. Soll damit versinnbildlicht werden, dass
diesem Kind von Anfang an der Weg vorgezeichnet ist, der zum Altar
des Kreuzes führt? Man hat deshalb von "Altarkrippe"
gesprochen und auf den tiefen Zusammenhang zwischen Menschwerdung
und Kreuz verwiesen:
Deutet doch schon das Johannesevangelium die
Menschwerdung als Brot-, als "Eucharistiewerdung" des
Wortes. Eine Pilgerin des 4. Jahrhunderts greift das auf, wenn sie
den Ort der Geburt Christi begrüßt: "Sei gegrüßt,
Bethlehem, ‚Haus des Brotes', wo jenes Brot geboren wurde, das vom
Himmel herabgestiegen ist (vgl. Joh 6,41). Diese Deutung wird
dadurch bestärkt, dass das Kind immer als fest eingeschnürtes
dargestellt wird: Auffällig ist die Parallele zu den Darstellungen
der Grablegung. Maria, die ihren Sohn in die Krippe legt, vollzieht,
so möchte man fast sagen, den Opfergestus der Grablegung. Was uns
wie ein zu gewagter Symbolismus erscheint, ist der ostkirchlichen
Liturgie ganz vertraut. Deutet schließlich nicht auch die Höhle
auf diesen Zusammenhang hin?
Der "Krippenaltar" und die Finsternis
der Geburthöhle sagen in eindringlicher Klarheit, was die Geburt
dieses Kindes bedeutet. Bereits in der Menschwerdung ist Christus in
die Tiefe der Todeswelt hinabgestiegen, in der "Adam", das
heißt die im "Todesschatten" lebende Menschheit, liegt.
Kann man bildlich besser die Freude über die Geburt Christi
ausdrücken als durch das lichtüberflutete Kind in der dunklen
Bergeshöhle?
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